: Viveca Sten
: Tödliche Nachbarschaft Ein Fall für Thomas Andreasson
: Verlag Kiepenheuer& Witsch GmbH
: 9783462315745
: Thomas Andreasson ermittelt
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 400
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Gefahr für Sandhamn durch einen neuen Nachbarn Als Nora mit ihrer kleinen Tochter auf Sandhamn Urlaub macht, steht die Inselwelt Kopf, denn keiner will die Baupläne des zwielichtigen Investors Carsten Jonsson akzeptieren. Doch wie weit werden die Bewohner der Insel gehen, um ihre Idylle zu retten? Es gibt ungeschriebene Gesetze auf der Schäreninsel Sandhamn. Dass der Investor Carsten Jonsson ein großes Strandgrundstück kauft, um dort ein luxuriöses Sommerhaus zu bauen, ist den Sandhamnern ein Dorn im Auge. Doch wer würde so weit gehen, den Hausbau durch kleine inszenierte Unfälle zu verhindern? Handelt es sich um Zufall oder Sabotage? Um seine Nachbarn milde zu stimmen, lädt Jonsson, der in zweifelhafte Risikogeschäfte in Russland verwickelt ist, die Bewohner der Insel zu einer pompösen Einweihungsfeier ein. Was als versöhnliche Geste gedacht war, endet in einer Katastrophe, und Thomas Andreasson muss auf Sandhamn die Ermittlungen aufnehmen. Er ist seit nunmehr zwanzig Jahren Polizist und gar nicht sicher, ob er diesen Job noch lange ausüben will. Und nun steht er vor seinem schwersten Fall. Der siebte Roman der Sandhamn-Reihe enthält alles, was die vielen, vielen Fans von Viveca Sten so lieben: atemlose Spannung, eine bedrohte Sommeridylle - und Thomas Andreasson.

Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde für das ZDF verfilmt.
Inhaltsverzeichnis

Kapitel 4


Zu dumm, dass er den Anruf aus Russland verpasst hatte. Carsten Jonsson starrte auf sein Handy und bemerkte, dass er es lautlos gestellt hatte. Er musste vergessen haben, die Stummschaltung nach dem Termin in der Bank aufzuheben, aber für einen Rückruf war es jetzt zu spät. Er hatte in einer Bar ein paar Gläser getrunken, und es ging schon auf Mitternacht zu. Der Rückruf musste bis morgen warten.

Mit dem Telefon in der Hand ging er in die Bibliothek und goss sich einen kleinen Whisky ein. The Dalmore, seine Lieblingsmarke. Den hatte er sich verdient. Bei der Bank war alles gut gelaufen, die Prognosen waren auf dem besten Weg, sich zu erfüllen, und im Oktober würde er den Kredit zurückzahlen, genau wie vereinbart.

Carsten sank in den gesteppten Ledersessel vor dem breiten Panoramafenster. Als er nach Hause ging, hatte es aufgehört zu regnen, jetzt waren die Wolken aufgerissen und ließen auf einen sonnigen neuen Tag hoffen. Das wurde auch höchste Zeit, im April hatte es fast jeden Tag geregnet.

In der Wohnung war es vollkommen still, Celia und die Kinder schliefen um diese Zeit längst. Das Kindermädchen auch. Marianne? Nein, Maria hieß sie wohl. Es fiel ihm schwer, sich all die Namen zu merken, diese Mädchen blieben meist nicht sehr lange.

Aber Maria war aus anderem Holz geschnitzt. Sie hatte sich nach dem Unfall in der Tiefgarage schnell erholt.

Der Unfall.

Carsten kaute auf dem Wort. Der Wagen war völlig zerstört worden, nur durch Zufall hatte es keine Verletzten gegeben. Laut Versicherungsgutachten war ein ungewöhnlicher technischer Defekt schuld daran, dass sich der Benzintank selbst entzündet hatte. Dafür konnte man niemanden haftbar machen.

Er strich mit den Fingerspitzen über die lederne Armlehne.

Für den russischen Aktienposten gab es mehrere Interessenten. Und es hatte andere Geschäfte gegeben, bei denen es rau zugegangen war.

Was sollte er tun, wenn es kein Unfall gewesen war?

So ein Theater wie bei United Oil würde er nicht noch einmal mitmachen. Die Nächte, in denen er nicht wusste, wie er das durchstehen sollte, die Tage, an denen er morgens einen Extrakick brauchte, um überhaupt aus dem Bett zu kommen. Alles, was danach passiert war.

Er war jetzt ein anderer. Er hatte schon seit Jahren nichts mehr nehmen müssen, obwohl er sicherheitshalber immer ein Tütchen dabeihatte.

Das Glas war leer. Carsten stand auf und schenkte sich nach.

Hoffentlich hatte die Versicherung recht und die Explosion hatte nichts mit seinen Geschäften zu tun.

Maria schien sich jedenfalls wieder erholt zu haben, und sie kam gut mit Oliver und Sarah zurecht. Carsten kontrollierte ab und zu, ob sie sich daran hielt, ausschließlich Schwedisch mit den beiden zu sprechen. Die Kinder mussten die Sprache ihrer Vorväter beherrschen. Sie sollten ihre Wurzeln kennen, und wie hätten sie sich sonst mit ihrer schwedischen Großmutter unterhalten sollen?

Deshalb hatte er das Grundstück auf Sandhamn gekauft, redete er sich ein, obwohl er es besser wusste. Das Bild seines Vaters erschien vor seinem geistigen Auge, aber er verdrängte es schnell wieder.

Viele Verhandlungsrunden waren nötig gewesen, bis er den Zuschlag für das große Gelände bekam, aber am Ende hatte das Geld gesiegt.

Wie immer.

Das Gerede der Erben, an einen Ortsansässigen verkaufen oder ein Naturreservat einrichten zu wollen, war sehr schnell verstummt, als ihnen aufgegangen war, wie groß der Geldbeutel war, der da vor ihrer Nase baumelte.

Bei der Unterzeichnung des Kaufvertrags beim Notar hatte er die Gier in ihren Augen gesehen, wie sie schon überlegten, was sie sich nun alles würden leisten können.

Der nachtblaue Himmel vor dem Fenster wurde von Lichtstrahlen erhellt. London glitzerte vor seinen Augen.

In früheren Jahren hatte er in New York gewohnt und als Wertpapier- und Valutahändler für eine der größten amerikanischen Investmentbanken gearbeitet. Da hatte er noch keine eigenen Investmentgeschäfte getätigt. Aber er hatte sich in den