: Susanne Rubin
: Alsterglanz. Lottes Hoffnung Roman
: Heyne
: 9783641293635
: Das Alsterhaus
: 1
: CHF 5.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Zeit des Aufbruchs und der Hoffnung
Hamburg 1929. Lotte kann ihr Glück kaum fassen: Gerade frisch in der brodelnden Metropole angekommen, bekommt sie die Chance, als Schneiderin im luxuriösen Warenhaus Hermann Tietz zu arbeiten. Das direkt an der malerischen Binnenalster gelegene Kaufhaus verspricht ein ganz neues Lebensgefühl: Mit Waren aus aller Welt, handverlesen und über verschlungene Handelswege importiert, hält die moderne Zeit Einzug in die Hansestadt. Davon beflügelt, schöpft Lotte Hoffnung auf einen Neuanfang als unabhängige junge Frau. Als sie im Warenhaus den Kaufmann Jannes kennenlernt, fühlen sich die beiden gleich voneinander angezogen. Doch Lotte hütet ein Geheimnis, das es ihr unmöglich macht, sich ganz Jannes und einer gemeinsamen Zukunft zu widmen. Ein dunkles Geheimnis, das sie schneller einholt, als ihr lieb ist ...?

Susanne Rubin ist eine waschechte »Hamburger Deern«. Zusammen mit ihrem Mann, einem pensionierten Kriminalbeamten, lebt sie in ihrer geliebten Heimatstadt. Nach eigener Aussage ist ihr Mann ihr persönlicher Held, und ihre inzwischen erwachsenen Söhne sind die wunderbarsten der ganzen Welt. Sie liebt das Schreiben und Spieleabende mit ihrer Familie.

2. Kapitel


Das Zimmer in der Pension von Elsbeth Kruse gefiel Lotte ausnehmend gut. Es war mindestens doppelt so groß wie die Dachkammer in Olgas Haus, in der sie die letzten zwei Monate zugebracht hatte. Alles war sauber und ordentlich und offenbar mit viel Liebe und Umsicht eingerichtet worden. Zudem gab es tatsächlich ein Waschbecken im Zimmer und ein Badezimmer mit Toilette auf dem Flur, so wie Olga es ihr versprochen hatte. Zum ersten Mal seit vielen Wochen fühlte sich Lotte fast glücklich.

»Falls du etwas nach deinem eigenen Geschmack verändern willst, habe ich nichts dagegen«, sagte Elsbeth Kruse, die neben ihr stand, während Olga unten am Küchentisch saß und auf sie wartete. »Na ja, die Möbel solltest du natürlich stehen lassen.« Sie lachte auf. Lotte hatte noch nie eine Frau kennengelernt, die eine so dunkle Stimme hatte wie Elsbeth Kruse.

»Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Frau Kruse, aber ich finde das Zimmer ganz zauberhaft, so wie es ist.«

»Das freut mich sehr, aber die Frau Kruse lässt du gleich mal weg. Das mag ich gar nicht. Sag einfach Elsbeth zu mir. Wir wohnen jetzt zusammen, und da sollte es doch so entspannt wie nur möglich zugehen, nicht wahr, Herzchen?«

»Sehr gerne, Elsbeth.«

»Na, dann hätten wir das ja geklärt. So, und nun lass uns nach unten gehen und noch einen Kaffee mit Olga trinken.«

Sie setzten sich zu Olga an den Küchentisch, tranken Kaffee, plauderten und aßen ein paar selbst gebackene Haferkekse dazu. Lotte hielt sich zurück und hörte lieber zu, während sich die beiden älteren Frauen angeregt unterhielten. Kurz bevor Olga sich verabschiedete, bat sie Elsbeth noch einmal eindringlich darum, gut auf Lotte achtzugeben. Obwohl sie wusste, dass Olga es gut meinte, war die wiederholte Bitte Lotte ein wenig unangenehm.

»Du kannst dich auf mich verlassen, Olga«, versprach Elsbeth.

»Das weiß ich.« Sie wandte sich an Lotte. »Jeden Donnerstagvormittag gehe ich zu Tietz, um ein paar Besorgungen zu machen. Wir können uns dort, aber auch gerne im Alsterpavillon auf einen kleinen Plausch treffen, Lottchen.«

»Bei Tietz war ich noch nie. Ich habe schon viel von dem Warenhaus gehört und würde mir das gerne mal ansehen.«

»Oh, es ist großartig. Man bekommt alles, was das Herz begehrt. Sie haben auch wundervolle Stoffe, da werden dir die Augen übergehen, Lottchen.« Olga strahlte. »Ich würde vorschlagen, wir treffen uns dann Donnerstag um elf Uhr vor dem Eingang. Da du ja ab jetzt auf Arbeitssuche bist, warte ich dort eine Viertelstunde auf dich. Falls dir also irgendetwas dazwischenkommt, brauchst du dir keinerlei Gedanken zu machen. Eine Woche später werde ich wieder dort stehen.«

»Das klingt wunderbar.«

Olga tätschelte Lotte die Wange, nickte Elsbeth noch einmal zu und ließ sie dann in ihrem neuen Zuhause allein.

»Solange ich hier bin, helfe ich gerne ein bisschen im Haushalt«, sagte Lotte zu Elsbeth, nachdem Olga fort war und sie zusammen das Kaffeegeschirr neben das Spülbecken stellten.

»Das ist nett von dir, aber das brauchst du nicht.