: Frau Schüler
: Toll, dass es mich gibt!
: Books on Demand
: 9783755793816
: 2
: CHF 5.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 228
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Frau Schüler ist Mitte vierzig und sarkastisch. Auf einem geschenkten Seminar mit dem Titel"Mentales Krafttraining" findet sie sich zu ihrem Entsetzen in einem Haufen>>esoterischer Spinner<< wieder. Sie lässt keine Gelegenheit aus, sich auf ihre bissige Art über Inhalt und Mitstreiter lustig zu machen. Doch ausgerechnet ihr widerfährt dann ein Erlebnis der besonderen Art, das ganz langsam ihre harte Schale ins Bröckeln bringt. Voll positiver Energie und guter Vorsätze fährt sie später in ihr Leben als alleinerziehende Zwillingsmutter zurück, fest entschlossen, nun alles besser zu machen. Dort angekommen, tappt sie herrlich authentisch und mit herzhaftem Humor in die klassischen Alltagsfallen. Mithilfe des - in ihren Augen ganz und gar untypisch - spirituellen Herrn Konrad, der auch noch der Sportlehrer ihrer Söhne ist, versucht sie, ein glücklicherer Mensch zu werden. Es entwickelt sich eine lehrreiche und außergewöhnliche Verbindung zwischen ihr und diesem geheimnis- und wundervollen Mann.

Frau Schüler arbeitet im wahren Leben als Reha-Managerin und Mentalcoach. Als Kind der frühen Siebziger in Ostwestfalen aufgewachsen, hat man sie damals"mit Sonntagsspaziergängen im Teutoburger Wald gequält". So zog es sie als junge Erwachsene zunächst für eine Weile ins flache Hamburg, bis sie dann in der Stadt, die es nicht gibt, Liebe, Arbeit und die leckersten Tiefkühlpizzen fand. Heute lebt Frau Schüler an der Grenze zu Niedersachsen und liebt - wer hätte das gedacht - lange Wanderungen oben im Teutoburger Wald, während derer sie ihre Romane erfindet.

KAPITEL EINS


»KÖNNTEN SIE
JETZT BITTE MAL
NICHTS SAGEN!«


Neunundzwanzig. So viele Teilnehmer des Seminars Mentales Krafttraining sind wir insgesamt. Der adrett vorbereitete, doppelreihige Stuhlkreis ist voll besetzt. Die meisten meiner Mitstreiter sehen eigentlich völlig normal aus. Niemand trägt Federschmuck im Haar. Kein Batikgewand in Sicht. Immerhin. Neben mir sitzt ein Typ in Sneakers, Jeans und vatikanroten Socken. Ich glaube, die Farbe nennt man Purpur. Sehr normal. Mag ich. Meine Augen scannen die Runde, mein Gehirn wertet in Nullzeit aus und verteilt unsichtbare Aufdrucke auf Teilnehmerstirnen. Fast enttäuscht stelle ich fest, dass niemand einen fiesen Stempel erhält. Ich sehe nicht Mamis Liebling, keine frustrierte Menopausierende, keinen »Ich weiß es, ich weiß es, darf ich’s sagen?« und nicht mal den obligatorischen Seminarteilnehmer »Ich wurde hierher gezwungen«. Was zum Teufel stimmt mit all denen denn nicht, dass sie sich von so einem esoterischen Quatsch einlullen lassen? Ich blicke in interessierte Gesichter, erkenne freudvolles Staunen. Einige machen sich Notizen. Was schreiben die auf? Die Einkaufsliste für übermorgen? Lösen sie Sudokus? Dieses Gefasel von Energie und Schwingung können doch diese allesamt intelligent wirkenden Menschen nicht wirklich ernst nehmen! Ich zweifle an meinem Weltbild.

Doch plötzlich! Wortmeldung einer Teilnehmerin, die ich bisher nicht sehen konnte, weil sie so klein ist und bis eben verdeckt saß. Mein Gott, da ist sie, schießt es in mein Hirn und der Stempel klatscht auf ihren Vorderkopf. Die lila Esoteriktante. Sie ist doch da! Die gehört hierhin. Jede Wette, sie