: Michael Hjorth, Hans Rosenfeldt
: Das Mädchen, das verstummte Kriminalroman
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644516618
: Ein Fall für Sebastian Bergman
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 592
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sebastian Bergman, Kriminalpsychologe. Konfrontiert mit seiner größten Angst: Wieder ein Kind zu verlieren. Die Bewohner von Torsby stehen unter Schock: Das Ehepaar Carlsten und seine zwei Söhne wurden ermordet. Aus nächster Nähe erschossen, im eigenen Haus. Kommissar Torkel Höglund und seine Kollegen von der Reichsmordkommission finden bald heraus, dass es eine Zeugin gegeben haben muss: Nicole, die zehnjährige Nichte der Carlstens. Ihre Fußabdrücke führen in den Wald. Und ihre Überlebenschancen schwinden stündlich. Den sonst so ruppigen Kriminalpsychologen Sebastian Bergman berührt der Fall, Nicole erinnert ihn an seine eigene Tochter. Die jetzt im gleichen Alter wäre. Die er nicht retten konnte. Bergman setzt alles daran, das Mädchen zu finden. Doch Nicole wechselt ihre Verstecke planvoll, getrieben von Todesangst. Denn jemand will um jeden Preis verhindern, dass Nicole erzählt, was sie gesehen hat.

Michael Hjorth ist ein erfolgreicher schwedischer Produzent, Regisseur und Drehbuchautor. Er schrieb u.a. Drehbücher für die Verfilmungen der Romane von Henning Mankell.

«Ihr könnt jetzt rein.»

Erik Flodin wandte sich zu dem großen weißen, zweistöckigen Haus um. Fabian Hellström, der Kriminaltechniker aus Karlstad, der mit ihm hergekommen war, stand auf der Terrasse und deutete auf das Gebäude. «Wir sind gleich fertig.»

Erik hob die Hand zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und richtete seinen Blick erneut auf die offene Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete.

Es war schön hier.

Der saftige Rasen, der sich bis zur Steinmauer erstreckte. Dahinter Äcker, die darauf warteten, dass das Frühjahr weiter voranschritt, und die in das dunkle Grün der Nadelbäume übergingen, denen seit kurzem die Laubbäume mit ihrem zarten, hellen Frühlingsgewand Konkurrenz machten. Über dem freien Feld segelte ein Mäusebussard und unterbrach die Stille mit seinem klagenden Kreischen.

Erik überlegte, ob er Pia anrufen sollte, ehe er hineinging. Sie würde ohnehin erfahren, was passiert war, und verzweifelt sein. Es würde die ganze Kommune betreffen.

Ihre Kommune.

Aber wenn er jetzt anriefe, würde sie Fragen stellen.

Alles wissen wollen.

Und er wusste selbst nicht mehr als das, was er von den Kollegen erfahren hatte, die bei seiner Ankunft bereits vor Ort gewesen waren.

Was hätte es also für einen Nutzen?

Keinen.

Pia musste warten, beschloss er. Er warf einen letzten Blick auf den Sandkasten, der auf der rechten Seite ein Stück vom Haus entfernt stand. Der Regen am Wochenende hatte auf der Ladefläche eines gelben Plastik-LKWs eine Pfütze hinterlassen. Daneben lagen ein Spaten, ein sandiger Transformer und zwei Dinosaurier.

Erik seufzte und ging zum Haus und zu den Toten.

Fredrika Fransson hatte neben dem Streifenwagen gestanden und schloss sich ihm nun schweigend an. Sie war als Erste eingetroffen und hatte ihn bei seiner Ankunft mit knappen Worten über das informiert, was sie wusste. Er kannte sie noch von früher. Sie hatten zusammengearbeitet, ehe er zum Kommissar mit besonderer Dienststellung befördert wurde und seine neue Position in Karlstad angetreten hatte. Fransson war eine gute Polizistin, sorgfältig und engagiert. Sie war fast zwanzig Zentimeter kleiner als Erik mit seiner Länge von einem Meter und fünfundachtzig Zentimetern und wog mindestens zehn Kilo mehr als er, und er brachte achtundsiebzig Kilo auf die Waage. Über sie hinwegzuspringen sei leichter, als um sie herumzulaufen, hatte er einmal boshafte Kollegen über sie sagen gehört. Sie selbst sprach nie über ihr Übergewicht, genauso wenig wie über andere Dinge. Fredrika war nicht gerade redselig.

Erik glaubte Schmauchgestank zu riechen, als er das Haus betrat und das erste Opfer sah. Doch es war nicht möglich, das wusste er. Der Gerichtsmediziner hatte ihm einen vorläufigen Todeszeitpunkt genannt, nachdem er die Toten kurz untersucht hatte: Sie waren vor ungefähr vierundzwanzig Stunden gestorben. Nach einer so langen Zeit gab es keine Geruchsrückstände mehr, zumal die Haustür offen gestanden hatte, als die neunjährige Nachbarstochter gekommen war, um einen Spielkameraden zu finden.

Erik zog Schuhüberzieher und Handschuhe an, ehe er das Haus betrat. Er schob einige Zweige des Osterstrauchs mit den bunten Eiern beiseite, die in einer Vase neben dem Schuhregal standen, und kniete sich neben die Frau, die rücklings auf dem groben Steinboden lag. Offensichtlich war sie das erste der vier Opfer.

Vier Tote.

Zwei Kinder.

Ein