: Stephanie Schuster
: Die Wunderfrauen Wunderfrauen-Bestseller-Serie
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104912318
: Wunderfrauen-Trilogie
: 1
: CHF 10.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Nummer 1 auf der SPIEGEL-Literatur-Bestsellerl ste: Der zweite Band der »Die Wunderfrauen«-Serie: Vier starke Frauen zwischen Wirtschaftswunder und Hippiezeit, zwischen Nylons und Emanzipation, zwischen Liebe und Freundschaft. Zu Beginn der 1960er Jahre, den Swinging Sixties, ist viel zu tun in Luise Dahlmanns kleinem Laden, er ist ihr ganzer Stolz. Die Regale sind prall gefüllt mit allem, was das Herz begehrt: frische Waren aus dem Umland und Feinkost aus der ganzen Welt. Luise möchte mit der Konkurrenz mithalten, die Kunden wünschen sich plötzlich Selbstbedienung, suchen nach Angeboten und fragen nach dem Rezept für das Sonntagsessen. Drei Frauen sind in diesem Jahrzehnt voller Umbrüche an ihrer Seite: Die alleinerziehende Helga, die nun als Ärztin arbeitet, ihre Schwägerin Marie, die inzwischen vier Kinder hat und Annabel, deren Familie nach einem Schicksalschlag zu zerbrechen droht. Das Leben hat die vier Frauen in den letzten Jahren enger verbunden als sie dachten. Und sie merken: Gemeinsam kann man aus Träumen Echtes erschaffen. Der 2. Band der Wunderfrauen-Trilogie von Stephanie Schuster - drei Romane über vier Freundinnen, deren Leben wir von den Wirtschaftswunderjahren Mitte der 1950er bis zu den Olympischen Spielen 1972 begleiten können. Band 1 »Alles, was das Herz begehrt« Band 2 »Von allem nur das Beste«  Band 3 »Freiheit im Angebot« Zusatzband »Wünsche werden wahr«  Entdecken Sie die neue Romanserie von Stephanie Schuster: »Glückstöchter« - Eine Reise durch sechs Jahrzehnte: Anna und Eva, verbunden durch ihr tiefes Verständnis zur Natur, aber getrennt durch ein schicksalhaftes Geheimnis. Band 1 »Glückstöchter. Einfach leben«  Band 2 »Glückstöchter. Einfach lieben« erhältlich ab dem 31.01.2024

Stephanie Schuster lebt mit ihrer Familie und einer kleinen Schafherde auf einem gemütlichen Bio-Hof in Oberbayern. Sie arbeitete viele Jahre als Illustratorin, bevor sie selbst Romane schrieb - zuletzt die Bestseller-Serie »Die Wunderfrauen«. Sie engagierte sich in der Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung, in einem »Eine-Welt-Laden« und setzte sich für fairen Handel ein.

PROLOG


4. September1963

Hey, hey, bop shuop. Sie lehnte in ihrer Zelle am Gitter und lauschte den Klängen.M’bop bop shuop. Nun, wo alles, was sie sich mühsam erarbeitet hatte, zerbrochen war, klammerte sie sich an die Musik – das Einzige, was ihr jetzt noch Halt gab. Sofort setzte sich der Rhythmus in ihrem Körper fest. Sie konnte einfach nicht anders, ihre Füße, ihre Schultern zuckten im Takt. Schon erstaunlich, dass diese Band aus Liverpool seit neuestem sogar vom Bayerischen Rundfunk übertragen wurde und es so bis in den Keller des Starnberger Polizeireviers geschafft hatte. Na ja, mehr schlecht als recht – das Radio rauschte und knisterte. Vermutlich waren die Mauern einfach zu dick, schließlich wurden Verbrecherinnen wie sie hier gefangen gehalten. Egal, wie oft Wachtmeister Klein am Regler drehte, er brachte einfach keinen klaren Empfang zustande. Ihm war es sichtbar unangenehm gewesen, sie zu verhaften. Deshalb hatte er sich auch sofort bereit erklärt, auf sie aufzupassen, als seine Kollegen zum nächsten Einsatz ausrückten. In Starnberg ging es gerade hoch her.

