: Kjell Eriksson
: Schwarze Lügen, rotes Blut
: Aufbau Verlag
: 9783841227546
: Ein Fall für Ann Lindell
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Kommissarin Ann Lindell ist frisch verliebt in den Journalisten Anders Brant. Umso fassungsloser reagiert sie, als dieser plötzlich und ohne jede Erklärung verschwindet. Genau an dem Tag, an dem der Obdachlose Bosse Gränsberg ermordet aufgefunden wird. Regelrecht schockiert ist sie jedoch, als sie feststellt, dass die Telefonnummer auf dem Zettel in der Tasche des Ermordeten die von Anders ist. Während sie versucht mit Anders Kontakt aufzunehmen, wird die Ermittlungsarbeit in Uppsala zusehends komplizierter. Zwei weitere Todesfälle sind aufzuklären, die mit dem Mord an dem Obdachlosen zusammenzuhängen könnten ...



Kjell Eriksson, geboren 1953, hat Erfahrungen in mehreren Berufen gesammelt. Er lebt in der Nähe von Uppsala. Für seinen ersten Kriminalroman um die Ermittlerin Ann Lindell erhielt er 1999 den schwedischen 'Krimipreis für Debütanten'. Sein Roman 'Der Tote im Schnee' wurde zum 'Kriminalroman des Jahres 2002' gekürt, eine Ehrung, die bereits Autoren wie Liza Marklund, Henning Mankell und Håkan Nesser bekommen hatten. 

2


Der Ort war genauso jämmerlich, wie es garantiert auch das Leben des Toten gewesen war. Ein überflüssiger Ort, kalt, zugig und unbequem, ohne Schönheit oder den geringsten Reiz. Die Pflänzchen, die sich durch den Schotter nach oben gedrängt hatten, berichteten von chlorophyllarmer Kärglichkeit und reiner Misere. Es war ein Verbannungsort, ein Guantánamo der Vegetation.

Ola Haver glaubte, dass sogar die Arbeiter, die die Stelle grundiert, armiert, gegossen und darauf Schotter ausgebracht hatten, längst nicht mehr wussten, dass sie hier gewesen waren. Der Örtlichkeit fehlte es an Stolz.

Sein Vater hatte das einmal gesagt, als sie bei einer Unterführung und den Böschungen neben der Landstraße vorbeigekommen waren. Der Vater hatte völlig unmotiviert gebremst und am Straßenrand angehalten.

»Was für ein Scheißort«, stieß er hervor, während er die schotterbedeckten Hänge verächtlich musterte.

Er erklärte, dass er vor vielen Jahren am Bau der Unterführung beteiligt gewesen war, aber diesen Unort völlig vergessen hatte. Es war das erste Mal, dass ihn Ola Haver etwas Negatives über eine Arbeitstätte sagen hörte. Sonst wies er gewöhnlich mit Stolz auf all die Häuser und Anlagen hin, an deren Bau er mitgewirkt hatte.

Ein Unort, an dem man die traurige, schmuddlige Gestalt zu Havers Füßen erschlagen hatte. Der Mann lag auf dem Bauch, mit zertrümmertem Schädel, die Arme ausgestreckt, so als sei er aus einem Flugzeug ins Luftmeer gesprungen und ungebremst auf dem Boden aufgeschlagen. Ein gescheiterter Fallschirmspringer.

Das war es, was Ola Haver sah und dachte. Warum hier? Wann ist das passiert und wie? Er studierte den Toten, dessen im Schotter verkrallte Hände, die Wunden an den Fingerknöcheln, die fettigen Haare, den sauber ausrasierten Nacken, die derben Schuhe, mit farbigen Bändern nachlässig verschnürt, die Flecken auf der Hose und nicht zuletzt die Panik, die in der Gesichtshälfte zu lesen war, die auf eigentümliche Weise nach oben wies. Haver kam auf die Idee, dass der Mann im Augenblick des Todes versucht haben könnte, den Kopf zu drehen, um ein letztes Mal den Himmel zu sehen, was den unnatürlichen Winkel erklären würde. Hatte er an Gott geglaubt? Dieser völlig irrationale Gedanke ging dem Kriminalpolizisten durch den Sinn, und auch wenn es ihm unwahrscheinlich vorkam, wünschte er, dass es so gewesen wäre. Der Tote hatte den Himmel schauen dürfen. Denn selbst wenn er ein unverbesserlicher Sünder war, würde Gott Erbarmen zeigen mit einem Mann, der sein Leben auf so schmähliche Weise