: Brigitte Teufl-Heimhilcher
: Töchter, Väter und andere Freuden
: tolino media
: 9783754614129
: 1
: CHF 3.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 233
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zwischen Vätern und Töchtern soll es ja eine besondere Beziehung geben. Leicht haben sie es dennoch nicht immer. Das merkt auch Rainer Breininger, als er nach acht Jahren aus den Staaten zurückkehrt, um den Familienbetrieb zu übernehmen. Tochter Emma und deren Mutter machen es ihm nicht ganz einfach, in seine Vaterrolle hineinzufinden. Barbara Baum hat andere Sorgen: Ihre Schwester Magda ist in einen Betrugsfall verwickelt. War sie wirklich der Kopf der Bande, oder nur ein willfähriges Opfer Ihres Lebensgefährten? Vater-Baum glaubt auch diesmal den Beteuerungen der Tochter und hält Magda für unschuldig. Hat er recht? Einmal mehr haben die Bad Brunner einige Nüsse zu knacken - und sie tun es mit Charme und Esprit.

Brigitte Teufl-Heimhilcher lebt in Wien, ist verheiratete und bezeichnet sich selbst als realistische Frohnatur. In ihren heiteren Gesellschaftsromanen setzt sie sich mit gesellschaftspolitisch relevanten Fragen auseinander. Sie verwebt dabei Fiktion und Wirklichkeit zu amüsanten Geschichten über das Leben - wie es ist, und wie es sein könnte.

 


7. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm


 

 

Diesen Advent werden die Mitarbeiter so schnell nicht vergessen, dachte Rainer, als er gegen 19 Uhr das Firmengelände verließ.

Begonnen hatte alles mit den Bäumen auf dem Vorplatz. Jeder Stamm und jeder Ast waren mit Lichterketten umwickelt worden – es sah großartig aus. Wenige Tage später folgten die Christbäume im Innenhof, und heute waren zwei Buden aufgestellt worden, in denen am 22. Punsch und Maroni angeboten werden sollten. In den Fensternischen des Bürohauses waren bereitsWeihnachtswichteleingezogen. Was Katrin sich bis zum Tag der Weihnachtsfeier sonst noch alles einfallen lassen würde?

Über die Kosten machte er sich allerdings auch keine Illusionen. Die Rechnung würde eine Lawine ausmachen. Aber gut, es war sozusagen sein Einstand. Hauptsache, es klappte.

Weine und andere Getränke waren bestellt, nur das Catering machte ihm immer noch ein wenig Kopfschmerzen. Diese Monika war ja ganz nett und der Kuchen, den sie ihnen angeboten hatte, wirklich gut gewesen, aber sie war doch nur eine ganz normale Hausfrau – wenn auch eine, die gern und gut kochte.

Dafür hatte er endlich einen genauen Überblick über die verwandtschaftlichen Verhältnisse in der Villa Waldesruh. Das Doppelhaus miteingerechnet lebten dort vier Familien, die irgendwie zusammengehörten – und irgendwie auch wieder nicht. Er fand das jedenfalls imponierend und wünschte, sein Verhältnis zu Claudia und Engelchen könnte ebenso freundschaftlich und entkrampft sein. Danach hatte es nach den bisherigen Telefonaten, Mails und dem kurzen Besuch in der Boutique allerdings nicht ausgesehen.

Claudia schwankte von jeher schon zwischen:Du kümmerst dich überhaupt nicht um unser Kind,und:Engelchen ist mein Kind, die geht dich überhaupt nichts an.Seine finanziellen Zuwendungen hatte sie bisher allerdings kommentarlos angenommen.

Er war schon gespannt, wie der heutige Abend verlaufen würde.

 

***

 

Claudia bewohnte gemeinsam mit ihrer Schwester Georgine, der Apothekerin, die Wohnung oberhalb der Apotheke. Georgine war geschieden und an Neuigkeiten stets interessiert. Rainer hoffte dennoch, dass sie genug Feingefühl besaß, sie heute alleinzulassen. Er würde allerdings nicht darauf wetten. Die Schwestern lebten in einer Art WG, immerhin gab es zwei Eingänge.

Das Treffen mit Claudia begann jedenfalls anders als erwartet. Sie öffnete ihm in einem ebenso bunten wie hauchdünnen Kleid, das mehr zeigte, als es verhüllte, und besser zu einer Strandparty gepasste hätte als zu einem grauen Novemberabend. Er überreichte ihr eine Schachtel Pralinen und fragte:

„Wo ist Emmi?“, während er sich seiner Jacke entledigte.

„Engelchen ist bei meiner Mutter.“

Ach, so hatte sie sich das gedacht. Nun, selbst wenn er in Stimmung gewesen wäre – was er nicht war – käme ein neuerlicher Flirt mit Claud