: Fredrik Backman
: Britt-Marie war hier Roman
: Goldmann
: 9783641299453
: 1
: CHF 8.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alles ist durchgeplant, alles muss funktionieren: Britt-Maries Leben folgte schon immer einer klaren Ordnung. Es anderen recht zu machen war ihr Lebenssinn, und doch steht sie plötzlich ganz allein da. Der Zufall verschlägt sie nach Borg, einen völlig abgehängten Ort mitten im Nichts, in dem außer dem Dorfladen und dem Widerstandsgeist einiger Jugendlicher gar nichts mehr zu funktionieren scheint. Nach kurzem Zögern tut Britt-Marie, was sie tun muss: Sie räumt auf - nicht ohne nebenbei auch ein bisschen heilsames Borg-Chaos ins eigene Leben zu lassen ...

Fredrik Backman ist mit über 20 Millionen verkauften Büchern einer der erfolgreichsten Schriftsteller Schwedens. Sein erster Roman »Ein Mann namens Ove« wurde zu einem internationalen Phänomen; die Verfilmung mit Rolf Lassgård war für zwei Oscars nominiert, es gibt zudem ein Remake mit Tom Hanks. Auch Fredrik Backmans folgende Romane eroberten die obersten Ränge der Bestsellerlisten in Deutschland, Schweden, den USA und vielen anderen Ländern. Sein Werk wurde bisher in 46 Sprachen übersetzt und zu großen Teilen verfilmt. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Solna bei Stockholm.

Kapitel 1 


Messer. Gabeln. Löffel.

Genau in dieser Reihenfolge.

Britt-Marie gehört sicher nicht zu denen, die andere verurteilen, bestimmt nicht, doch welcher zivilisierte Mensch käme auf die Idee, das Besteck in der Küchenschublade in einer anderen Reihenfolge zu sortieren? Britt-Marie verurteilt niemanden, bestimmt nicht, aber wir sind doch schließlich keine Tiere!

Es ist ein Montag im Januar. Britt-Marie sitzt vor einem kleinen Schreibtisch in einem kleinen Büro im Arbeitsamt. Das hat natürlich nichts mit Besteck zu tun, doch es ist ein Zeichen dafür, dass alles schiefgelaufen ist. Das Besteck soll einfach ganz normal in der Schublade liegen, denn das Leben soll auch einfach nur normal sein. Normale Leben sind vorzeigbar, da putzt man die Küche, man hat seinen Balkon und kümmert sich um die Kinder. Und das macht viel mehr Arbeit, als man denkt. Also, der Balkon.

In normalen Leben sitzt man wirklich nicht im Arbeitsamt.

Die junge Frau, die hier arbeitet, trägt eine Kurzhaarfrisur wie ein Mann. Nicht dass dagegen etwas einzuwenden wäre, selbstverständlich nicht. Britt-Marie hat keine Vorurteile. Vermutlich ist das gerade modern, ja sicherlich. Die junge Frau zeigt auf ein Formular und lächelt, als habe sie es eilig.

»Tragen Sie hier bitte Ihren Namen, Ihre Personalausweisnummer und Ihren Wohnort ein!«

Britt-Marie muss registriert werden. Als wäre sie kriminell. Als wäre sie gekommen, um der Jobvermittlung die Arbeit zu stehlen.

»Milch und Zucker?«, fragt die junge Frau im nächsten Moment und reicht ihr einen Kaffee in einem Plastikbecher.

Britt-Marie verurteilt niemanden, das tut sie wirklich nicht, aber wer macht denn so etwas? Kaffee in Plastikbechern! Befinden wir uns im Krieg? Britt-Marie würde die junge Frau gern fragen, doch da sie von Kent immer ermahnt wird, sich etwas »sozialer« zu verhalten, lächelt sie stattdessen diplomatisch und wartet darauf, einen Untersetzer angeboten zu bekommen.

Kent ist Britt-Maries Mann. Er ist Unternehmer. Unglaublich, wirklich unglaublich erfolgreich. Macht Geschäfte mit Deutschland und ist sehr, sehr sozialkompetent. Die junge Frau hält ihr zwei Einwegverpackungen mit Milch hin, solche, die man nicht im Kühlschrank aufbewahren muss. Dann schiebt sie ihr einen Plastikbecher voller Plastiklöffel herüber. Britt-Marie könnte nicht entsetzter dreinschauen, wenn sie ihr eine Giftschlange hingelegt hätte.

»Weder Milch noch Zucker?«, fragt die junge Frau verständnislos.

Britt-Marie schüttelt den Kopf und streicht mit ihrer Hand über den Schreibtisch, als sei er voller unsichtbarer Krümel. Überall liegen Unterlagen, kreuz und quer. Zum Aufräumen hat die junge Frau natürlich keine Zeit, sie ist wahrscheinlich zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt, denkt Britt-Marie.

»Okay, tragen Sie hier einfach Ihre Anschrift ein!