LHASA, TIBET
18. März, 1959
Die Pratt& Whitney Sternmotoren rasselten und sägten, während sie sich abmühten, die dünne Höhenluft einzuatmen. Ein Paar der ehrwürdigen Twin-Wasp-Vierzehnzylinderflugzeugaggregate, während des Krieges zu Tausenden produziert, trieben die ungekennzeichnete C-47 Transportmaschine an, während sie sich durch eine stürmische Nacht kämpfte. Ohne auch nur ein Gramm Fracht im hinteren Rumpfabschnitt war die Maschine – bekannt als Skytrain – für die ständig wechselnden Luftströmungen, die sie über dem Dach der Welt wie einen Spielball hin und her warfen, ausgesprochen anfällig.
»Wir kratzen an den zweiundzwanzigtausend Fuß Flughöhe«, ließ sich Delbert Baker in schleppendem Tonfall aus seinem Copilotensitz vernehmen und ließ dabei einen Zahnstocher zwischen den Lippen herumwandern. Ungekämmt, unrasiert und milchgesichtig, lag in seinen Augen, die Lider auf Halbmast, der gelangweilte Ausdruck eines Mannes, der nicht mehr als ein Gähnen dafür übriggehabt hätte, hätte ihm ein Alien aus dem Weltraum auf die Schulter geklopft. »Die Maschinen sind nicht gerade begeistert.«
»Wir befinden uns deutlich unterhalb unserer Gipfelhöhe, auch wenn die Motoren anderer Meinung sind«, sagte der Pilot herausfordernd. In jeder Hinsicht das absolute Gegenteil seines Copiloten, saß James Worthington, bekleidet mit einer sauberen, sorgfältig gebügelten Flugkombination, in seinem Pilotensessel, den Steuerknüppel des Flugzeugs fest im Griff, im gleichen Maß unbeeindruckt von den Stößen und den gequälten Ächzlauten des leeren Frachtflugzeugs, während es, von Windböen herumgeworfen, durch den Himmel taumelte. Auch wenn die Maschine nahezu in Tuchfühlung über unsichtbare Bergspitzen unter ihrem Bauch hinwegsegelte, blieb Worthington vollkommen ruhig, so wie jemand, der sich auf einem touristischen Vergnügungsrundflug befand.
Ebenso wie Baker kannte er die herrschenden Flugverhältnisse nach zahllosen Transportflügen über den Himalaya aus dem Effeff. Beide hatten das Gebirgsmassiv während des Zweiten Weltkriegs regelmäßig überflogen, als die Air Force der U. S. Army die Nationalchinesen von Flugbasen in Indien aus mit Waffen und Lebensmitteln versorgt hatte. Nun flogen sie für die CIA. Aber die Gefahren beim Überqueren der hoch aufragenden Gebirgskette hatten sich – zumal bei schlechtem Wetter – um keinen Deut verringert.
Prüfend legte Worthington eine Hand auf ein Paar mit roten Knäufen versehene Hebel, die zwischen ihren Sitzen aufragten, und vergewisserte sich, dass sie bis an den Anschlag zurückgezogen waren. Der Gashebel-Quadrant steuerte die Zusammensetzung der Treibstoffmischung. Sie befand sich für die Überquerung der höchsten Gebirgskette der Welt auf der magersten Stufe.
In den Kopfhörern erklang krächzend die Stimme ihres Navigators, der in einem Abteil des Cockpits hinter ihnen saß. »Noch etwa zwanzig Minuten bis Lhasa. Aktuellen Kurs beibehalten.«
Plötzlich vollführte das Flugzeug einen Hüpfer wie ein Achterbahnwagen, der aus den Schienen geworfen wurde. Baker blickte aus dem Seitenfenster auf dichten Schneefall, der um die Tragflächen herumwirbelte. »Hoffentlich haben unsere Leute die Beleuchtung eingeschaltet.«
Worthington nickte. »Wenn sie es nicht getan haben, müssen sie den Himalaya zu Fuß überqueren.«
Das Flugzeug setzte seinen Weg durch die Nacht unbeirrt fort, wobei die Piloten ständig gegen heftige Aufwindböen kämpfen mussten, die die Maschine immer wieder in die Höhe schleuderten. Weniger häufig, aber bei weitem gefährlicher, waren die Abwinde, die sich ohne Vorwarnung auf die Maschine stürzten und sie nach unten drückten.
Nicht mehr lange, und