: Dora Heldt
: Geld oder Lebkuchen Fast ein Krimi
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423439831
: 1
: CHF 11.60
:
: Spannung
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Weihnachtsmann räumt ab! Es ist Advent auf Sylt. Ernst Mannsen hat zwar nichts gegen Weihnachten, aber die Insel ist ihm ohne Touristen zu leer, die Tage sind lang und dunkel. Seine Frau Gudrun freut sich hingegen auf den Weihnachtsmarkt, aufs Schmücken des Hauses und auf die Weihnachtsfeiertage mit der Familie. Als der gelangweilte Ernst erfährt, dass der Filialleiter der Bank mitsamt den Spenden für die bedürftigen Kinder verschwunden ist, ergreift er seine Chance auf Abwechslung: Er wird sich um das Problem kümmern! Und das Geld für die Weihnachtsgeschenke beschaffen. Sozusagen als Robin Hood von Sylt. Mit einigen Komplizen plant er einen großen Coup, der allerdings ganz anders läuft als geplant.

Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a.>Urlaub mit Papa<,>Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt< oder>Drei Frauen am See<,>Drei Frauen, vier Leben<) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.

»Mir ist langweilig«, langsam schnipste Ernst einen Krümel vom Tisch. »Mir ist so langweilig. Ich könnte verrückt werden.«

Seine Frau hob kurz den Blick von der Zeitung. »Sollen wir die Bank überfallen?«

»Was?«

»Die Bank überfallen«, wiederholte Gudrun. »So wie gestern im Film.«

»Blöder Witz.« Ernst starrte sie an, sie vertiefte sich aber schon wieder in die Zeitung. Langsam schob er seine Hand über den Tisch und schnipste gegen den nächsten Krümel. Dieses Mal traf er die Zeitung und machte die Siegerfaust. Seine Frau reagierte nur nicht. Ernst ließ den Arm wieder sinken. Vielleicht sollte man doch mal über einen Banküberfall nachdenken. Aber wozu? Im richtigen Leben wurden die Bankräuber ja immer erwischt. Und langweilten sich dann im Gefängnis. Er seufzte. Dann noch mal etwas lauter. Bis Gudrun ihn wieder ansah.

»Mein Gott, Ernst«, sie ließ die Zeitung sinken. »Dann mach doch irgendetwas. Aber stöhn hier nicht rum.«

»Was soll ich denn bitte schön machen?« Mit einem Anflug von Verzweiflung schüttelte er den Kopf und deutete nach draußen. »Man kann noch nicht mal spazieren gehen. Bei diesem Wetter.«

Energisch legte Gudrun die Zeitung zur Seite. »Nächstes Wochenende ist schon der erste Advent, es ist noch jede Menge zu tun. Was ist los mit dir? Du freust dich doch sonst auch auf Weihnachten. Du kannst die Lichterketten draußen anbringen, du kannst meine Weihnachtskugeln vom Boden holen, du kannst den Keller aufräumen, du kannst …«

»Draußen? Die Lichterkette?« Entsetzt sah er sie an. »Es stürmt und regnet draußen. Willst du mich umbringen?«

»Dann räum den Keller auf«, Gudrun stand auf und schob ihm die Zeitung hin, »oder lies die Zeitung. Da ist eine nette Kritik über den Film von gestern. Den wir so lustig fanden.« Sie stellte die leeren Kaffeetassen ineinander und ging in die Küche. Und sang dabei laut und schief: »Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit.«

Ernst seufzte und zog die Zeitung heran. Die Fernsehkritik stand auf der dritten Seite.

Die Gentleman-Räuber. Die charmante Komödie nach einer wahren Begebenheit war der Quotenhit des gestrigen Abends …

Mithilfe seines Zeigefingers las Ernst den Artikel. Es war interessant, er hatte gar nicht gewusst, dass es die drei Männer, die vor vielen Jahren sehr höflich mehrere Banken überfallen hatten, wirklich gegeben hatte. Solche Geschichten mochte er. Professionelle Arbeit, gute Planung, keine Gewalt. Nur so wurde man erfolgreich. Und nicht erwischt.

»Das ist gut«, sagte er laut. »Ja, so macht man das.« Als er den Kopf hob, stand Gudrun plötzlich im Mantel vor ihm und drapierte ihr Halstuch, während sie ihn ansah.

»Wo willst du denn hin?«

»Das habe ich dir doch gestern Abend erzählt.« Gudrun schob Portemonnaie und Lesebrille in die Handtasche. »Das Festkomitee trifft sich um drei. Um die Termine zum Schmücken der Schulaula und die letzten Feinheiten für den Weihnachtsmarkt dort abzusprechen. Und du wolltest mich um17 Uhr abholen. Das kannst du doch nicht schon wieder vergessen haben.«

Er hatte es natürlich nicht vergessen, genau da lag ja das Problem. Seit Gudrun in Rente war, organisierte sie mit Hella, Minna und Dietrich den alljährlichen Weihnachtsmarkt, dessen Höhepunkt die große Dorfweihnachtsfeier mit Baum, Chor, Geschenken für die Kinder der Gemeinde und sehr viel Glühwein und Keksen war. Das ganze Dorf versammelte sich an den Adventswochenenden, der Weihnachtsmarkt war einer der wichtigsten Treffpunkte des Jahres. Ein wirkliches Ereignis, das natürlich viel Vorbereitung erforderte.

Selbstverständlich hätte Ernst sofort mitgemacht, wenn sie ihn denn gefragt hätten. Er konnte hervorragend organisieren und war auch handwerklich begabt. Aber