: Titus Müller
: Der Kuss des Feindes Roman
: Gerth Medien
: 9783961224111
: 1
: CHF 8.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kappadokien um 800 n. Chr.: Über zehntausend Menschen haben sich in der unterirdischen Stadt Korama versteckt. Es sind Christen. Sie haben hier Zuflucht gefunden vor den Arabern, die das Land erobert haben. Arif, der Sohn eines arabischen Hauptmanns, lernt bei einem Streifzug die junge Christin Savina kennen und verliebt sich in sie. Unbemerkt folgt er ihr und entdeckt so den geheimen Zugang in das Höhlensystem der Christen. Bald steht er vor einer schwierigen Entscheidung ...

studierte in Berlin Literatur, Mittelalterliche Geschichte, Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Mit 21 Jahren gründete er die Literaturzeitschrift 'Federwelt'. Seine Ratgeber und historischen Romane begeistern viele Leser. Titus Müller ist Mitglied des PEN-Club und wurde u.a. mit dem 'C. S. Lewis-Preis' und dem 'Sir Walter Scott-Preis' ausgezeichnet. Seine Bücher werden regelmäßig zu Bestsellern. 'Der Schneekristallforscher' z.B. hat sich über 10.000 mal verkauft.

2

Arif fuhr mit den Fingerspitzen über die weiche, lederne Karte. Mit Kohlestrichen hatte sein Vater die Region festgehalten, vom großen Salzsee bis zum Vulkan Argaios, eine Miniatur der Wirklichkeit. Die Ortschaften, als ameisengroße Dächer eingezeichnet, waren sämtlich verlassen. Die Christen hatten sich in die Berge zurückgezogen. Seit Monaten lagerte sein Stamm hier in der Ebene und suchte sie. Wo in den Klüften hielten sie sich verborgen? Es musste ein schwer zugängliches Tal sein, von dem sie sich Schutz erhofften, ein Tal mit geheimen Zugängen. Arif rollte die Karte zusammen und wickelte den Riemen darum.

Die Luft im Zelt war heiß wie in einem Backofen. Sonnenlicht blitzte durch die Nähte der schwarzen Stoffbahnen, und obwohl Kamelhautstricke das Zelt zwei Handbreit über den Boden hochrafften, brachte kein Windhauch Kühlung.

Es roch nach Thymian und Kümmel. Auf dem kleinen Feuer kochten Bohnen. Die Mutter warf Dörrfleisch dazu. Als sie umrührte, quollen die Bohnen über den Topfrand, und einige fielen hinunter. Sie knisterten in den Flammen und wurden schwarz.

Er erhob sich von seinem Sitzkissen, wickelte sich das weiße Kufiya-Tuch um den Kopf und schnallte sich den Schwertgurt um. Aus dem Krug goss er Wasser in einen Becher und trank. Dann stellte er den Becher ab, nahm seinen Sattel und das Zaumzeug und ging zum Zeltausgang.

Die Mutter sagte: »Wohin gehst du? Was willst du mit dem Schwert?«

»Ich reite aus.«

»Deinen Bogen habe ich hinten zu den Gerbsteinen geräumt.«

»Ich gehe nicht jagen. Ich spähe nach den Ungläubigen.«

Die Mutter ließ den Löffel fallen, er versank in der Bohnensuppe. Es brauchte einen Moment, bis sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Sie stammelte: »Niemand reitet allein zu den Ungläubigen.«

Ihr Blick wollte ihn festhalten, aber Arif löste sich von ihm und trat nach draußen. Es tat gut, die stickige Enge des Zeltes zu verlassen. Im Freien wölbte sich das Himmelsblau wunderbar weit, und die Luft erfrischte die Lungen.

Vater saß vor dem Zelt und zog einem Hasen das Fell ab. Fliegen umsurrten das nackte, rohe Fleisch und Vaters schwarzen Bart. Neben Haroun lagerte die Gepardin, den Kopf würdevoll erhoben. Ihr schlanker gefleckter Körper lag im Schatten, nur den Kopf beschien die Sonne. Die Raubkatze blickte, ohne zu blinzeln, auf die Berge am Horizont, mit Augen, die wie Bernsteine funkelten. Dennoch, dass ihre Schwanzspitze zuckte, verriet, dass der Geruch des Hasenfleischs die Gepardin erregte.

Hinter Arif schlug hart die Zeltplane auf, als Mutter ebenfalls aus dem Zelt trat. »Arif will allein in die Berge reiten und die Ungläubigen ausspähen. Haroun, sage ihm, dass das Irrsinn ist.«

Ungerührt schn