Main Data
Author: Sabine Ebert
Title: Der Silberbaum. Die siebente Tugend Roman
Publisher: Verlagsgruppe Droemer Knaur
ISBN/ISSN: 9783426464953
Series: Der Silberbaum
Edition: 1
Price: CHF 10.00
Publication date: 11/02/2023
Content
Category: Historical novels and short stories
Language: German
Technical Data
Pages: 496
Copy protection: Wasserzeichen
Devices: PC/MAC/eReader/Tablet
Formate: ePUB
Table of contents
Die Erben der Hebamme - und der außergewöhnlichste Fürst des deutschen Mittelalters: Mit ihrem historischen Roman »Der Silberbaum« startet Bestseller-Autorin Sabine Ebert ihre Reihe um die Erben der Hebamme Marthe und das Schicksal der Mark Meißen im Hochmittelalter. Für Jutta von Thüringen steht alles auf dem Spiel, als ihr Mann, der Markgraf Dietrich von Meißen, überraschend stirbt: Ihr Sohn Heinrich ist erst drei Jahre alt, und ausgerechnet ihr Halbbruder Ludwig, dem sie nicht über den Weg traut, wird zu seinem Vormund ernannt. In größter Sorge um das Leben ihres Sohnes ruft Jutta Lukas, den zweiten Ehemann der Hebamme Marthe, aus Freiberg zurück an den Hof. Lukas scharrt Getreue um sich, unter ihnen auch seinen Stiefsohn Thomas, der mit seinem jüngsten Sohn Christian aus dem Heiligen Land nach Meißen eilt. Als sich der Konflikt zwischen Jutta und Ludwig zu einem offenen Krieg verschärft, müssen sie alle das Schlimmste befürchten. Währenddessen hat Marthes Enkelin Änne eine verstörende Begegnung mit Ludwigs Frau, der ungarischen Königstochter Elisabeth, und mit deren erbarmungslosem Beichtvater, dem fanatischen Kreuzzugsprediger und Ketzerverfolger Konrad von Marburg ... Die Hebamme Marthe ist die Hauptfigur der fünf historischen Bestseller der »Hebammen-Saga«. Aus der Sicht von Marthes Kindern und Enkeln lässt uns Sabine Ebert die faszinierendste Epoche des Mittelalters erleben: die große Zeit der Minne, den Mongolensturm und den Kampf des Kaisers Friedrich II. gegen den Papst. Neben den Erben Marthes nimmt in der historischen Roman-Reihe vor allem Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen, eine bedeutende Rolle ein - der vielleicht strahlendste Fürst seiner Zeit, der als Förderer der Städte, der Minne-Dichter und als Ausrichter glänzender Turniere in die Geschichte eingegangen ist.

Sabine Ebert war als Journalistin und Sachbuchautorin tätig und begann aus Passion für deutsche Geschichte, historische Romane zu schreiben, die allesamt zu Bestsellern wurden. Ihr Debütroman 'Das Geheimnis der Hebamme' wurde von der ARD als Event-Zweiteiler verfilmt und in einer umjubelten Theaterfassung auf der Felsenbühne Rathen uraufgeführt. Mit dem Romanzyklus 'Schwert und Krone' kehrte sie in die Zeit zurück, mit der sie Millionen von Lesern für unsere Geschichte begeistern konnte. Alle fünf  Bände der großen Saga über die Zeit Barbarossas schafften es ebenfalls auf Anhieb in die Bestsellerlisten. Sabine Ebert lebt und arbeitet nach vielen Jahren in Freiberg und Leipzig nun in Dresden. Besuchen Sie auch die Homepage der Autorin:  www.sabine-ebert.de
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Der Unglücksbote


Ohne etwas von der Tragödie in Meißen zu ahnen, saß Lukas in seinem steinernen Haus in Freiberg beim Bier mit seinem Schwiegersohn Boris von Zbor, einem Ritter slawischer Herkunft.

Es war bereits dunkel. Unmengen von Schnee erdrückten die Stadt, Windböen fauchten um die Mauern, und Graupelschauer prasselten gegen die Fensterladen.

»Sieh uns an, zwei alte Männer, die sich am Feuer die Knochen wärmen und von längst vergangenen Zeiten träumen«, sagte er wehmütig und auch selbstironisch. »Ich zähle nun bald siebzig Jahre, mein Haar ist fast weiß … Du warst einmal ein Hüne …«

»Bin ich immer noch!«, protestierte der Slawe und hob den Becher. »Ich könnte dich mühelos über den Haufen rennen.«

Lukas zog die Augenbrauen hoch und grinste spöttisch. Es stimmte, Boris von Zbor war fast einen Kopf größer als die meisten Ritter. Doch er, Lukas, beherrschte trotz seiner Jahre das Schwert wie kaum jemand sonst in der Mark, auch wenn er vielleicht nicht mehr ganz so schnell war wie als junger Mann. Der poltrige Einspruch seines Schwiegersohns konnte ihn nicht aus seiner wehmütigen Stimmung reißen.

