: Brigitte Teufl-Heimhilcher
: Von Hochzeiten, Schwiegermüttern und eifersüchtigen Mäusen
: tolino media
: 9783752100334
: 1
: CHF 3.30
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 204
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit Thessa Michaels Verlobungsring am Finger trägt und der Hochzeitstermin feststeht, könnte ihr Leben total perfekt sein - wäre da nicht ihre Schwiegermutter in spe, ihr pubertierender Sohn und diese kleine Eifersucht auf ihre Lieblingsfeindin Judith. Aber auch mit ihrem Exmann und dessen Freundin hat sie es nicht immer leicht, halten die beiden sich doch für Experten in Sachen Erziehung. Da Thessa gerne kocht, sind die einzelnen Kapitel nach Speisen benannt, die für die Regionen, in denen die Geschichte spielt (Wien, Hamburg und Salzburg) typisch sind. Hobbyköche finden im Anhang die dazu gehörigen Rezepte.

Brigitte Teufl-Heimhilcher lebt in Wien, ist verheiratete und bezeichnet sich selbst als realistische Frohnatur. In ihren heiteren Gesellschaftsromanen setzt sie sich mit gesellschaftspolitisch relevanten Fragen auseinander. Sie verwebt dabei Fiktion und Wirklichkeit zu amüsanten Geschichten über das Leben - wie es ist, und wie es sein könnte.

Wiener Schnitzel


Schwarzer Freitag, dachte Thessa, während sie nervös nach ihrem Autoschlüssel kramte. Erst hatte ein Klient sie stundenlang mit Steuerfragen genervt, dann hatte sie sich ein Strafmandat eingehandelt und nun war sie auf dem Weg ins Spital – vorausgesetzt der Autoschlüssel fand sich bei Gelegenheit –, weil ihr Liebster, Michael, sich beim Badminton die Achilles-Sehne gerissen hatte.

Ihr armer Held! Dabei war er doch nur für den Freund ihres Sohnes eingesprungen, der wieder einmal abgesagt hatte. Aber vermutlich hatte ihn dann doch der Ehrgeiz gepackt, so wie neulich, auf dem Tennisplatz, da hatten die beiden sich auch nichts geschenkt. Männer sind schon eigenartige Wesen. Durchaus liebenswert, aber irgendwie unverständlich.

Als sie endlich in der Tiefgarage des kleinen Privatspitals nach einem Parkplatz Ausschau hielt, fiel ihr ein dunkler Mercedes mit dem Kennzeichen „NERV 1“ auf. Ihr zukünftiger Schwiegervater war also auch schon da, hoffentlich alleine.

Doch schon als sie, nach der Zimmernummer suchend, den Gang entlangeilte, hörte sie die Stimme von Michaels Mutter. Auch das noch! Der schrille Ton war stets ein Hinweis darauf, dass Vera sich ärgerte.

Die Tür zum Krankenzimmer stand offen und Vera war gerade dabei, ihrem Sohn die Kissen aufzuschütteln, während eine junge Krankenschwester etwas hilflos daneben stand. Ihr Schwiegervater saß etwas abseits und beobachtete die Szene aus sicherer Entfernung.

„Thessa, mein Mäuselchen!“, rief Michael. „Endlich ein Lichtblick!“

Nun hatte auch Vera sie bemerkt, allerdings schien sie deutlich weniger begeistert. Dafür lächelte ihr Schwiegervater ihr freundlich entgegen und erhob sich, um ihr Platz anzubieten.

„Es wird in diesem Haus doch wohl noch ein paar Sessel geben“, keifte Vera in Richtung Krankenschwester, die sich augenblicklich auf die Suche machte.

„Mutter, bitte, das ist ein Spital, kein Hotel, und die Dame ist Krankenschwester, kein Zimmermädchen“, erläuterte Michael genervt.

„Ein Privatspital“, ergänzte seine Mutter. „Und für die Hotelkomponente zahlst du monatlich gerade genug.“

„Seit wann kümmerst du dich um Versicherungsprämien?“

Das Eintreten eines Krankenpflegers, der zwei Sessel brachte, beendete den kleinen Disput.

„Wo ist Nicky?“, wollte Thessa wissen.

„In der Zwischenzeit daheim, vermute ich. Er hat mir zwar heroisch angeboten, mit dem Krankenwagen mitzufahren, war aber sichtlich erleichtert, als ich gesagt habe, dass ich schon zurechtkäme.“

Das konnte sie sich gut vorstellen, seit seiner Mandeloperation hasste Nicky Krankenhäuser.

Während sie Michaels Toilettensachen auspackte, keifte Vera: „Warum musstest du auch Badminton spielen?“

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