: Cornell Woolrich
: DIE PHANTOM-LADY Der Thriller-Klassiker!
: BookRix
: 9783755421306
: 1
: CHF 4.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 203
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nach einem Streit mit seiner Frau verlässt Scott Henderson seine Wohnung und begegnet in einer Bar einer fremden Frau. Sie beschließen, die Nacht gemeinsam zu verbringen, aber sich nicht ihre Namen zu verraten. Als Scott schließlich nach Hause kommt, erwartet ihn dort die Polizei: Seine Frau wurde ermordet - und er bräuchte ein Alibi. Doch niemand, der ihn zusammen mit der fremden Frau gesehen hat, will sich an die Frau erinnern...   Die Phantom-Lady  von Cornell Woolrich war im Jahr 1942 der erste Roman, den der Autor unter dem Pseudonym William Irish veröffentlichte. Der Roman gilt bis heute als eines der großen Thriller-Meisterwerke von Cornell Woolrich.   Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur. 

  ERSTER TEIL


   

 

 

  Der 150. Tag vor der Hinrichtung

  6 Uhr abends

 

 

Die Nacht war jung, und er war es auch. Doch in seinem Gesicht stand ein mürrischer, verdrossener Ausdruck. Und das war schade. Denn es war einer jener warmen Maiabende, an denen sich die Stadt zu ihren Rendezvous zusammenfindet. An denen die eine Hälfte der Bevölkerung unter Dreißig sich ein letztes Mal das Haar zurückschniegelt und seine Brieftasche auffüllt, während die andere Hälfte letzte Hand an ihr Make-up gelegt, sich ihr bestes Sommerkleid angezogen hat und voller fiebernder Ungeduld auf eben jenes gleiche Rendezvous wartet.

Und dann ist es immer das alte.

»Da bin ich. Hast du schon lange gewartet?«

»Du siehst heute wieder bezaubernd aus. Wo gehen wir hin?«

Solch ein Abend war es. Der Himmel im Westen hatte sich tiefrot gefärbt, als ob auch er sich für ein Rendezvous schmücken wollte, und entlang den Straßen flammten die Neonlichter auf, als wollten sie mit den Vorbeiflanierenden flirten. Die laue Abendluft schien erfüllt von Champagner, mit einem Hauch von Coty, und wenn man nicht achtgab, stieg es einem in den Kopf. Oder es griff einem ans Herz.

Und da ging dieser junge Mann und trübte mit seiner finsteren Miene die romantische Szenerie des Abends. Es schienen nicht seine finanziellen Verhältnisse zu sein, was ihn bedrückte, denn er trug einen auf Maß geschneiderten, saloppen Anzug. Er war auch nicht etwa krank. Jeder, der mit so kräftigen, weitausgreifenden Schritten da hergeht, kann sich nur bester Gesundheit erfreuen. Der strotzenden Gesundheit eines Dreißigjährigen. Wenn er die Dreißig überschritten hatte, dann höchstens um Monate.

Der Sommermantel, der ihm über der Armbeuge hing, wippte im Takt seines Schrittes. Der Hut saß ihm zu weit hinten auf dem Kopf und hatte den Kniff an der falschen Stelle, so als ob sich der Mann nicht die Mühe gemacht hatte, ihn vor dem Spiegel zurechtzusetzen.

Er hatte sicher nicht die Absicht gehabt, dort einzukehren, wo er schließlich hineinging. Man merkte dies an der jähen Art, mit der er seinen Schritt verhielt, als er daran vorbeikam. Es war, als ob ihn jemand bremste; sicher hätte er die Bar gar nicht bemerkt, wenn nicht gerade in diesem Augenblick deren Neonlichter aufgeflammt wären.Anselmo's stand in geraniumroten Leuchtbuchstaben über dem Eingang zu lesen, und der Schein davon fiel über den Gehsteig, als ob jemand einen Kübel Ketchup darauf ausgegossen hätte.

Der Mann betrat die Bar und kam in einen langen, niedrigen Raum, drei, vier Stufen unter der Höhe des Gehsteigs. Es war keine sehr große Bar, und sie war, im Augenblick wenigstens, auch nicht sehr voll. Entlang der Wand standen in kl