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Festung von Rouen, Normandie,
Fastenzeit 1067
»Wie die Engländer wohl sind?«, fragte Sybille nachdenklich, während sie das Band am bestickten Leinenunterhemd ihrer Herrin schnürte.
»Sie haben mehr Haare und Bart als eine Herde wilder Ziegenböcke, wenn man nach denen urteilt, die wir bisher getroffen haben«, entgegnete Judith geringschätzig ihrer Magd. Als Nichte des Herzogs Wilhelm der Normandie, nun König von England, war sie sich ihres Ranges nur ach zu bewusst. »Bei unseren Männern sieht man wenigstens sofort, was sich in ihnen verbirgt, und man kann die Läuse leichter in Schach halten.« Sie warf einen Blick zum Fenster, wo der Jubel der Menge durch die offenen Läden wehte wie ein Sommerwind durch die Blätter eines Baumes. Am Fuße der hoch aufragenden Festungsmauern drängte sich die gesamte Einwohnerschaft von Rouen in den Straßen. Keiner wollte die triumphale Rückkehr des Herzogs verpassen, der in England den Thronräuber Harold Godwinsson bezwungen hatte.
Das Interesse ihrer Magd an den Engländern – und ihr eigenes, um die Wahrheit zu bekennen – rührte daher, dass ihr Onkel Wilhelm nicht nur schwer beladen mit angelsächsischer Beute in sein Herzogtum zurückkehrte, sondern auch in Begleitung hochgeborener Geiseln – englische Lords, denen er nicht traute und sie deshalb nicht aus den Augen lassen wollte.
»Aber es ist schön, einem Mann mit den Fingern durch den Bart zu fahren, findet Ihr nicht auch?«, fuhr Sybille mit funkelnden Augen fort. »Ganz besonders, wenn er jung ist und gut au