Algora
DA WAREN WIR also wieder. Trautes Algora.
Das Royale de Canne war ein schickes und unverschämt teures Restaurant, das die gesamte vierte Etage und das Dach eines großen Gebäudes auf einem Hügel etwas abseits des Stadtzentrums von Algora einnahm. Dieser Hügel war hoch und uns bot sich ein hervorragender Blick auf das Stadtpanorama.
Das Dach war teilweise von einer durchsichtigen Glaskuppel bedeckt, die auf einer ausgefallenen schmiedeeisernen Stütze ruhte. Jedes Glassegment der Kuppel hatte einen dezent anderen Farbton, sodass die Illusion eines zarten Regenbogens erzeugt wurde, der sanft in der Luft schimmerte. Windspiele aus Kristall erfüllten die Luft mit zarten Tönen, und smaragdfarbene Vögel in goldenen Käfigen zwitscherten im Chor.
Die Atmosphäre war friedlich, beinahe verträumt. Der einzige Misston kam von einem spindeldürren, glatzköpfigen Elfen, der sich mit einer goldenen Dessertgabel in der Nase bohrte und abschätzige Kommentare über die Einheimischen von sich gab. Die schmutzigen Füße des Elfen hinterließen hässliche Flecken auf der feinen Seide der Stühle, die edle Tischdecke war bereits mit nicht näher identifizierbaren Krumen übersät und die Hälfte des Geschirrs lag in Scherben auf dem Boden.
Das riesige Mammut Callowan stand hinter Orbit und schmauste die Reste eines einst stattlichen, drei Meter hohen Ficus, dessen Blätter nun wie gedünstetes Kraut aussahen.
Wir wussten eben, was sich gehörte. Niemand, der etwas auf sich hielt, würde sich jemals ohne sein Hausmammut in einem Nobelrestaurant blicken lassen. Da wäre man doch das Gespött der ganzen Stadt...
Diese ironischen Gedankengänge kamen bei mir mittlerweile automatisch und aus reiner Gewohnheit. Die Anwesenheit des Mammuts und Orbits Verhalten war mir völlig egal. Ich hatte gerade alle meine freien Stat-Punkte verteilt und wählte meine erste Spezialisierung, um dem Großen Navigator ein Stück näherzukommen. Aber das war nur ein Schritt von vielen. Die Ziellinie war noch weit entfernt. Ich würde mindestens noch ein paar Dutzend solcher Schritte machen müssen.
In Gedanken war ich also damit beschäftigt, alle möglichen Optionen abzuwägen und zu überlegen, wie ich Dinge, die nicht zusammenpassen wollten, mit weiteren Dingen, die ihrerseits unmöglich erschienen, kombinieren könnte. Und während ich hier saß und all meine widerspenstigen Gedanken zu sammeln und zu etwas halbwegs Vernünftigem zu bündeln versuchte, war meine Freundin mit Extremangeln beschäftigt und ich konnte nichts tun, um ihr dabei zu helfen.
Sehr zu meinem Leidwesen. Da hatte ich nur kurz mein privates Zimmer aufsuchen wollen, doch dann war meine Tochter aufgewacht und wollte nicht mehr schlafen. Überhaupt nicht mehr.
Damit war s das mit Ruhe und Entspannung. Die kleine Göttin interessierte sich für Teddybären, Essen und ganz besonders für den göttlichen Thron. Wer würde ihr das alles geben? Teddybären und Zuckerzeug könnte ich, wenn auch widerwillig, an die Schwarze Baronin auslagern. Aber um den letzten Punkt würde ich mich selbst kümmern müssen, wenn ich meine Tochter zu einer freundlichen, guten und wohlwollenden Göttin erziehen wollte. So viel war klar. Unter keinen Umständen wollte ich meine Tochter in ein bösartiges Monster wie Guorra verwandeln.
Apropos Tochter.
Ähem , machte ich, um die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen.
Dreimal musste ich mich immer theatralischer räuspern, bis die Baronin hochschreckte, so sehr war sie damit beschäftigt, das Kind zu betüdeln.
Hm? Der übliche Adlerblick in ihren Augen war dieses Mal etwas trüb.
Vielleicht solltest du dir selbst welche zulegen , sagte ich hochnäsig. Echte!
Au jaaa! , feixte Orbit, dass sein beeindruckendes Gebiss nur so blitzte. Daaa könnt ihr laaange waaarten!
Orbit! Warte nur, bis ich dir mit meiner Spitzhacke den Eierschädel bearbeite, dann vergeht dir das Lachen!
Ich räusperte mich erneut und entschied mich vorsichtshalber, mich nicht weiter in das Privatleben anderer Leute einzumischen.
Ist es möglich, eine Vereinbarung mit der Göttin Guorra zu treffen? , fragte ich stattdessen höflic