: Andreas Winkelmann
: Das Letzte, was du hörst
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644011427
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Podcast, der Tausende begeistert. Der süchtig macht. Der den Tod bringt ...  Lehn dich zurück. Höre diese Stimme. Vergiss deinen Alltag, den Job, den Ärger, die Sorgen. Vertrau dich den Worten an. Sie sind nur für dich. Aber Vorsicht: Wenn du einmal gefangen bist in dieser Welt, kommst du nicht mehr hinaus. Diese Stimme - sie ist das Letzte, was du hörst. Sarah ist süchtig nach dem Podcast «Hörgefühlt». Die Stimme von Podcaster Marc Maria Hagen ist wie ein seidiges Kissen, seine Worte sind Trost für die Seele. Doch Sarah ahnt nicht, was hinter den Kulissen vor sich geht. Dass hinter den weichen Worten der Tod lauert. Nr.-1-Bestsellerautor Andreas Winkelmann mit einem neuen Thriller, der dem Bösen eine Stimme gibt. 

In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.

2


«Tu das nicht! Ich bitte dich, tu das nicht! Ich …»!

Roya Mayer, die selten um Worte verlegen war, wusste nicht, was sie sagen sollte. Panik stieg in ihr auf. Das durfte nicht passieren, nicht schon wieder. So etwas wiederholte sich doch nicht.

Ihr Blick glitt zwischen dem Display des Handys in der Halterung am Lüftungsgitter der Mittelkonsole und der engen Landstraße hin und her, die sich wie ein Tunnel durch die Dunkelheit über den Wäldern und Wiesen zog. Sie hielt sich für eine gute Fahrerin – auch wenn ihr Vater immer das Gegenteil behauptet hatte –, aber in diesem Moment war sie heilfroh über den schwachen Verkehr hier draußen auf dem Lande.

«Martina? Bist du noch da? Bitte, sag doch was?»

Von vorn näherten sich Scheinwerfer und erweckten die Schatten der mächtigen Eichen an den Rändern der Straße zum Leben. Uralte, vernarbte Stämme, die einen Zusammenprall schadlos wegstecken würden, ganz im Gegensatz zu Royas in die Jahre gekommenem Suzuki. Denn der hatte lediglich zwei Airbags, einen im Lenkrad, einen über dem Handschuhfach, und das war es dann auch schon mit der Sicherheit. Seine Knautschzone war lächerlich, das Blech dünn. Mit diesem Wagen hatte man besser keinen Frontalzusammenstoß – weder mit einem Baum noch mit einem Fahrzeug. Deshalb nahm Roya den Blick vom Handy und konzentrierte sich auf die Fahrbahn, folgte dem weißen Strich am rechten Rand, der außerhalb der Scheinwerfer in der Dunkelheit verschwand und sie dorthin zu locken schien.

Die Scheinwerfer wurden groß und größer, blendeten Roya, sie kniff die Augen zusammen, klammerte sich ans Lenkrad und fragte sich, ob es nicht doch besser wäre, an den Straßenrand zu fahren, die Warnblinkanlage einzuschalten und die Polizei anzurufen.

Aber was sollte sie sagen?Hallo, ich glaube, da will sich jemand umbringen? Es wäre eine Möglichkeit, und vielleicht würde man ihr glauben, aber es gab mehr als nur einen Grund, der sie davon abhielt.

Als der entgegenkommende Wagen vorbeigefahren war, traute sie sich, wieder auf ihr Handy zu schauen. Immer noch standen lediglich die sechs Worte im Display.

«Hilf mir … ich bin am Baum …»

Mit einer flinken Bewegung tippte Roya auf das Lautsprechersymbol für eine Sprachaufnahme.

«Martina! Sprich mit mir, bitte. Ich möchte deine Stimme hören!»

Doch Martina wollte oder konnte nicht sprechen. Vor einer Viertelstunde war diese kurze Textnachricht eingegangen, unverständlich für Außenstehende, doch Roya ahnte, was Sache war. Martina ging es schlecht. Und Roya hatte das Gefühl, an dieser Entwicklung eine gewisse Mitschuld zu tragen. Vielleicht hatten ihre Fragen sie zu sehr aufgerüttelt, vielleicht hatte Roya auch zu vehement nachgefragt und zu tief gebohrt, aber wie hätte sie auch wissen können, dass Martina Spiekermann so instabil war. Vor einer Woche hatte sie noch einen gefestigten Eindruck auf Roya gemacht. Zwar alles andere als selbstbewusst, aber doch mit einer Perspektive und einem guten Blick auf die Dinge, die sie beschäftigten. Was hatte sich seitdem geändert? Und warum wandte sic