»Kein Mensch sollte so alt werden, dass er die meisten seiner Waffengefährten und sogar seine Kinder zu Grabe tragen muss. Selbst mein jüngster Enkel träumt schon von seiner Schwertleite …«

Den Namen seiner geliebten Frau Marthe nannte er nicht. Wenn er an sie dachte, überkam ihn jedes Mal eine Woge von Zärtlichkeit – die jäh in Schmerz über ihren Tod umschlug und ein schwarzes Loch in sein Herz riss.

Jeder wusste, dass er immer noch um sie trauerte.

So wie Boris seine Liebe betrauerte, Marthes Tochter Clara.

»Er ist jetzt vierzehn, der Kleine, oder?«, fragte der Slawe und kratzte sich am Kinn.

»Stimmt, aber als ich ihn zum ersten und einzigen Mal gesehen habe, reichte er mir kaum bis an den Gürtel«, erinnerte sich Lukas mit einem Lächeln.

Marthes Erstgeborener, sein Stiefsohn Thomas, lebte seit langem im Heiligen Land, in Akkon. Dort stand er in Diensten des Regenten von Jerusalem. Ein Jahr vor Marthes Tod hatte Lukas mit ihr eine Pilgerreise dorthin unternommen, um ihren Sohn wiederzusehen, die Schwiegertochter und die Enkel kennenzulernen.

»Ich bin froh, dass wir diese Wallfahrt noch gemeinsam erleben durften«, sagte er sehnsüchtig. »Marthe war so glücklich, sie alle in die Arme schließen zu können: Thomas, seine Frau Eschiva, beider Kinder … Sie hat die Reise trotz aller Beschwernisse so genossen.«

Seine Enkelin Änne, eine zierliche junge Frau mit Witwenschleier, legte die Spindel beiseite, die sie bis eben mit geschickten Fingern hatte tanzen lassen, griff wortlos nach dem Krug und ging in die Vorratskammer, um ihn neu zu füllen – aber nur zur Hälfte.

»Es ist schon spät«, mahnte sie.

Lukas griff sacht nach ihrem Arm. »Du bist nicht meine Magd, Liebes«, sagte er sanft.

»Irgendwer muss sich ja um dieses Haus kümmern, da du dich strikt weigerst, noch einmal zu heiraten«, hielt sie ihm schroff entgegen.

Natürlich hatte Lukas Gesinde, das ihm den Haushalt besorgte. Der Stallbursche schlief bei den Pferden, und in seinen Diensten standen eine alte Witwe und ihre zehnjährige Enkelin, die er mit dieser Anstellung vor dem Verhungern bewahrte. Doch heute halfen die beiden in der Burg aus, wo die Hälfte der Dienerschaft fiebernd und hustend darniederlag. Jetzt räumten sie gewiss zusammen mit dem Burggesinde die Küche nach dem abendlichen Mahl auf. Deshalb war Lukas mit Boris und Änne allein – abgesehen von den Knappen, die oben hoffentlich schliefen.

»Du willst doch auch nicht wieder heiraten, seit dein Mann von uns gegangen ist«, hielt er seiner Enkelin vor.

»Ich werde dich gewiss nicht zwingen«, hieb auch Boris in diese Kerbe. »Aber die Leute reden. Mit fünfundzwanzig ist dein Leben nicht vorbei. Außerdem brauchst du Schutz, wenn wir zwei Grauschöpfe eines Tages nicht mehr da sind.«

»Lass die Leute reden!«, schnaubte Änne. »Das Letzte, was ich brauche, ist ein Kerl, der am Bierkrug hängt und mir im Rausch das Geschirr kurz und klein schlägt.«

Die erste Zeit ihrer Ehe mit Konrad von Lichtenborn war glücklich gewesen, sonst hätten weder Lukas noch Boris von Zbor ihr Einverständnis dazu gegeben. Doch nachdem ihrem Mann bei einem Reitunfall ein Bein zerschmettert worden war, hatte er sich in seinen letzten Lebensmonaten aus Verbitterung dem Trunk ergeben.

Und dass Änne kein Kind lebend zur Welt bringen konnte, sondern jede Schwangers

 
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