: Hera Lind
: Ein Mann für jede Tonart Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426445938
: 1
: CHF 5.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 361
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Zu dir oder zu mir?« fragte er. »Ich habe Champagner kaltgestellt und Lachs im Kühlschrank.« - »Äm ...« entfuhr es mir. Sollte ich ihm sagen, daß ich bereits einen Nudelauflauf für einen anderen Mann im Ofen hatte? Es wurde schwierig! Die Sängerin Pauline Frohmuth trifft auf der Bühne stets den richtigen Ton - in ihrem turbulenten Privatleben neigt sie dafür umso stärker zum Gefühlschaos. Zugegeben: Es ist durchaus reizvoll, sich von zwei Männern umschwärmen zu lassen. Und dass der eine von ihnen für ihren Geschmack ein bisschen zu verheiratet ist - nun, niemand ist perfekt. Doch dann wird Pauline schwanger. Und sie hat keine Ahnung, welcher ihrer beiden Verehrer der Vater ist ... Frisch, frech und herrlich humorvoll: Der Bestseller von Hera Lind, einer der erfolgreichsten deutschen Unterhaltungsautorinnen aller Zeiten. »Hera Lind schreibt Romane, deren Lästerton die Herzen der stolzesten Frauen trifft. « Die Zeit

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen, erobert Hera Lind immer wieder verlässlich die vordersten Plätze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg.

2


Ein Brummen und Summen ging durch den Probensaal, man redete, lachte, begrüßte sich, scherzte, manch einer stimmte auch angelegentlich sein Instrument oder gab eine Passage aus dem Notenblatt zum besten. Jürgen saß versunken auf seinem Stuhl und liebkoste sein Oboenmundstück. Emsig, mit feuchten Lippen und Preßgrübchen im Gesicht. Das Mundstück gab gequälte Laute von sich, die Oboe selbst lag teilnahmslos herum. Ich könnte mal hingehen und sagen, ich höre dir so gern beim Mundstückeinweichen zu, dachte ich erbost. Ich mag deine Oboe auch ohne Mundstück. Oder so was. Vielleicht würde er merken, wie blöd er vorhin war. Aber der gekränkte Ritter würdigte mich keines Blickes.

Warum auch. Wer sich zum Chor umdreht oder lacht, kriegt den Buckel vollgemacht.

Als der Maestro kam, klopfte man gönnerhaft Beifall aufs Pult. Ein angesehener Meister des Taktstocks. Man kennt ihn. Wenn auch nur vom Plattencover oder aus dem Radio.

Der Meister zupfte sich seine strähnigen, fettigen dünnen Haare in den Hinterkopf, wo er sie mit einer Spange befestigte. Dann schüttelte er dem ersten Geiger kräftig die Hand. Dienstfertiges Aufspringen. Heftiges Schütteln seinerseits. Was sie sich an Herzlichkeiten sagten, konnte ich nicht verstehen.

Mit überraschend dünnem Stimmchen verkündete der Maestro: »Takt zwanzig, Damänchärän, bittä Ruhä, wir sind doch nicht im Kindergartän.«

Da hatte er nicht unrecht. Wir rissen uns zusammen. Dienst ist Dienst.

Im Saal lungerten einige Leute herum. Irgendwelche Gönner und Kunstkenner und Insider und Besserwisser. Also vielleicht Inspizienten und Chordirektoren und Korrepetitoren und Notenkofferschlepper oder Stimmgabelträger, was weiß ich. Wichtige Persönlichkeiten jedenfalls. Ich versuchte, mich auf die Probe zu konzentrieren.

»Takt dreizehn auf der drei bitte sforzato, und ab Takt sechzehn beginnendes Diminuendo.«

Aha. Allgemeines Bleistiftzücken und Kopfnicken.

Ich überlegte, was ich nach dem Diminuendo, also heute abend, machen würde. Essen gehen? Mit Kollegen? Das hatten wir doch schon so oft.

Allein? Kino? Oder ins Hotelzimmer und bieder sein? Fernsehen? Heile Welt mit Thekla Carola Witta Meisel? Sicherlich das Beste und Gesündeste!

Jürgen stand nicht zur Debatte. Dann lieber Bobby Ewing.

Ziffer zwölf. Pianissimo. Aber gern.

Um mich herum vermischten sich die verschiedensten Stimmen zu einem interessanten Gemisch von Vibrato, Lufthauch, ungeräuspertem »Gestern-abend-Timbre«. Einige selbstverliebte Schwelltöne. Die Talentierten unter uns. Die verhinderten Solisten. Die werden noch entdeckt. Vielleicht heute abend, durch eben jene selbstverliebten Schwelltöne.

Zittervibrato von hinten, Knoblauchgeruch von rechts. Ich beschloß, den Abend allein im Hotelzimmer zu verbringen.

 

»Was machen Sie, sind Sie allein?«

Ich hatte mich mit »Ja bitte« gemeldet.

»Wer ist da bitte?« (Tonfall: »Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp?«)

»Georg Lalinde.«

Aha. Wo hatte ich den Namen schon gehört?

»Wir haben uns vor zwei Wochen kennengelernt, nach der Neunten in Braunschweig. Haben Sie mich schon vergessen?«

Ach der. Der Kritiker.

»Guten Abend, Herr Lalinde. Was verschafft mir die Ehre?«

»Ich bin hier in Frankfurt. Ich habe Sie eben gesehen, war bei der Probe.«

Aha. Einer von den Rumlungerern. Ich hatte nicht so genau hingeschaut.

»Und – hat es Ihnen gefallen?« – Was sollte ich sonst sagen?

»Ich