Kapitel 1
Es war der Schnurrbart, bei dem ich daran denken musste, dass ich nicht mehr in England war; ein breiter, grauer Tausendfüßler, der die Oberlippe des Mannes vollständig verdeckte; ein Village-People-Schnurrbart, ein Cowboy-Schnurrbart, ein Miniaturbesen, der ankündigte, dass es jetzt ernst wurde. Solche Schnurrbärte gab es zu Hause einfach nicht. Ich konnte kaum den Blick davon abwenden.
Der einzige Mensch, den ich zu Hause je mit so einem Schnurrbart gesehen hatte, war Mr. Naylor, unser Mathematiklehrer, und bei ihm hatten sich Kekskrümel darin verfangen, die wir während der Algebrastunde zählten.
«Ma’am?»
«Oh. Sorry.»
Der uniformierte Mann winkte mich mit seinem dicklichen Zeigefinger nach vorn. Er sah nicht von seinem Bildschirm auf. Ich wartete vor dem Schalter; nach dem Langstreckenflug trocknete langsam der Schweiß in meinem Kleid. Der Mann hob eine Hand und wackelte mit vier fetten Fingern. Das, begriff ich nach mehreren Sekunden, war die Aufforderung, ihm meinen Pass zu geben.
«Name.»
«Der steht doch da», sagte ich.
«Ihr Name, Ma’am.»
«Louisa Elizabeth Clark.» Ich spähte über den Counter. «Aber Elizabeth benutze ich nie. Meiner Mutter ist nämlich nach der Taufe aufgefallen, dass sich die Namen viel zu ähnlich sind und es idiotisch klingt, sie hintereinander auszusprechen. Mein Dad findet allerdings, das passt irgendwie. Nicht, dass ich eine Idiotin wäre. Ich meine, Sie wollen schließlich keine Idioten im Land haben. Haha!» Meine Stimme hallte schrill von der Plexiglasscheibe zurück.
Der Mann sah mich zum ersten Mal richtig an. Er hatte breite Schultern und einen Blick, der einen niederstrecken konnte wie ein Taser.
Er lächelte nicht. Er wartete ab, bis mein eigenes Lächeln verschwunden war.
«Sorry», sagte ich. «Leute in Uniform machen mich immer nervös.»
Ich warf einen Blick über die Schulter in die Ankunftshalle, auf die Schlange der anstehenden Menschen, die sich so oft gewunden hatte, dass sie zu einem undurchdringlichen Menschenmeer geworden war. «Das ist wirklich die längste Schlange, in der ich je gestanden habe. Ich hatte schon überlegt, ob ich anfange, meinen Wunschzettel für Weihnachten zu schreiben.»
«Legen Sie Ihre Hand auf den Scanner.»
«Beeindruckend.»
«Der Scanner?» Er runzelte die Stirn.
«Die Schlange.»
Aber er hörte mir nicht mehr zu. Er musterte etwas auf seinem Bildschirm. Ich legte meine Finger auf die Sensorfläche des Scanners. Und dann kam ein «Ping» von meinem Telefon.
Ich wollte mit der freien Hand eine Antwort tippen, aber der Mann musterte mich streng.
«Ma’am, es ist in diesem Bereich verboten, Mobiltelefone zu benutzen.»
«Es ist nur meine Mum. Sie will wissen, ob ich hier bin.» Ich versuchte mehrmals, auf das Daumen-hoch-Emoji zu drücken, während ich das Handy wegsteckte.
«Grund der Reise?»
Was ist das?, kam augenblicklich Mums Antwort. Sie hatte sich beimSMS-Schreiben vom ersten Augenblick an so wohl gefühlt wie ein Fisch im Wasser und konnte inzwischen schneller tippen als sprechen. Und schon das erfolgte im Maschinengewehrtempo.
Du weißt, dass mein Handy diese kleinen Bilder nicht kann. Ist das einSOS? Louisa, schreib, dass du o. k. bist.
«Grund der Reise, Ma’am.» Der Schnurrbart zuckte vor Verärgerung. Langsam fügte er hinzu: «Was führt Sie in die Vereinigten Staaten?»
«Ich habe einen neuen Job.»
«Und der wäre …»
«Ich werde für eine Familie in New York arbeiten. Am Central Park.»
Mögliche