2. Kapitel
Schon in der Nacht hätte sie es wissen müssen. Da war das typische Ziehen im Unterleib gewesen.Bitte nicht, hatte sie im Halbschlaf gedacht und gehofft, dass das nicht die Vorboten ihrer Regel waren. Jetzt saß sie auf der Klobrille und sah das Blut auf dem Papier. Wieder nicht schwanger! Sie schob einen Tampon in die Scheide und holte einen ihrer alten Slips aus dem Wäschefach. Dann ging sie in das Wohnzimmer und rollte sich in dem Ohrensessel zusammen wie eine Katze.Wie lange werde ich diese Enttäuschung noch ertragen können?, fragte sie sich. Monat für Monat, nun schon seit einem halben Jahr, wieder ein Stück Hoffnung begraben. Hoffnung darauf, endlich schwanger zu werden.
Martin schlief noch. Er war in der letzten Nacht spät gekommen. Im Halbschlaf hatte Ki bemerkt, wie er sich unruhig herumgewälzt hatte. Sicher ging es um das verschwundene Mädchen.
War es gut,so übereilt zusammen zu ziehen?, fragte Ki sich. Schließlich hatten sie sich kaum gekannt.Überhaupt nicht,berichtigte sie sich selbst. Er hatte ihr vermutlich das Leben gerettet, okayganz sicher, und sie hatte damals keine Wohnung gehabt. Doch war das ein Grund, auf seinen Vorschlag einzugehen? Den er ihr gemacht hatte, sobald die Entlassung aus dem Krankenhaus angestanden war. Ki wimmerte. Noch immer konnte sie nicht an die quälend endlosen Minuten zurückdenken, an ihre Angst, während sie ihrem Peiniger ausgeliefert gewesen war. Nie wieder wollte sie sich so allein, so hilflos fühlen. Doch war das Grund genug, sich dem Erstbesten an den Hals zu werfen?Und ist das Grund genug, dir vom Erstbesten ein Kind zu wünschen?, fragte sich Ki gleich darauf.
Unverbindlicher Sex war für Ki nie ein Problem gewesen. Doch dann war dieser Vorfall auf der Polizeischule passiert. Danach hatte sie ungefähr ein Jahr lang überhaupt keinen Mann an sich herangelassen. Das war mittlerweile fast zehn Jahre her, und die Erinnerung daran holte sie nur noch selten ein. Sie hatte sich weiterhin ihre Bettgefährten genommen, wie sie gerade Lust gehabt hatte. Tiefere Gefühle hatte sie nie mehr empfunden. Martin Bender war der erste Mann, von dem sie mehr wollte. Das hatte sie schon sehr bald gespürt. Und so hatte sie alles auf eine Karte gesetzt.
Ki hörte Martins Schritte näher kommen. Sie blieb regungslos sitzen, den Kopf in die Arme gelegt, die Augen geschlossen. Unsicher schien er neben dem Sessel zu stehen. Ki ahnte, wie sich in seinem Gesicht die widerstreitenden Gefühle spiegelten. Wie immer würde er nichts falsch machen wollen, um keine ihrer unvorhersehbaren heftigen Reaktionen zu provozieren. Endlich legte er ihr sacht eine Hand auf den Kopf. “Soll ich dir einen Kaffee machen? Oder lieber Tee?”
Ki ließ einen Arm sinken und mit der anderen Hand zog sie seine zu sich herunter. Er kniete sich vor den Sessel und sie hob den Kopf. In seinen Augen lag Besorgnis. Das Grau