: Gerhard E. Feurle
: 'Zustände und Gebräuche' in Königsberg und Berlin im frühen 19.Jahrhundert Aus den Aufzeichnungen des Königsberger Regierungsrats Karl Heinrich Bartisius
: Books on Demand
: 9783755704249
: 1
: CHF 11.40
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: Regional- und Ländergeschichte
: German
: 316
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Karl Heinrich Bartisius (1798-1866), Regierungsrat, Stadtrat und Schuldezernent in Königsberg. Karl Heinrich Bartisius ist Zeuge großer gesellschaftlicher Umwälzungen:"...die verflossenen sechzig Jahre des 19ten Jahrhunderts (haben) die Stadt nicht allein in ihrem äußern Ansehen, sondern auch in ihren inneren Beziehungen so verändert, daß sie nicht mehr jetzt dieselbe ist, welche sie im Jahre 1800 war ... Unter solchen Umständen erscheint ein Vergleich zwischen den jetzigen Zuständen und denen zu Anfang dieses Jahrhunderts nicht ohne Interesse ..." Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1858 und Überwindung einer schweren Krankheit beschäftigt sich der seit 1852 erblindete Bartisius damit, dass er seine während früherer Jahre angefertigten Notizen zusammenfasst,"oder vielmehr den Knaben, die ich mir deshalb hielt, in die Feder dictierte." Vor dem Hintergrund der Feldzüge Napoleons nach und durch Ostpreußen, handelt es sich um die Handschriften"Zustände und Gebräuche in der Stadt Königsberg" während seiner Schulzeit nach der Reform Wilhelm von Humboldts, die Studentenjahre unter berühmten Professoren in der Nachfolge Kants, die Burschenschaftsbewegung, den"Mehltau der Demagogenriecherei",&quo ;Soldatisches" und das"Militairwesen" in Preußen ... Ein längerer Aufenthalt in Berlin zur"mündlichen Prüfung bei der Ober-Examinations-Commission& uot; veranlasst Bartisius zu einer lebendigen Schilderung des damaligen Berliner Hof- und Theaterlebens. Bartisius gehört dem"mittleren Bürgerstand" an. Sein Leben lang hat er geschrieben: Tagebücher, Gedichte, Reden, familiäre Aufzeichnungen, Aufsätze verschiedener Art. Darauf kann er für dieses vielfältige und eindringliche Bild seiner Zeit und seiner Stadt zurückgreifen. Der Band ist reich bebildert. Das umfassende Personenverzeichnis erschließt ein weites Tableau zeitgenössischer, vor allem Königsberger Persönlichkeiten.

Gerhard Engelbert Feurle wurde 1938 in Graz geboren. Sein medizinisches Staatsexamen sowie seine Dissertation absolvierte er an der Universität München. Anschließend war er als Arzt tätig an der Temple University in Philadelphia, den Universitätskliniken Göttingen und Heidelberg, sowie als Chefarzt an der Medizinischen Klinik im DRK-Krankenhaus Neuwied Schwerpunkte seiner Forschung sind: Xenin und Morbus Whipple; aktuell, eine Open Access Diagnostikstudie:"Differ ntial diagnostic value of rheumatic symptoms in patients with Whipple's disease". Sci Rep. 2021 Mar 16;11(1):5980. doi: 10.1038/s41598-021-85217-2. Eine vollständige Liste seiner naturwissenschaftlichen Veröffentlichungen ist einsehbar unter www. researchgate.net Darüber hinaus veröffentliche Feurle einige nicht-medizinische Arbeiten:"Die Entleibung des weiland Martin Feurle. Ein Todesfall in der Pfarrei Sulzberg im Jahre 1604", erschienen im Jahr 2014."500 Jahre Ablass für die Gläubigen der Kirche St. Stephan in Lindau/Bodensee", erschienen bei IGAL Nr. 14/10/2018, Seite 20."Wie deine grüngoldenen Augen leuchten" - ein Wissenschaftsroman mit irdischen und spirituellen Einsichten aus Nepal und Tibet, erschienen 2018 bei Königshausen& Neumann.

Einführung des Herausgebers


Karl Heinrich Bartisius wurde am 1.1.1798 in Königsberg als zweiter Sohn des Kanzleiangehörigen Gottfried Bartisius geboren. Von diesem ist nur wenig Schriftliches überliefert, lediglich, dass er im Jahr 1770 Visitator1 des Königsberger Braukollegiums war und dass er bei seinem Tod 1803 seiner Witwe Elisabeth, geborene Obst, und seinen „drei unerzogenen Kindern väterliche Erbgelder in Höhe von 4 082 Reichsthalern, 21 Groschen und 7 3/9 Pfennige hinterlassen hat, davon ungelöscht für Henriette Juliane Amalie B. 1 360 Reichsthaler, 67 Groschen und 1/8 Pfennig“.2

Karl Heinrich schreibt in seinen unveröffentlichten Aufzeichnungen: „Erlebnisse und Wahrnehmungen “:

„Der Vater, Kanzlei-Verwandter Gottfried Bartisius, wurde durch den Tod abberufen, als ich erst fünf Jahre zählte, und ich habe es immer schmerzlich bedauert, dass mir so wenig Erinnerungen an ihn geblieben sind […]. Selbst meine Mutter war über viele Dinge in Unkenntnis geblieben, und es stellte sich heraus, dass mein Vater über seine persönlichen Verhältnisse nicht gerade zu Mitteilungen sich veranlagt gesehen hat.“ Weiter schreibt Karl Heinrich Bartisius: „Was noch meinen Familien-Namen anbelangt, so habe ich ihn nirgend weiter angetroffen als bei meinem Vater und seinen Kindern.“ Und einige Seiten später berichtet er, dass „der Vater den Schlachthof am Schlossteich erstanden und dort Gebäude für eigene Rechnung aufgeführt hatte. Das größere derselben, welches in zwei Stockwerken vier Wohnungen enthielt, war zum Vermiethen bestimmt. Das andere, nur einstöckige, war zur Wohnung für die Familie bestimmt und hatte ein besonderes Privilegium zum Betriebe der Hökerei erhalten. Dieses Gewerbe war auch mit Vortheil betrieben.“

Etwa drei Monate nach dem Tod von Gottfried Bartisius, am 4.12.1803, heiratete die Witwe Elisabeth den 1758 geborenen Johann Theodor Krumbholz, der seinerseits bereits am 2.4.1825 verstarb und seine Frau wiederum verwitwet und ihre Kinder aus beiden Ehen sowie den Stiefbruder Julius Krumbholz hinterließ. Nach allem, was Karl Heinrich über seinen Stiefvater Krumbholz schreibt, hat dieser sich väterlich auch um die Kinder aus den vorangegangenen Ehen gekümmert. Genealogische Daten der Familie Bartisius in Königsberg, entnommen aus Kirchenbüchern, Adresskalendern und dem Bürgerbuch, sind in den Registerblättern 1 und 2 im Anschluss an dieses Vorwort gelistet.

Dem Akademischen Erinnerungsbuch von Hartung aus dem Jahr 18443 ist zu entnehmen, dass Karl Heinrich Bartisius im Winter 1819/20 „Entrepreneur der Bälle“ und am 20.3.1819 „Marschall bei Vivat“ war, sowie, dass er beim Begräbnis seines Schulfreundes Schütz am 19.3.1819 als Redner auftrat. Seine Rede hat Bartisius im Buch „Müßige Stunden“ aufgezeichnet. In der Schulgeschichte heißt es: „Carl Heinr. Bartisiu