: Jean-Luc Bannalec
: Bretonische Idylle Kommissar Dupins zehnter Fall
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462320831
: Kommissar Dupin ermittelt
: 1
: CHF 11.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mord unter der Sonne der Bretagne - Kommissar Dupin ermittelt auf der malerischen Belle-Île Die Hitzewelle hat in diesem August sogar die Bretagne fest im Griff. Keine Aussicht auf Abkühlung für Kommissar Dupin. Und zu allem Überfluss planen die Kollegen auch noch die große Feier seines zehnjährigen Dienstjubiläums. Doch dann wird eines Morgens an der Küste bei Concarneau ein Toter aus dem Meer gefischt, ein Schafzüchter von der legendären Belle-Île. Und ehe Dupin sich's versieht, befindet er sich an Bord eines Schnellbootes auf dem Weg zur »schönsten Insel der Welt«, wo er schon bald auf tiefste menschliche Abgründe stößt ... In seinem zehnten Fall taucht Kommissar Dupin ein in die faszinierende Welt der Belle-Île mit ihrer einzigartigen Landschaft, der traditionellen Schafzucht und der Whisky-Produktion. Doch hinter der idyllischen Fassade lauern Geheimnisse, Erpressung und Mord. »[Eine] unterhaltsame Lektüre - auch für Daheimgebliebene, die sich die Meeresbrise und den würzigen Thymian- und Kiefernduft der Insel auf den heimischen Balkon holen wollen.« Kulturtipp Schweiz »Bretonische Idylle« von Jean-Luc Bannalec ist ein atmosphärischer Kriminalroman für Frankreich-Fans und alle, die sich nach einer Auszeit an der bretonischen Küste sehnen. Jean-Luc Bannalec präsentiert mit seinen Krimiabenteuern um Kommissar Dupin aus der Bretagne die ideale Urlaubslektüre: Mit gewitztem Humor und einem Gespür für regionale Nuancen entführt er die Leser in die unverwechselbare Bretagne, wo die salzige Atlantikluft fast greifbar wird. Die Krimi-Bestseller aus der Bretagne sind in folgender Reihenfolge erschienen: - Bretonische Verhältnisse - Bretonische Brandung - Bretonisches Gold - Bretonischer Stolz - Bretonische Flut - Bretonisches Leuchten - Bretonische Geheimnisse - Bretonisches Vermächtnis - Bretonische Spezialitäten - Bretonische Idylle - Bretonische Nächte - Bretonischer Ruhm - Bretonische Sehnsucht - Bretonische Versuchungen Die Bücher erzählen eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Jean-Luc Bannalec ist der Künstlername von Jörg Bong. Er ist in Bonn und im südlichen Finistère zu Hause. Die Krimireihe mit Kommissar Dupin wurde für das Fernsehen verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2016 wurde der Autor von der Region Bretagne mit dem Titel »Mécène de Bretagne« ausgezeichnet. Seit 2018 ist er Ehrenmitglied der Académie littéraire de Bretagne. Zuletzt erhielt er den Preis der Buchmesse HomBuch für die deutsch-französischen Beziehungen und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Concarneau.
Inhaltsverzeichnis

Der zweite Tag


Nicht einer, nein, alle.

Alle setzten ihm nach, waren hinter ihm her. Menhire. Hunderte meterhohe Steinmonster, lebendig, schnell, wendig. Mit einem einzigen Ziel: Sie trachteten nach seinem Leben. Er hatte sich eines Verbrechens schuldig gemacht, er hatte nicht an sie geglaubt. Und es war die Wahrheit, ihre Anschuldigungen waren ganz und gar gerechtfertigt.

Sie hatten ihn eingekreist. Von allen Seiten der Insel waren sie aufgebrochen, vorgerückt, er hatte zu entkommen versucht, doch überall war wieder einer aufgetaucht. Oder eine.Jeans undJeannes. Sie hatten den Kreis enger und enger gezogen. Nun gaben sie eine Art tiefes Blöken von sich. Markerschütternd. Und allein schon eine Folter.

