: Eva-Ruth Landys
: Pflicht und Verlangen Roman
: Edition Carat
: 9783937357263
: 1
: CHF 2.60
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 560
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die einundzwanzigjährige Tochter eines Paares, das durch eine unerlaubte Heirat einstmals einen gesellschaftlichen Skandal auslöste, wird nach dem Tod ihres Vaters von ihrem weichherzigen, aber schwachen Onkel adoptiert. Zum Zwecke der Sicherung des Vermögens soll sie - wie in ihren Kreisen üblich - bald mit einem möglichst reichen Schwiegersohn verheiratet werden. Doch sie muss rasch erkennen, dass sie in ihrer eifersüchtigen Tante eine ernste Feindin hat, die ihr kein gutes Leben gönnen will. Da lernt sie den gut aussehenden Herrn des Nachbargutes kennen, einen weltoffenen, wissenschaftlich hochinteressierten und sensiblen Marineoffizier, der aber selbst in einer unglücklichen Ehe lebt. Beide versuchen vergeblich der immer stärker werdenden Zuneigung zu widerstehen, um eine Katastrophe zu verhindern, doch...

Eva-Ruth Landys hat sich erst im dritten Anlauf der Schriftstellerei zugewandt. Zunächst studierte sie Sozialarbeit und arbeitete einige Jahre in diesem Berufsfeld. Nebenher startete sie eine erfolgreiche musikalische Karriere und ist inzwischen als Sängerin, Komponistin und Produzentin tätig sowie als Radio- und Musicalautorin. Da diese künstlerische Arbeit auch schriftstellerische Betätigung beinhaltet, drängte es sich auf, endlich dem lang gehegten Wunsch nachzugeben, sich dem Bereich Literatur intensiver zu widmen. Ihr Debüt 'Pflicht und Verlangen' zeichnet sich durch berührende Einblicke in die Beweggründe und seelischen Stürme von Menschen in besonderen Situationen aus und zeigt die starke Vorliebe der Autorin für klassische englische Literatur.

Kapitel 1



»Sie wird sich hoffentlich gut einfügen. Ihr Vater war ja doch ein sehr eigensinniger Mensch ohne jede Moral und bar jeden Anstands. Wenn man bedenkt, dass er Ihre liebe Schwester Elisa, die immer so gütig und nachgiebig war, zu einer solch skandalösen Verbindung …«

»Aber liebste Lady Millford, natürlich wird sie das. Da habe ich keine Zweifel. Die Erziehung, die das Kind in den sechs Jahren im Institut von Mrs Longbottom bekommen hat, wird ohne Zweifel die möglichen Mängel ihres Charakters geglättet haben. Auch hat sich Mrs Longbottom in ihrem Brief doch eher wohlwollend über das Mädchen geäußert, wenn auch nicht ohne eine feine Andeutung auf gewisse Neigungen, die ich mir noch nicht ganz erklären kann, welche aber sicher unbedeutend sind. Sonst hätte Mrs Longbottom sich gewiss ausführlicher darüber gegeben. Seien Sie ohne Sorge. Es wird schon gut werden.«

Sir Alistair (1) nickte seiner Gattin begütigend zu, die sorgsam die Falten ihres Kleides glatt strich. Etwas, das ihr mit den steilen Falten auf ihrer Stirn ganz und gar nicht gelingen wollte. Lady Millford war von Anfang an gegen diese Idee ihres Gatten gewesen. Sicher, das Glück der Mutterschaft war ihr in ihrer nunmehr dreiunddreißig Jahre währenden Ehe mit Sir Alistair nicht vergönnt gewesen. Aber sich deshalb die Frucht dieser unmöglichen Verbindung ins Haus zu holen? Es war damals wirklich ein Skandal gewesen, der Millford Hall in seinen Grundfesten zu erschüttern drohte. Keiner hatte zunächst etwas Böses vermutet, als der junge Mr Brandon in Millford Hall eingeführt wurde. Ein Student war er gewesen, der seinen Onkel, den Pfarrer der zu Millford gehörenden Pfarrei, besucht hatte. Er sei auf der Durchreise nach Italien und Griechenland wurde berichtet, wo er Studien des Altertums (wer hatte je von noch nutzloserer Tätigkeit gehört!) unternehmen wollte. Nun ja, man war höflich und interessiert gewesen. Wenn auch Lady Millford partout nicht in den Kopf wollte, warum man auf den jungen Mann so intensiv einging und ihn mehrfach mit seinem Onkel zum Dinner nach Millford Hall einlud. Aber ihre Schwiegermutter war ja schon immer etwas schwach und nachgiebig gewesen. Eine Eigenschaft, die sie unglücklicherweise auch ihrem Sohn, Sir Alistair Millford, dem jetzigen Herrn von Millford Hall, vererbt hatte.

Nun, es kam, wie es kommen musste, oder wie sie es natürlich hatte kommen sehen. Sie erinnerte sich mit einer gewissen Genugtuung daran. Die junge Lady Millford, die jüngere Schwester von Alistair Millford, verliebte sich in diesen nichtsnutzigen Menschen, der weder einen einträglichen Beruf noch ein wirkliches Einkommen vorweisen konnte. Natürlich waren sowohl Lady Millford, die Mutter Sir Alistairs, als auch deren damals schon schwer kranker Gatte, der alte Sir Thomas Millford, Herr über Millford und Lower Woodland, strikt gegen die Verbindung gewesen und hatten dem jungen Mann umgehend den Umgang mit Elisa und jeden weiteren Besuch auf Millford Hall untersagt. Aber kurze Zeit später – sie erschauerte jetzt noch, als sie sich den unglaublichen Skandal erneut in Erinnerung rief – war Elisa tatsächlich mit diesem unsäglichen Menschen durchgebrannt. Natürlich war sein Onkel, Pfarrer Brandon, untröstlich über die unglückliche Entwicklung – und noch untröstlicher darüber, dass er infolgedessen auf eine andere Pfarrstelle versetzt wurde, die weit weniger einträglich war als die große Gemeinde von Millford. Aber es war ja nicht zu vermeiden gewesen, das hatte man ihm aufs Deutlichste erklärt. Schließlich hatte er den jungen Brandon ins Haus gebracht und hätte doch um dessen zügellosen Charakter wissen müssen.

Ach, es war eine schwere Zeit gewesen, dieser Sommer vor zweiundzwanzig Jahren. Bald darauf segnete dann auch der alte Baronet das Zeitliche. Wohl auch infolge des Schocks über das nicht