: Eva Maaser
: Die Rückkehr des Moorkönigs Roman
: dotbooks GmbH
: 9783958247642
: 1
: CHF 4.10
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 370
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Niemand weiß, was er weiß. Niemand sieht, was er sieht. Der historische Roman 'Die Rückkehr des Moorkönigs' von Eva Maaser als eBook bei dotbooks. Als an einem Baum vor dem Dorf eine Leiche mit abgeschlagenen Händen und ohne Kopf gefunden wird, sind das Entsetzen groß und die Spekulationen wild: Wer ist der Tote - der verschwundene Landrat oder der ebenfalls vermisste Bauer Bernard? Und vor allem, wer ist der Mörder? Ausgerechnet an diesem Unglückstag kehrt Jan, der geheimnisvolle Mann mit dem 'Zweiten Gesicht', in seinen Heimatort zurück und wird sofort zum Hauptverdächtigen. Gefangen zwischen feindseligen Verdächtigungen und einsamen Streifzügen durch das Moor, keimt auch in ihm ein schrecklicher Verdacht ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Die Rückkehr des Moorkönigs' von Eva Maaser. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Eva Maaser, geboren 1948 in Reken (Westfalen), studierte Germanistik, Pädagogik, Theologie und Kunstgeschichte in Münster. Sie hat mehrere erfolgreiche Krimis, historische Romane und Kinderbücher veröffentlicht. Bei dotbooks erschien bereits Eva Maasers Kriminalroman »Der Clan der Giovese« und der humorvolle Regiokrimi »Tante Ella und das Geheimnis im Gurkenbeet« sowie die Rohleff-Reihe mit »Das Puppenkind«, »Die Eisfrau«, »Das Schwanenmädchen« und »Der Purpurjunge«. Kommissar Rohleffs erster Fall »Das Puppenkind« ist auch im Sammelband »Tatort: Deutschland« erhältlich. Eva Maaser veröffentlichte bei dotbooks außerdem ihre historischen Romane »Krone der Merowinger - Das Schicksal der Königin«, »Krone der Merowinger - Die Herrschaft der Königin«, »Der Moorkönig«, »Die Rückkehr des Moorkönigs«, »Der Paradiesgarten« und »Die Astronomin«. Zudem erschienen bei dotbooks Eva Maasers Kinderbuchserien um Leon und Kim: »Leon und der falsche Abt«, »Leon und die Geisel«, »Leon und die Teufelsschmiede« und »Leon und der Schatz der Ranen«, »Kim und die Verschwörung am Königshof«, »Kim und die Seefahrt ins Ungewisse« und »Kim und das Rätsel der fünften Tulpe«.

1. Kapitel – Die Krähen


1.


Die Rabenvögel freuten sich. Vor lauter Übermut überschlugen sie sich in der froststarren Luft und schrien: »Aas, Aas, Aas!«

Die Rufe hallten unter dem nebelgrauen Himmel, der an diesem Dezembertag schwer aufs Feld herunterdrückte. Und es war kalt – viel zu kalt. Der Winterweizen, der in den letzten Wochen im Schlamm versunken war, würde dem Frost zum Opfer fallen, wenn es nicht endlich schneite.

Das Aas hing an einem Baum auf Droste Tomberges letztem Acker direkt an der Grenze zum Venner Moor. Auf der anderen Seite des Felds verlief ein rumpeliger Weg, der eine Meile weiter nördlich auf die Straße traf, die nach Münster führte. Und aus dieser Richtung näherten sich schweigend zwei Männer, die breitrandigen Hüte tief ins Gesicht gezogen. Der eine, kleinere und offenkundig ältere, ging leicht vorgebeugt, obwohl kein Wind blies und sich die feuchte Kälte so oder so in die wärmsten Kleider stahl. Unter den Tritten der Männer brachen die spärlichen Halme des Winterweizens wie Glas.

