: Viveca Sten
: Mörderisches Ufer Ein Fall für Thomas Andreasson
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462317107
: Thomas Andreasson ermittelt
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 464
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jeden Sommer kommen Hunderte Kinder ins Segelcamp nach Lökholmen, der kleinen Insel gegenüber von Sandhamn, und verbringen dort ihre Ferien. Als eines von ihnen plötzlich verschwindet, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit ... Sommer, Sonne, Segelboote - alles deutet auf perfekte Ferien hin. Doch nicht alle, die am Camp teilnehmen, können den Urlaub genießen, denn einige Kinder werden gemobbt und leiden unter den Gemeinheiten der anderen. Die Betreuer scheinen mit den kindlichen Machenschaften überfordert. Als eines plötzlich vermisst wird, wird die Polizei eingeschaltet. Thomas Andreasson macht sich auf die Suche. Er ist zur Polizei in Nacka zurückgekehrt und freut sich, dass er sich nun wieder mit seiner Arbeit identifizieren kann. Privat läuft es nicht gut, doch um das vermisste Kind zu finden, muss er seine Probleme beiseiteschieben. Viveca Stens achter Roman ist ein Höhepunkt der Reihe: Mobbing unter Kindern, Nora Linde in einer Gerichtsverhandlung, in der sie nur verlieren kann, und Thomas, der durch private Probleme abgelenkt ist, ergeben eine unwiderstehliche Mischung. 

Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt.
Inhaltsverzeichnis

Kapitel 38


Es war Zeit für Niklas Winnerman, seine Version darzustellen.

Nora lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Auch wenn der Verteidiger die Situation anders beschreiben würde, war sie es, die die Agenda bestimmt hatte.

Die verschiedenen Phasen einer Hauptverhandlung waren in der Strafprozessordnung genau festgelegt, wie bei einem klassischen Schauspiel in fünf Akten. Auf den Vortrag der Anklage durch den Staatsanwalt folgten die Erwiderung der Verteidigung, die Beweisaufnahme mit der Aussage der Parteien und Zeugen, die Schlussplädoyers und schließlich der Urteilsspruch.

Wie erwartet hatten Niklas Winnerman und Bertil Svensson ihre Schuld nicht eingestanden. Nun würden sie die Gelegenheit erhalten, sich unter Anleitung ihrer Verteidiger im bestmöglichen Licht darzustellen.

Jacob Emilsson hatte bereits begonnen, sich warmzulaufen.

Barbro Wikingsson erteilte ihm das Wort.

»Niklas«, begann Emilsson. »Wie ist es zu alldem gekommen?«

Die Frage war rein rhetorisch.

»Ich denke, wir gehen an den Anfang der Geschichte zurück, Niklas, damit wir ein vollständiges Bild des Handlungsverlaufs erhalten.«

Jacob Emilsson lächelte zum Richtertisch.

»Die Staatsanwältin hat Sie als hinterlistigen Geschäftsmann dargestellt, der sich bereichern wollte. Deshalb finde ich, dass Sie, Niklas, uns jetzt erzählen sollten, was wirklich passiert ist.«

Er hatte Winnerman dreimal innerhalb von sechzig Sekunden beim Vornamen genannt. In Noras Ohren klang das wie ein schlechter Abklatsch amerikanischer Gerichtssitten, aber für gewöhnlich wusste Emilsson, was er tat.

»Wann haben Sie begonnen, über dieses Geschäft nachzudenken, Niklas?«, fragte Jacob Emilsson und nannte wieder den Vornamen.

Niklas Winnerman hob den Kopf, sodass die große Schürfwunde unter seinem Kinn deutlich sichtbar wurde. Er schien sich immer noch unwohl zu fühlen und saß steif auf seinem Stuhl.

»Das war im Dezember 2012. Ich wurde von Vertretern der Firma Druvan kontaktiert, die eine Option auf ein sehr attraktives Bebauungsrecht besaß. Ich wusste sofort, dass unser Unternehmen es optimal würde nutzen können.«

»Wie funktioniert so ein Bebauungsrecht in der Praxis? Können Sie uns Branchenfremden das erklären?«

»Es nennt sich Bebauungsrecht, ist aber eher eine Flächenzuteilung. Eine Art Übereinkunft zwischen einer Kommune und einem Bauträger, die das Exklusivrecht beinhaltet, innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens ein kommunales Grundstück zu bebauen.«

»Wie wird der Wert eines solchen Bebauungsrechts ermittelt?«

»Durch eine ganze Reihe von Faktoren. Wo das Grundstück liegt, rein geografisch gesehen, welche Infrastruktur vorhanden ist, ob Geschäfte in der Nähe sind.«

»Also wäre ein Bebauungsrecht in der Kommune Solna, unweit der Stockholmer Innenstadt, wertvoller als eins in, sagen wir, Lappland?«

»Das ist richtig.«

»Wie konnten Sie den Wert gerade dieses Bebauungsrechts bestimmen?«, fragte Emilsson.

»Ich habe es mit ähnlichen Objekten verglichen. Wir arbeiteten bereits mit anderen Kommunen rund um Stockholm zusammen. Da war es nicht schwer, ein angemessenes Preisniveau zu ermitteln.«

Emilsson schafft es, der Befragung den Anstrich eines ganz normalen Gesprächs zu geben, dachte Nora. Aber jedes Mal, wenn er eine Frage an Winnerman richtete, brachte er neue Informationen darin unter.

»Im konkreten Fall einigten Sie sich auf einen Betrag von zehn Millionen Kronen, wie haben Sie den begründet?«

»Das war ein guter Preis, da die Laufzeit fast fünf Jahre betrug. Das gab uns genügend Zeit, das Projekt zu entwickeln. Wir hatten geplant, Eigentumswohnungen zu bauen. Wohnungen in Stockholm sind Mangelware, es hätte sich richtig gelohn