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Es war ein großes, flaches Gebäude, das ihn erwartete. Eine Villa, wenn man so wollte, war es einmal gewesen. Das ganze Anwesen war in totalem Zerfall. Das Dach eingesunken und überwachsen mit Moos. Der Garten, wenn es denn einmal einen gegeben hatte, war voll überwuchert mit allen möglichen Pflanzen und Gras, das einen halben Meter hoch stand. Jemand sagte einmal, alles, was grün ist, Pflanzen sind, da spielt es keine Rolle, wie die heißen. Man sollte sie so nehmen, wie sie sind, und sich daran erfreuen. Mag sein, aber ein bisschen gepflegt und manikürt hat der Schönheit noch keinen Abbruch getan. Auch bei Pflanzen nicht.
Der Polizeiwagen stand vor der Einfahrt. Das ehemals schwere Eisengitter, das einmal das Tor zum Grundstück gewesen war, lag am Boden. Es war das einzige Haus weit und breit. Der nächste Nachbar konnte es nicht sehen, und auch von diesem Platz aus gab es keinen Blick zu einem anderen Anwesen. Einsam und verlassen stand es in der Landschaft. Als hätte es jemand nur dahin gestellt und vergessen. Vernachlässigt. Der Natur überlassen. Sicher war es einmal ein Zuhause gewesen. Menschen hatten darin gelebt, gelacht, gestritten, sich geliebt. Dann waren es immer weniger Menschen geworden, bis sich niemand mehr darum kümmerte.
Toni Schwarzer also, der Kollege, den er zwar kannte, zu dem er aber nicht sehr viel Kontakt hatte, stand an seinem Wagen und ging ihm ein paar Schritte entgegen. Meistens gab es bei Einbrüchen keine Toten und wenn, dann war es sowieso Mord, mit dem der Toni nichts zu tun haben wollte. Dass beide sich am selben Platz trafen, war eher die Ausnahme.
»Franz, mach dich auf was g'fasst. Des siehst du nicht jeden Tag.«
»Wieso, was is?«
»Der armen Frau hat jemand des ganze G'sicht zertrümmert. Des is nur noch Brei.«
Franz Josef Bernrieder schüttelte nur leicht den Kopf in Unverständnis, dass jemand so etwas tun konnte.
»A bisser'l Pietät, Toni. Und ruf bitte die Amelie an, dass die sofort herkommt. Und den Mittler brauch ma.«
»Den Doktor?«
»Genau den.«
»Aber des sieht man doch, dass die tot is. Des sieht a Blinder. Und außerdem is des –«
»Ja, ich weiß, dass des nicht deine Arbeit is. Toni, mach's einfach. Die Nummern hat der Ferdl im Büro. Ich wart hier auf die zwei mit ihrer Truppe.«
Dann ging er ins Haus. Alleine. Er musste keine Tür öffnen. Alles, was man irgendwie brauchen konnte, war bereits abgeschraubt, ausgebrochen, abgeschlagen, mitgenommen. Er zog seine Taschenlampe heraus, da es bereits dämmrig war, und tastete sich in einem gelben, schwachen Lichtkegel vorwärts. Dort lag sie, in dem großen Raum, in dem nur noch ein paar Stühle und ein kaputter Tisch waren. Und ein alter Teppich, von dem man nicht mehr sehen konnte, welche Farben er einmal gehabt hatte. Das musste das Wohnzimmer gewesen sein, ging es dem Franz durch den Kopf, da breite Türöffnungen auf den verwilderten Garten zeigten.
Der Toni hatte recht. Vom Gesicht war nichts mehr zu erkennen. Jemand musste mit blinder Wut auf die junge Frau eingeschlagen haben. Nur noch ein nicht zu übersehend