: Edgar Rice Burroughs
: TARZAN UND SEIN SOHN Vierter Band des TARZAN-Zyklus
: neobooks Self-Publishing
: 9783750233898
: 1
: CHF 5.60
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: Erzählende Literatur
: German
: 258
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Freiheitsliebend und furchtlos ist Tarzans heranwachsender Sohn. Der künftige Lord Greystoke gibt seine bequeme Zukunft auf und geht in den Dschungel zu den Tieren. Er lernt von Akut, dem König der Affen, der Stimme seines Instinkts zu lauschen und den tausend Gefahren der Wildnis zu trotzen. Tarzans Sohn erhält den Ehrennamen Korak, der Töter. Doch als er die verschleppte Meriem den Arabern und Schwarzen entreißt, sind nicht nur die großen Raubkatzen auf dem Boden und die heimtückischen Reptilien auf den Baumriesen seine Feinde: Die habgierigen Araber stellen ihm schreckliche Fallen, weil Meriem mehr als eine gewöhnliche Sklavin ist... Der Roman TARZAN UND SEIN SOHN erschien erstmals im Jahr 1915 (unter dem Titel THE SON OF TARZAN) im ALL-STORY-WEEKLY-Magazin. Der Apex-Verlag veröffentlicht TARZAN UND SEIN SOHN in der deutschen Übersetzung von Fritz Moeglich, bearbeitet von Christian Dörge.

Edgar Rice Burroughs (* 1. September 1875 in Chicago, Illinois; ? 19. März 1950 in Encino, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Die bekanntesten von ihm eingeführten und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten Heldencharaktere sind Tarzan und John Carter.

  Erstes Kapitel


 

 

Ebbe und Strömung trugen das Beiboot derMarjorie W. schnell auf dem breiten Ugambi der Mündung entgegen. Die Mannschaft genoss es, nach der harten Fahrt stromaufwärts die Hände im Schoß liegen zu haben. Drei Meilen weiter wartete dieMarjorie W., klar zur Abfahrt.

Plötzlich verstummten die Gespräche der Männer, die ihre Aufmerksamkeit dem Nordufer des Flusses zuwandten. Dort stand, die dürren Arme emporgestreckt, eine seltsame Gestalt, die ihnen mit heiserer Stimme Unverständliches über das Wasser zurief.

»He, was ist das?«, entfuhr es einem der Matrosen.

»Ein weißer Mann«, stellte der Maat fest und fügte hinzu: »Legt euch in die Riemen, Jungens! Wollen feststellen, was es mit ihm für eine Bewandtnis hat.«

Als sich das Boot dem Ufer näherte, erkannten die Männer eine ausgemergelte Gestalt, das verfilzte weiße Haar wirr im Gesicht. Der hagere, verkrümmte Körper des Mannes war bis auf ein Lendentuch nackt. Tränen rannen über seine hohlen, pockennarbigen Wangen, während die bebenden Lippen unverständliche Worte hervorstießen.

»Ein Russe?«, mutmaßte der Maat. Er rief dem Mann zu: »Sprechen Sie Englisch?«

Der Fremde sprach Englisch, aber seine Worte kamen so zögernd und unbeholfen, als habe er sich seit Jahren dieser Sprache nicht mehr bedient. Er bat die Matrosen händeringend, ihn mitzunehmen, um endlich diesem unwirtlichen Lande zu entkommen.

Sobald die Gruppe sich an Bord derMarjorie W. befand, berichtete der Fremde von den schrecklichen Erlebnissen seiner letzten zehn Jahre, die er im Dschungel verbracht hatte. Über die Ereignisse, die ihn nach Afrika verschlagen hatten, schwieg er sich aus und erweckte so den Eindruck, als sei die Zeit vorm Dschungeldasein seiner Erinnerung entfallen. Er verschwieg auch seinen wahren Namen, so dass ihn die Besatzung fälschlicherweise Michael Sabrow nannte, während das menschliche Wrack in Wirklichkeit auf den Namen Alexis Paulvitsch hörte.

Zehn Jahre waren vergangen, seit der Russe jenem Schicksal seines Freundes Rokoff entging; und in den zehn Jahren hatte er unzählige Male eben dieses Schicksal verflucht, das ihn endlos leiden ließ, während es seinem Freund ein schnelles schmerzloses Ende bereitet hatte.

Paulvitsch vergaß nie das Bild, als Tarzans Tiere das Deck derKincaid stürmten, um dort ein Blutbad anzurichten. Aus Furcht vor Verfolgung war er tief in den Dschungel geflohen, bis er in die Hände eines wilden Kannibalen-Stammes fiel, der sich jedoch an die Grausamkeit Rokoffs erinnerte. Paulvitsch erfuhr nie, was den Häuptling veranlasst hatte, ihm das Leben zu schenken; dieses Leben war für ihn eine endlose Kette von Erniedrigungen und Martern geworden. Zehn Jahre lang musste er den Prügelknaben für den Stamm abgeben, selbst Frauen und Kinder konnten ihn bespeien und mit Steinen bewerfen, wenn es ihnen gefiel. Wiederholt hatte ihn schwerstes Fieber niedergeworfen. Aber er starb nicht, wenn auch die Pocken ihre unverkennbaren Spuren in sein Gesicht gruben, so dass seine eigene Mutter ihn nicht wiedererkannt hätte. Die Peinigungen seitens der Krieger des Stammes verkrümmten seine Glieder, das dichte schwarze Haar, das seinen Schädel bedeckt hatte, war bleichen Strähnen gewichen. Jetzt ging er gebeugt wie ein uralter Mann.

Die Mannschaft pflegte und nährte ihn an Bord derMarjorie W.. Er gewann ein wenig Kraft zurück, wusste aber, dass er bis an sein Lebensend