Die Krähen mussten wissen, wer das Stück Aas einmal gewesen war. Immerhin hatten sie Zeit genug gehabt, das nackte Fleisch mit ihren Schnäbeln aufzuhacken. Überall zeigten sich kleine Wunden wie die Geißelmale am Leib des gekreuzigten Jesus, der über dem Altar der Venner Kirche hing.

Allerdings war dieser Körper hier an den Füßen aufgehängt.

Unter dem Baum glitzerte tiefrot eine große gefrorene Blutlache, und ringsum war das Feld zertrampelt. Unter den weit ausladenden Ästen der alten Buche erwartete eine schweigende Schar von Nachbarn die beiden Männer, von denen der größere jetzt ein wenig zurückblieb, als wäre er sich nicht sicher, willkommen zu sein.

Einer nach dem anderen wichen die Menschen zurück und bildeten eine Gasse, die dieser breitschultrige, hochgewachsene Fremde – oder doch nicht Fremde den sie erwartet hatten, aber nicht betrat.

Jan Droste Tomberge betrachtete erst einmal das, was da am Baum hing. Er konnte gar nicht anders, obwohl ihm unaufhaltsam ein Grauen in die Glieder kroch, das ihn in eine Art Starre versetzte.

Wie viel Mensch blieb übrig, wenn der Kopf fehlte?

Mensch?

Vom unteren Bauchansatz bis hoch über die Brust zur Halsgrube war der Körper senkrecht aufgespalten. Wie ein Schwein, das man nach dem Schlachten auseinandergespreizt auf eine Leiter vor den Schweinestall hängt.

Jan atmete ganz flach. Je länger er hinschaute, desto mehr spürte er einen herben, metallischen Geschmack im Mund. Aufgespalten wie ein Schwein! Warum hatte Anton nichts davon erzählt?

Warum hatte er ihn auf dieses Grauen nicht vorbereitet?

Eine Hand legte sich mit einem zarten, zögerlichen Druck auf seinen Arm.

»Es tut mir leid, Jan, es tut mir so leid! Aber es ist gut, dass du kommen konntest. So rasch.« Zuletzt hob sich die Stimme wie zu einer Frage.

Kurz schloss Jan die Augen. Er konnte nicht sprechen. Noch nicht. Noch drückte ihm das Grauen die Kehle zu. Aber da hatte etwas in der Stimme geklungen, etwas Unausgesprochenes, das ihn hellhörig machte. Er wischte es beiseite. Jetzt nicht. Später.

Sich zur Ruhe zwingend, wandte er den Kopf.

»Mohne Klara?«

»Aber sicher bin ich Mohne Klara, kennst du mich denn nicht mehr?«, sagte die Frau mit einem Hauch von Entrüstung, dann lächelte sie. Es war ein fadenscheiniges, geisterbleiches Lächeln, mit dem Klara Potthoff ihn begrüßte, dennoch tröstete es. Am liebsten hätte er die rundliche ältere Frau vor Dankbarkeit umarmt, aber das schickte sich nicht. Alles, was er tun konnte, war, das Lächeln zu erwidern. Auch Mohne Klara brauchte Trost, das konnte man ihr ansehen.

Ihr mehr als den anderen.

Fast alle waren sie da, die Leute von den sechs Höfen, die eine Nachbarschaft am Rand des Venner Moors zwischen Senden, Ottmarsbocholt und Münster bildeten. Die Potthoffs, die Pentrops, die Holtkamps, die Lütke Wierlings, die nur einen Heuerlingshof bewirtschafteten, der den Droste Tomberges gehörte, und die Schulze Hundrups. Natürlich waren die Schulze Hundrups da. Bestimmt einer oder zwei. Noch konnte Jan nicht alle Gesichter einem Namen zuordnen. Da waren junge, die er gar nicht kannte. Einer nach dem anderen nickte Jan zu, der eine steif, der andere wie unter dem Zwang, wenigstens der Höflichkeit Genüge zu tun. Alle neugierig, alle fragend – und voll abwartender