: Viveca Sten
: Eiskalte Augenblicke Kurze Krimis aus Sandhamn
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462320077
: Thomas Andreasson ermittelt
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Für die kleine Spannung zwischendurch. Viveca Sten hat mittlerweile zehn Krimis rund um die Juristin Nora Linde und den Kommissar Thomas Andreasson geschrieben. Doch die gewähren uns nur einen kleinen Einblick in den Sandhamn-Kosmos. Wie haben Nora und Thomas sich damals eigentlich kennengelernt? Wie war das noch mal, als Thomas seinerzeit in den Polizeidienst eingetreten ist? Und was ist überhaupt aus den vielen Figuren geworden, die in den Sandhamn-Romanen eine Nebenrolle spielten? In diesen spannenden Kurzkrimis werden sie zu Hauptfiguren, und somit werden ganz nebenbei alle drängenden Fragen der Leser und Leserinnen beantwortet. Na ja - fast alle. Doch auch jeder, der die Sandhamn-Reihe noch nicht kennt, kann diese Kurzkrimis genießen, ob beim Warten auf den Bus oder im Wartezimmer des Zahnarztes. Viveca Sten schreibt nicht nur spannende Romane - auch in der kurzen Form ist sie eine Meisterin.

Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt.

Donnerstag


Als Nora aufwachte, war es noch heißer als gestern. Das Thermometer vor dem Fenster zeigte fünfundzwanzig Grad, obwohl es erst acht Uhr war.

Sie wünschte, sie könnte den Unterricht schwänzen, aber sie wusste, dass sie ihrer Mutter das nie erklären könnte. Also zog sie sich an und ging hinunter, um zu frühstücken. Als sie in die Diele kam, roch es irgendwie komisch, stechend, wie Brandgeruch. Nora rümpfte die Nase.

Woher kam das?

Die alten Gummistiefel ihres Vaters standen neben der Haustür, sie waren völlig verrußt und stanken, genau wie seine Jacke, die hingeworfen auf dem Dielenboden lag. Er war Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr der Insel, es musste in der Nacht irgendwo gebrannt haben.

Hoffentlich war nichts Schlimmes passiert.

Nora berührte die Jacke vorsichtig, sie hatte kleine Glutlöcher an einem Ärmel, anscheinend war es ein größeres Feuer gewesen.

Sie öffnete die Tür zur Küche, wo ihre Mutter schon im Morgenrock am Esstisch saß und Kaffee trank.

»Warum stinken Papas Sachen so nach Rauch?«, fragte sie.

»Auf dem Östlichen Sandfeld hat es heute Nacht gebrannt.«

»Wieso das denn?«

»Liebes, woher soll ich das wissen?« Mama runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich hat jemand eine brennende Zigarettenkippe weggeworfen, ohne nachzudenken. Bei der Hitze brennt doch alles wie Zunder.«

Nora öffnete den Kühlschrank und nahm Butter und Käse für ein Butterbrot heraus. Dann griff sie nach dem Tetrapak O’boy und goss sich ein großes Glas Kakao ein.

»Um drei kam der Anruf, und Papa war erst nach fünf wieder zu Hause«, fuhr Mama fort. »Er schläft noch. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sein Zeug gestunken hat, ich habe alles auf den Balkon geworfen. Aber das Schlafzimmer riecht jetzt noch danach.«

Du hast die Jacke vergessen, dachte Nora, aber sie ahnte, dass ihre Mutter auch nicht viel Schlaf bekommen hatte. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und gähnte, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten, was sie Nora sonst immer einschärfte.

Ihre Mutter nahm einen großen Schluck Kaffee.

»Zum Glück konnten sie das Feuer löschen, bevor es sich weiter ausbreitete«,