: Mathias Berg
: Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783987071379
: Die Kriminalistinnen
: 1
: CHF 9.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein ungewöhnlicher Mordfall und eine aufregende Zeitreise - angelehnt an einen wahren Fall! Februar 1970: Der Millionär Theo Ellerbeck wird vor seiner Villa mit acht Schüssen getötet. Er hinterlässt eine schöne Ehefrau sowie eine auffällig schweigsame Tochter. Ellerbeck war allseits beliebt und hatte großen Einfluss in der Düsseldorfer Kulturszene. Wer profitiert vom Tod des Mannes, der offenbar keine Feinde hatte? Lucia Specht und ihre Kolleginnen vom Düsseldorfer Präsidium übernehmen den Fall und stoßen auf Ungeheuerliches in vornehmen Kreisen.

Mathias Berg wurde 1971 in Stuttgart geboren und schreibt seit seinem 14. Lebensjahr. Nach dem Studium der Soziologie in Bamberg und London wurde er PR-Redakteur und arbeitete in der Werbung und im Marketing. Mathias Berg ist verheiratet und lebt in Köln.

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Freitag, 27. Februar 1970

Der Himmel über dem Friedhof war bleistiftgrau und schwer. Ich stand mit meinen Kolleginnen von der Kripo auf dem Düsseldorfer Zentralfriedhof und war für einen Augenblick von einer Bewegung abgelenkt. Einem Schatten. Mein Blick wanderte über die Reihen der schwarz gekleideten Menschen, der uniformierten Schultern und gesenkten Köpfe zu dem ausgehobenen Grab. Zu dem Pfarrer mit der roten Nase, der beim Sprechen Wolken ausspuckte, und zu den Sargträgern und Friedhofsgärtnern, die in ihre Fäuste pusteten. Von dort schweifte mein Blick weiter über die Reihen der Grabsteine, die wie alte Zähne in der Erde steckten, zu den unteren Zweigen einer Tanne. Und während ich den Sermon des Pfarrers nur noch entfernt wahrnahm, entdeckte ich dort drei Krähen.

Große Tiere. Schwarz und unheimlich. Todesboten. Unglücksbringer.

Mit ihrem glänzenden Gefieder und ihren spitzen Schnäbeln standen sie dicht beieinander, hüpften auf der Stelle und blickten in unsere Richtung. Legten ihre Köpfe schief, als wollten sie sagen: Den beerdigt ihr hier? So einer war das?

Die drei Krähen taten so, als sei das mühsame Auffinden von Nahrung in diesen kalten Tagen ihre einzige Beschäftigung. Aber ich glaubte ihnen nicht. Selbst Krähen gegenüber war ich nach meinem ersten Jahr als angehende Kriminalwachtmeisterin misstrauisch geworden.

Ihr führt doch was im Schilde, wie ihr da zusammensteht.

Es war an dem Tag wieder knapp über null Grad, und ich spürte meine Zehen nicht mehr. Auch mein Herz war kalt, denn ich stand am Grab eines Menschen, für den ich nichts empfand, und heuchelte Ergriffenheit. In mir war nur eine Erinnerung an einen alten tiefen Schmerz, und der galt meiner Mutter, die vor über zehn Jahren vor meinen Augen zu Tode gekommen war. Aber für die Person, die an diesem Februartag beerdigt wurde, war nichts da, und ich schämte mich, weil ich mir gefühlskalt vorkam.

Jürgen Potthoff war allein gestorben. Er hatte es so gewollt.

Niemand aus dem Präsidium hatte Potthoff in den letzten Monaten seines Lebens mehr besuchen dürfen. Aber sie erzählten sich, es gäbe ein Foto von ihm, wie er auf dem Sterbebett lag und aussah wie eine reife Pflaume, die auf dem Fensterbrett in der sengenden Sonne vergessen worden war. Klein und zusammengeschrumpelt. Auf einem weißen Betttuch, in seitlicher Lage, wie ein Embryo. Alle Kraft und Energie herausgepresst, in einem langen, ermüdenden Prozess, der unumkehrbar war. Und das musste das Schlimmste für Potthoff gewesen sein, für diesen zähen und unerbittlichen Leiter der Mordkommission, der seine Untergebenen streng ausbildete und nichts dem Zufall überließ. Er musste jegliche Kontrolle abgeben. Sein eiserner Wille brachte ihm gar nichts. Der Krebs hatte sich wie ein Parasit in seinen Körper eingenistet und ihn aufgefressen. Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Potthoff hatte nur noch ein knappes halbes Jahr gehabt, und als ich vergangenen Sommer mit ihm in der Mordkommission gearbeitet hatte, wusste er es bereits. Er hatte es mir an meinem letzten Tag zugeflüstert, als sei es ein Abschiedsgeschenk. Eine Losung. Als würde es rückwirkend die Dinge in ein anderes Li