: C. M. Spoerri
: Die Legenden von Karinth (Band 3)
: Sternensand Verlag
: 9783038960188
: 1
: CHF 4.00
:
: Fantasy
: German
: 440
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wä rend Amyéna zusammen mit dem ?roten Tarkar? versucht, dem Geheimnis ihrer Vision auf den Grund zu gehen, erfährt Maryo bei den Amazonen etwas, das alles, was er bisher geglaubt hatte zu wissen, infrage stellt. Wird es ihm überhaupt gelingen, seinen Auftrag zu beenden, wenn die Götter ihm immer wieder Steine in den Weg legen? Und wie kann er verhindern, dass die ?Legenden von Karinth? sich erfüllen?

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt mit ihrem Mann zusammen in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (Alia-Saga, Greifen-Saga) wurden bereits tausendfach verkauft. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand-Verlag.

Kapitel 1 - Maryo


 

Noch während Maryo versuchte, zu begreifen, was geschah, spürte er, wie er in eine unendliche Dunkelheit gezogen wurde. Seine Augen waren dennoch auf den Quell dieser Schwärze gerichtet: Die Amazonenkönigin – das Mädchen, das ihm soeben seine ganze Kindheit in Erinnerung gerufen hatte.

Er vergaß, dass er sich in der Amazonenstadt mitten im Hochwald von Nordkarinth befand.

Vergaß, dass Edana, die Kapitänin mit den unwirklich blauen Augen, irgendwo hinter ihm am Boden kniete.

Vergaß, dass Thesalis, die alles verloren hatte, was ein Mensch – eine Amazone – verlieren konnte, sich zusammen mit einigen Kriegerinnen ebenfalls im Thronsaal befand.

Für ihn gab es nur noch den Blick des schwarzhaarigen Mädchens, das ihn weiterhin intensiv musterte und dessen Worte er zu begreifen versuchte.

›Willkommen zu Hause. Bruder.‹

Er wollte den Mund öffnen, der soeben vom Knebel befreit worden war, und sie fragen, was sie damit meinte, doch es kam keine einzige Silbe über seine Lippen. Seine Hände verweilten am Hals, da er befürchtete, keine Luft mehr zu bekommen.

Wann genau war er in die Knie gegangen? Was rief die Frauenstimme hinter ihm, die so besorgt klang?

Ehe er es verhindern konnte, siegte die Dunkelheit, die über ihn hinwegrollte wie eine turmhohe Welle, welche in sich zusammenstürzte.

 

»Maryo.«

Das Wort war so sanft gesprochen, dass er augenblicklich von einer tiefen Wärme erfüllt wurde. Er spürte Lippen, die zaghaft seine Wange berührten, Atem, der über seine Haut hinweg strich, sog den Duft nach Meer ein, der sie immer umgab. Nur eine Frau auf dieser Welt schaffte es, ihm das Gefühl der Geborgenheit zu geben.

»Edana«, murmelte er, ohne die Augen zu öffnen.

»Wie geht es dir?«

Nun strichen die Lippen über seinen Mund und er wollte die Hand heben, um ihren Kopf noch näher zu sich zu ziehen und den Kuss zu intensivieren, doch sein Arm ließ sich nicht bewegen, da er eine Tonne zu wiegen schien.

Die Lippen entfernten sich und Maryo schlug die Augen auf. Wie erwartet, blickte er in die hellblaue Iris von Edana, deren Gesicht über ihm schwebte.

»Bescheiden«, beantwortete er leise ihre Frage.

Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln, sie senkte ihren Kopf wieder zu ihm herunter und dieses Mal küsste sie ihn richtig – aber viel zu kurz. Dann legte sie ihre Wange an seine. »Ich hatte Angst um dich«, flüsterte sie nahe an seinem Ohr.

Maryo lachte, was er augenblicklich bereute, denn seine Brust fühlte sich an, als sei eine Horde Gorkas darüber getrampelt. »So rasch gehe ich nicht kaputt«, brummte er dennoch. »Da braucht es schon mehr als ein kleines Mädchen, das mich mit irgendwelcher Magie zu beeindrucken versucht.«

Auch wenn er es leichthin sagte, so ja