: Andreas Franz
: Kaltes Blut
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426559666
: Julia Durant ermittelt
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 560
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In einem wohlhabenden Frankfurter Vorort herrschen Entsetzen und Fassungslosigkeit: Die 15jährige Selina ist aus dem Reitstall, in dem sie sich mit Vorliebe aufhielt, nicht nach Hause zurückgekehrt und wird kurz darauf ermordet aufgefunden. Kommissarin Julia Durant und ihre Kollegen stehen vor einem Rätsel, das noch undurchdringlicher wird, als sich herausstellt, dass Selina schwanger war...

Andreas Franz' große Leidenschaft war von jeher das Schreiben. Bereits mit seinem ersten Erfolgsroman JUNG, BLOND, TOT gelang es ihm, unzählige Krimileser in seinen Bann zu ziehen. Seitdem folgte Bestseller auf Bestseller, die ihn zu Deutschlands erfolgreichstem Krimiautor machten. Seinen ausgezeichneten Kontakten zu Polizei und anderen Dienststellen ist die große Authentizität seiner Kriminalromane zu verdanken. Andreas Franz starb im März 2011. Daniel Holbe, Jahrgang 1976, lebt mit seiner Familie in der Wetterau unweit von Frankfurt. Insbesondere Krimis rund um Frankfurt und Hessen faszinierten den lesebegeisterten Daniel Holbe schon immer. So wurde er Andreas-Franz-Fan - und schließlich selbst Autor. Als er einen Krimi bei Droemer-Knaur anbot, war Daniel Holbe überrascht von der Reaktion des Verlags: Ob er sich auch vorstellen könne, ein Projekt von Andreas Franz zu übernehmen? Daraus entstand die 'Todesmelodie', die zu einem Bestseller wurde. Es folgten mittlerweile dreizehn weitere Durant-Romane, die allesamt die vorderen Plätze der Sellerlisten eroberten.
Dienstag, 18. Juni,
mehrere Jahre später

Es war ein brütend heißer Tag, an dem die Temperatur auf beinahe unerträgliche siebenunddreißig Grad stieg. Um kurz nach neunzehn Uhr betraten die junge Frau und das Mädchen das um diese Zeit kaum besetzte Lokal. An einem der hinteren Tische abseits des Eingangs saß ein Pärchen, das tief in ein Gespräch versunken war und von den Eintretenden keine Notiz nahm. Im Raum war es im Gegensatz zu draußen angenehm kühl, es duftete nach italienischer Küche, südländischen Gewürzen und Wein, im Hintergrund klang leise aus versteckten Lautsprechern Musik. Die Frau und das Mädchen ließen sich an einem Tisch neben dem Fenster auf rustikalen Stühlen nieder, von wo aus sie einen guten Blick auf den Parkplatz und einen Teil des Reithofs und die angrenzenden Stallungen hatten. Alles war in gleißendes Sonnenlicht getaucht, und es würde noch fast zweieinhalb Stunden dauern, bis auch die letzten Strahlen der Sonne hinter den Ausläufern des Taunus verblasst sein würden. Allmählich trocknete der Schweiß unter der Kleidung, ein paar Perlen standen auf der Stirn des Mädchens.

»Was möchtest du trinken?«, fragte die Frau mit angenehm weicher Stimme. Sie trug bis zu den Knien reichende schwarze Lederstiefel, eine khakifarbene, eng anliegende Hose und eine kurzärmlige weiße Bluse. Sie hatte ein markantes Gesicht, mit leicht hervorstehenden Wangenknochen, einer schmalen, geraden Nase und einem dezent geschminkten vollen Mund. Ihre Haut war sehr gepflegt, jede ihrer Bewegungen hatte etwas Graziles. Sie sah das Mädchen aus warmen braunen Augen an. »Oder möchtest du lieber etwas essen? Die machen hier eine tolle Lasagne.«

Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sie hatte kurzes rötlich-blondes Haar, grüne Augen, sanft geschwungene Lippen, die sich an den Seiten ein wenig nach unten zogen, und sie hatte bereits eine sehr weibliche Figur, die sie unter einem weit geschnittenen blauen T-Shirt und Jeans versteckte. Insgesamt machte sie einen etwas unsicheren Eindruck. »Nur ein Glas Orangensaft, bitte.« Sie hatte sich zurückgelehnt, die Hände gefaltet, den Blick gesenkt. Ihr schien die Situation unangenehm zu sein.

»Wirklich keine Lasagne? Ich lade dich natürlich ein«, sagte die Frau mit aufmunterndem Lachen, aber dennoch leise, so dass nur das Mädchen die Worte hörte.

»Nein, danke, ich habe keinen Hunger.«

Die Frau gab dem Kellner ein kurzes Zeichen, der daraufhin an den Tisch kam und die Bestellung aufnahm. Sie bestellte Rotwein für sich und Orangensaft für das Mädchen. Der Kellner, ein hoch aufgeschossener junger Mann in weißem Hemd, dunkler Hose und ebenso dunkler Weste, brachte wenig später die Getränke.

»Auf dein Wohl und vor allem auf deine Zukunft«, sagte sie und hob ihr Glas.

Das Mädchen lächelte verlegen und nahm einen Schluck von dem Saft, behielt das Glas aber noch in der Hand.

»Du machst einen sehr verspannten Eindruck, Miriam. Was ist los?«

»Nichts weiter. Es ist nichts.«

Die Frau holte eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Tasche, zündete sich eine an, inhalierte und beugte sich nach vorn, die Ellbogen auf den Tisch gestützt.

»Miriam, es gibt einen Grund, weshalb ich mich gerne mit dir unterhalten möchte. Du kommst jetzt schon seit über zwei Monaten regelmäßig zu uns und … Nun, wie soll ich es ausdrücken, ich denke, es wird Zeit, dass wir uns einmal über deine Zukunft unterhalten.« Sie nahm einen weiteren Zug an der Zigarette, den Blick auf das Mädchen gerichtet. »Ich sehe doch, dass das Reiten dir großen Spaß macht. Würdest du nicht gern Mitglied bei uns werden?«

Das Mädchen nickte, verzog aber gleichzeitig den Mund ein wenig. Jede Bewegung, jeder Blick sp