Well, I talk about boys, don’t ya know I mean boys, well … Was sie nicht hörte, ergänzte sie in ihrem Inneren, sie kannte den Text auswendig. Wegen dieses Liedes hatte sie vor einem halben Jahr stundenlang vor dem Münchner Plattenladen angestanden. Zusammen mit einem Dutzend Jugendlicher aufgeregt bangend, dass ja nicht alle Singles ausverkauft waren, bevor sie an die Reihe kam. Und tatsächlich, sie erhielt eine der letzten Scheiben, die Wartenden hinter ihr gingen leer aus. Im Sommer, als dann endlich das AlbumPlease Please Me auf den Markt kam, war der Andrang noch größer gewesen. Manche campierten sogar vor den Geschäften, nur um eine der heißbegehrten Langspielplatten zu ergattern. Mit ihren einunddreißig Jahren war sie sich unter diesen ganzen jungen Leuten steinalt und merkwürdig fehl am Platz vorgekommen. Sie kleidete sich zwar immer noch modisch, trug heute einen Minirock aus Manchester zu engen Schnürstiefeln und hatte sich auch ihre Haare toupiert, aber irgendwie war ihr auf einmal bewusstgeworden, dass ihr die Leichtigkeit von früher abhandengekommen war, diese Sicherheit, dass sich alles schon von selbst finden würde.

What a … rrrrschhhsch … of joy. Die Pilzköpfe quälten sich weiterhin durch den Äther.

Dietrich Klein gab auf und widmete sich seiner Brotzeit. Sie sollte sich an ihn halten, Dietrich, sein Vorname klang wie der Schlüssel zur Freiheit.

»Möchten’s ein Stück?« Bevor er in die Leberkässemmel biss, hielt er sie ihr ans Gitter, als wäre endlich Fütterungszeit für das Zootier. Obwohl ihr Magen anderer Meinung war, verneinte sie.

»Wirklich nicht? Ist ganz frisch, von in der Früh, der Leberkas ist fast noch warm.«

Sie schüttelte den Kopf, wollte ihm nicht erklären, dass sie schon länger kein Fleisch mehr aß. Bei einer Zigarette wäre sie dabei, aber Klein rauchte offenbar nicht. Vielleicht war es besser so. Sie erlaubte es sich auch nur noch in Ausnahmesituationen, jedenfalls in solchen, die sie bis heute dafür gehalten hatte. Wenn es danach ginge, sollte sie sich gleich eine ganze Schachtel gönnen. Sie zupfte an ihren Fingernägeln. Der Daumennagel war eingerissen, die Nagelhaut blutete leicht. Das musste bei ihrer Festnahme passiert sein, als sie ihr die Arme auf den Rücken gedreht und die Handschellen angelegt hatten. Die kleine Schere, die sie in ihrem Kittel bei sich trug, hatte man ihr auch abgenommen, zusammen mit ihrem Stethoskop, den Schuhbändern und dem Ledergürtel, der kaum schmaler als ihr Minirock war.

»Am Büstenhalter können Sie sich ja nicht erhängen«, hatte Kleins Kollege, ein glupschäugiger Kerl, gescherzt und ihre Oberweite gemustert. »Sie tragen offenbar keinen.«

Er leckte sich die Lippen. Selten um eine Antwort verlegen, war ihr in diesem Moment nichts eingefallen. Verflixt, wie hatte es nur so weit kommen können? So vielen Frauen hatte sie schon aus der Not geholfen, und immer war alles glattgegangen. Ausgerechnet bei Luise mussten sie sie erwischen. Schlagartig stand ihre ganze Existenz auf dem Spiel. Jetzt, wo sie so viel erreicht hatte, mehr, als sie sich jemals erträumt hatte. Wenn sie verurteilt würde, verlor sie nicht