: Manfred Weinland
: Maddrax 265 Das letzte Tabu
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838705644
: Maddrax
: 1
: CHF 1.60
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Als Matt Drax auf dem Mars ankommt, fangen für ihn die Probleme erst an. Nicht nur, dass er die Regierung von der Gefährlichkeit des Streiters überzeugen und Hilfe beim Bau einer Abwehrwaffe erbitten muss - auch Aruulas Begegnung mit seiner Liebschaft Chandra macht ihm Sorgen. Und dann kommt zu allem Überfluss auch noch Hi'schi frei, das Daa'muren-Experiment, in dem jeder sieht, was er sehen will. Und ein junger Geistwanderer bricht das letzte Tabu...

"Das letzte Tabu (S.3-4)

Das Schiff sank herab aus dem All. Es kam aus dem Reich der Sterne und der schwarzen Strömungen, der schimmernden Bewegungen und lautlosen Abgründe. Es war ein neues Schiff, den Bauch voller Feuer und Menschen in Metallzellen, und es bewegte sich ruhig und exakt, feurig und warm.
Ray Bradbury, Die Mars-Chroniken

Über dem Mie-Krater ging die ferne Sonne auf. Sie warf Schatten, die wie dürre Finger nach Graulicht tasteten. Er bemerkte es nicht, weil seine Augen geschlossen waren, seine körperlichen zumindest, und sein Geist sich auf eine Wanderung begeben hatte, wie sie nur wenige Marsianer beherrschten: die Reise in den Zeitstrahl.

Es war eine Welt in der Welt, und Graulichts Geist tauchte in sie ein, als würde er eine unfühlbare Membran durchstoßen, die als Grenze zwischen den beiden Realitäten fungierte. In dem Moment, da er die Schwelleüberschritt, war die Umgebung, die ihn förmlich in sich einsog, für ihn ebenso„wirklich“ wie das Kontinuum, in dem sein Körper zurückgeblieben war. Seiner lebendigen Hülle blieb die Erfahrung versagt, den Zeitstrahl zu durchreisen, der sich seit Hydreegedenken als glitzernde Säule in den blassrosa Himmel bohrte.

Nur wer den Mars tatsächlich verlassen wollte,überantwortete sich mit Seele und Leib dem Wunder der Alten. Vorsichtig widmete sich Graulicht seiner Umgebung. Er war das Wagnis dieser Strahlwanderung aus freien Stücken eingegangen, und auch wenn seine Weihe erst wenige Marswochen zurücklag, hatte er doch bereits genug Erfahrung gesammelt, um sich allein im Strahl behaupten zu können. Graulicht hatte seit frühester Jugend ein Faible für Mysterien. Es war vermutlich diese Triebfeder gewesen, die ihn zu einem Mitglied jener elitären Gruppe von Waldleuten hatte werden lassen, die in der Lage waren, ihren Geist vom Körper abzuspalten und auf Reisen zu schicken.

Die immaterielle Brücke, die Mars und Erde miteinander verband, warüber die Zeitalter zu einem riesigen Museum geworden. Unvergänglich und für die Ewigkeit konserviert trieben die Abdrücke dessen und derer darin, die jemals physikalisch den Strahl durchquert hatten.„Blaupausen“ nannten die Städter diese nie verwehenden Spuren. Es waren Imprints, Momentaufnahmen, die den Strahl aus eigener Kraft nie mehr verlassen konnten.

Graulicht hatte in der kurzen Zeit, seit er zum Weltenwanderer geweiht worden war, bereits eine immense Zahl von„Geistern“ geschaut. Die meisten waren hydreeischen Ursprungs, aber hin und wieder mischten sich auch Menschen dazwischen. Oder Objekte, die ihn in ihren Bann zogen. Eigentlich waren es immer die Dinge, die seine Neugier schürten. Und so ließ er auch bei diesem Besuch die wie eingefroren herumschwebenden Gestalten, die einmal aus Fleisch und Blut gewesen waren, außen vor, registrierte sie fast beiläufig."