1. On the road again
Toni
Mein Partner schnarchte leise, während ich den VW-Bus über die Landstraße lenkte. Wir hatten Barcelona gerade hinter uns gelassen. Bis zu meinen Eltern war es nun nicht mehr weit. Ich hatte nicht die Autobahn genommen, weil ich möglichst nah am Wasser entlangfahren wollte. Meine Entscheidung wurde mit dem Anblick des blau glitzernden Mittelmeeres bei schönstem Sonnenschein belohnt.
Seufzend konzentrierte ich mich auf die Straße vor mir. Ich war viel zu lange nicht hier gewesen. Nach Venedig hatten wir einen weiteren Notruf erhalten, diesmal aus Wien, dem wir gefolgt waren. Das war auch gut so gewesen, denn ich brauchte Abstand von Venedig und dem, was dort passiert war.
Die Erinnerung an die kleine Jane hallte immer noch in mir nach, doch der Schmerz war nun etwas erträglicher geworden. Dafür war ich nun wütend auf Finn Mathesson. Er war spurlos mit der Kleinen verschwunden, ohne jede Erklärung.
An das Kommen und Gehen des Vampirs hatte ich mich fast schon gewöhnt. Und ich fragte mich, ob wir uns nun öfter sehen würden, da er sogar seine Handynummer hinterlassen hatte. Aber auch über Finn wollte ich in diesen Tagen nicht nachdenken. Ich wollte mich ganz auf meine Familie konzentrieren und freute mich auf eine vampirfreie Zeit.
Schlussendlich war es eine E-Mail meiner Schwester gewesen, die mich nun nach Spanien und zu meiner Familie zurückbrachte. Celia würde heiraten. Der Gedanke erfüllte mich mit Wärme und zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Wenigstens sie konnte ein normales Leben führen, und ich freute mich ungemein, ein paar Tage ebenfalls ein normales Leben zu führen.
Das Radio rauschte und lenkte meine Aufmerksamkeit kurz auf sich. Ich suchte einen neuen Sender und landete beiBlue Hotel von Chris Isaak, herrlich entspannend zum Autofahren. Leise sang ich mit und genoss die Vorfreude, bald wieder meine Familie in die Arme zu schließen.
Brent gähnte und streckte sich im Beifahrersitz. »Wow, wie lange habe ich geschlafen?«
»So lange, dass wir nun am Meer sind«, erklärte ich grinsend und sang noch etwas lauter mit.
Mein Partner brummte und lockerte seine Schultern.
»Was denn, findest du nicht, dass ich Gesangstalent habe?« Ich wusste, dass ich keine gute Sängerin war, aber ich liebte es, beim Autofahren mitzusingen.
»Babe, du hast viele Talente.« Er grinste schief und verzog entschuldigend den Mund.
»Schon klar, Singen gehört nicht dazu.« Mit Absicht sang ich noch etwas lauter, und Brent stimmte mit ein.
Dass seine Stimme der von Chris Isaak ähnelte, ließ mich gesanglich nicht unbedingt besser dastehen, aber zu zweit zu singen war noch spaßiger.
»Oh, hier müssen wir abfahren.« Es war mir noch rechtzeitig eingefallen. Beinahe hatte ich das Schild übersehen, das zu dem Anwesen meiner Eltern führte.
Die schmale Straße schlängelte sich einen Berg hinauf, und dann führte eine Einfahrt rechts zu dem Haus, das meine Eltern vor ein paar Jahren gekauft hatten, um daraus eine Pension zu machen.
»Wow!« Brent staunte, als ich das Auto auf einem der Parkplätze abstellte. »Du hast mir nicht gesagt, dass deine Familie in einem Schloss wohnt!«
»Das ist doch kein Schloss.« Ich lachte. »Das ist nur eine Finca.«
Wobei die runden Türmchen rechts und links des Gebäudes schon ein wenig an ein kleines Schloss erinnerten. Ich stieg aus und streckte meine von der Fahrt verspannten Glieder, wobei ich mich umdrehte und die Aussicht genoss. Der Parkplatz selbst wurde von mehreren Büschen eingegrenzt, doch dahinter blitzte das Blau des Mittelmeeres hervor. Ein Lufthauch fegte über uns hinweg und spielte mit einer meiner Haarlocken, die ich mir mit beiden Händen aus dem Gesicht hielt, damit ich noch etwas sehen konnte.
»Meine Güte, ist