Es gab kein Entrinnen. Auch keinen Kampf. Keine Tricks. Keine Superkräfte. Nur das Zerquetschtwerden. Ein übernatürlicher Chor hob an, er war deutlich zu verstehen: »Wir sind es, dieAcadiens, dieAcadiens, dieAcadiens …«, in endloser Wiederholung. Ein existenzieller Schauder überlief ihn. Bald spürte er die Kälte und Härte des nackten Gesteins an seinen Armen, die er schützend um sich geschlungen hatte. Es ging unausweichlich dem Ende zu, als plötzlich ein sphärisches, ja kosmisches Brummen einsetzte. Und siehe da: Die Steine verharrten und verstummten, um sich dann mit einem Mal zurückzuziehen und ihn freizugeben. Im nächsten Moment waren sie verschwunden, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Nur das tiefe, eigentümliche Brummen blieb. Und wurde noch lauter. Dupin hielt sich die Ohren zu, mit aller Kraft, immer verzweifelter.

Dann wachte er auf.

Es dauerte einen Augenblick, ehe Dupin die grundlegenden Aspekte der Realität sortiert bekam. Was vor allem hieß: das Brummen. Denn es brummte weiter. Und entstammte, wie er langsam begriff, der diesseitigen Wirklichkeit. Es war ein Schiff, eindeutig. Ein großes Schiff.

Das Brummen hatte ihn geweckt. Gerettet.

Er setzte sich auf und blickte aus dem Fenster. Noch war es dunkel, aber schon nicht mehr tiefe Nacht, ein allererstes, zaghaftes Dämmern hatte im Osten eingesetzt. Über dem Horizont. Ein Vordämmern. Das Licht schlich sich ein. Ein silbriges Licht, das jetzt mehr und mehr den Himmel übernahm.

Dupin warf einen Blick auf seine Uhr: 6 Uhr 17. Zu spät, um noch weiterzuschlafen. Er würde duschen und aufbrechen. Und, wie geplant, etwas Zeit für sich haben.

Um 6 Uhr 55 betrat er dasTilleul.

Er gab seine Bestellung an der Theke auf: zweipetits cafés, zwei Croissants. Es war ein einfaches, nettes Café, die Fassade himmelblau gestrichen, eine Terrasse auf dem Platz vor der Dorfkirche, mit Blick auf die Bucht und den Hafen. Die Terrasse war noch verwaist, nur drinnen saßen schon ein paar Gestalten, Hafenarbeiter, wie es aussah. Der ganze Ort war wie leer gefegt, das Leben hatte noch nicht begonnen. Bis auf die Geräusche, die aus der Bar drangen, und die Schreie der koketten Möwen über dem Hafenbecken, herrschte vollkommene Ruhe. Die Ruhe, die es nur am Meer gab, das allen unwesentlichen Lärm großzügig verschluckte. Dupin mochte die besondere Stimmung des frühen Morgens, die Welt im Erwachen.

»Voilà.«

Ein junger, übernächtigt aussehender Mann in einem weißen T-Shirt stellte diecafés und einen Teller mit den Croissants vor ihm ab.

»Und die Zeitungen, Monsieur. Voilà.«

Schon war er wieder verschwunden.

Auf der Titelseite desTélégramme war ein Foto von Dupin zu sehen, wie er am Hafen in seinen orangenen Méhari stieg. Er hatte keinen Fotografen bemerkt, es war unglaublich.

»Der Kommissar aus Concarneau zu Ermittlungen auf der Belle-Île«, lautete die Headline. Immerhin, früher hatten sie immer geschrieben: »Der Kommissar aus Paris …« Über einem Foto von Provost stand: »Mord an Schaf-Baron Patric Provost.« Für den Fall Albert Zinc waren die Zeitungen zu früh in Druck gegangen; im Netz, im Fernsehen und Radio würde er dafür umso intensiver behandelt werden.

Dupin musste zugeben, dass er das mit der Schafzucht selbst weitgehend aus dem Blick verloren hatte. Hätten sie sich damit intensiver beschäftigen sollen? Aber eine Geschichte mit Schafen, die auch Zincs Entführung erklären würde, wie sollte die aussehen? Er verbannte die Zeitungen auf den Nebentisch und trank den erstencafé. Endlich. Dann holte er sein Notizheft und die kleine Inselkarte hervor, legte sie vor sich und trank den zweitencafé.

Nur ganz allmählich dämmerte es, der Tag ließ sich Zeit. Ein