: Claire Douglas
: Schönes Mädchen - Alle Lügen führen zu dir Thriller. Nach »Beste Freundin« der nächste spannende Spiegel-Bestseller der Erfolgsautorin
: Penguin Verlag
: 9783641276782
: 1
: CHF 9.90
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: Erzählende Literatur
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie ist die unangefochtene Thriller-Königin aus England: Unfassbar atmosphärisch, unvergleichlich spannend - Erfolgsautorin Claire Douglas ist ein Garant für Pageturner erster Güte.
Sie war deine größte Rivalin. Doch ist sie eine Mörderin?

Die Schwestern Katy und Viola McKenzie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Und doch teilten sie viele Geheimnisse miteinander. Bis zu jenem Tag, an dem Viola spurlos aus ihrer Heimatstadt Bristol verschwand. Viele Jahre später zieht Una als Betreuerin in das Haus der McKenzies, wo sie sich um die Mutter der Mädchen kümmern soll. Una spürt auf Anhieb, dass etwas mit der Familie nicht stimmt. Was ist damals mit Viola geschehen? Und warum will niemand mehr über sie sprechen? Die Suche nach der Wahrheit bringt Una in höchste Gefahr ...

Claire Douglas arbeitete 15 Jahre lang als Journalistin, bevor sich ihr Kindheitstraum, Schriftstellerin zu werden, erfüllte. Ihre packenden ThrillerMissing,Bes e FreundinundSchönes Mädchenwaren in England und Deutschland ein riesiger Erfolg und machten sie zur gefeierten Bestsellerautorin. MitLiebste Tochterschaffte sie es zuletzt bis an die Spitze der SPIEGEL-Bestsellerliste. Claire Douglas lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in Bath, England.

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Drei Monate später, Januar 2019, Una


Das Eis knirscht unter meinen Sohlen. Ich muss vorsichtig auftreten in meinen Stiefeln, die für modische Zwecke gedacht sind, nicht für arktische Verhältnisse. Trotzdem rutsche ich aus und kann gerade noch verhindern, auf dem Hintern zu landen, indem ich mich verzweifelt an dem eisernen Geländer festhalte und die Beine grätsche, um mich unbeholfen wieder hochzustemmen. Zwei Teenager latschen vorbei, einer von ihnen lacht laut auf. Ich widerstehe dem Drang, ihnen den Mittelfinger zu zeigen, nur für den Fall, dass meine potenzielle Arbeitgeberin mich gerade beobachtet und beschließt, dass meine Manieren nicht den Jobanforderungen entsprechen. Stattdessen versuche ich, die Kontrolle über meine Beine wiederzuerlangen, und stakse vornübergebeugt wie eine alte Oma den Bürgersteig entlang, bis ich das Haus von Mrs. McKenzie erreiche. Ich bleibe stehen – meine Hände umklammern immer noch das Geländer, das Eis durchnässt die Wollhandschuhe – und starre ehrfürchtig an dem Gebäude empor.

Es hat die Farbe eines Erdbeer-Milchshakes, mit nach vorne gewölbter Fassade, die sich über vier Etagen hochzieht, samt altmodischen Schiebefenstern, die alle auf die Hängebrücke hinausblicken. Im ersten Stock befindet sich außerdem ein Balkon mit einer schwarz-weiß gestreiften Markise, die zurückgezogen wurde. Ganz kurz überlege ich, auf der Stelle umzudrehen und die Biege zu machen – was angesichts des Schnees und Eises eher knifflig wäre. Was hat mich bloß geritten zu glauben, ich könnte einen Job wie diesen hier bekommen? Ich werde bis ans Ende meiner Tage mit Rammel-Roger und Miesepeter-Cynthia im Altersheim arbeiten.

Ich klopfe die Schneeflocken von der Vorderseite meines besten – meines einzigen – Mantels. Er ist bordeauxrot und hat einen schwarzen Samtkragen. Ich sehe in ihm jünger aus als meine zweiundzwanzig Jahre, aber er war der ganze Stolz meiner Mutter. Sie hatte ihn mir zu meinem achtzehnten Geburtstag in einem Vintage-Lädchen in London gekauft. Wir liebten unsere Ausflüge zum dort ansässigen Camden Market und machten ein alljährliches Ritual daraus, wobei wir erst spätabends in Mums klapprigem Alfa zurückfuhren, weil das billiger war, als den Zug zu nehmen. Dieser Mantel hatte sie fast ein ganzes Wochengehalt gekostet. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ihre Augen leuchteten, als ich ihn auspackte.

Ich schlucke den Kloß in meinem Hals runter. Heute kann ich es mir nicht erlauben, sentimental zu werden. Wozu soll das schon führen? Mum hätte sich das hier für mich gewünscht. Ich muss mein Bestes geben. Ich hatte bisher nur ein einziges Vorstellungsgespräch in meinem Leben, und das war direkt nach meinem College-Abschluss.

Das Gartentor quietscht und bleibt im Schnee stecken; ich muss ihm einen kräftigen Stoß verpassen, um es aufzukriegen. Der Pfad, der zum Haus führt, wurde zwar gestreut, doch verschreckt von meinem vorherigen Ausrutscher setze ich nur behutsam einen Fuß vor den anderen. Ich bemerke eine Bewegung hinter dem riesigen Sprossenfenster und muss erneut schlucken, mein Hals ist ganz trocken.

An dem Haus ist eine Schiefertafel angebracht, die teilweise mit Schnee bedeckt ist. Ich wische den Schnee mit meiner behandschuhten Hand weg und lese darauf:Das Kuckucksnest. Ein seltsamer Name für ein Haus wie dieses. Irgendwie unheimlich. Ich klopfe laut gegen die Haustür (die ungefähr viermal so groß ist wie meine Wohnungstür) und fühle mich dabei, als hätte ich Liliput verlassen und Gullivers Welt betreten. Sie ist glänzend schwarz lackiert und hat eine hübsche eingelassene Buntglasscheibe. Dann trete ich gespannt einen Schritt zurück.