: Dror Mishani
: Vertrauen
: Diogenes
: 9783257612042
: 2
: CHF 15.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In einem Vorort von Tel Aviv wird vor einem Krankenhaus ein Neugeborenes gefunden. Am selben Tag verschwindet ein Tourist und lässt sein Gepäck im Hotelzimmer zurück. Inspektor Avi Avraham hat genug von Bagatellfällen und häuslichen Dramen. Deshalb stürzt er sich gleich in den rätselhaften Vermisstenfall. Doch bald merkt er, dass auch das Private Sprengstoff birgt - und gerät in ein Labyrinth aus Gewalt und Täuschung, das ihn bis nach Paris führt und nicht nur mit dem Mossad in Konflikt bringt.

Dror Mishani, geboren 1975 in Cholon bei Tel Aviv, ist ein israelischer Schriftsteller und daneben Literaturwissenschaftler mit dem Spezialgebiet Geschichte der Kriminalliteratur. Seine Romane sind in viele Sprachen übersetzt, seine ?Avi Avraham?-Krimi-Serie wurde mehrfach verfilmt, und von dem Bestseller ?Drei? ist eine internationale Serienverfilmung in Vorbereitung. Dror Mishani lebt mit seiner Familie in Tel Aviv.


Kommandant Benny Saban, Chef des Ayalon-Polizeidistrikts, versuchte erst gar nicht, seine Fassungslosigkeit zu verbergen. Verärgert zog er die Schublade seines Schreibtischs auf und holte ein blaues Samtetui heraus und daraus wiederum ein Gerät aus dunkelblauem Glas, das an einen altmodischen Füllfederhalter erinnerte. »Das glaub ich dir nicht, Avi«, sagte er. »Das kannst du nicht ernst meinen.«

Doch Oberinspektor Avraham Avraham meinte es sehr ernst. Er hatte zwar erst am Morgen um dieses Treffen gebeten, aber er hatte es seit dem Frühsommer geplant und wartete darauf, seit er aus dem Urlaub zurück war. Saban fragte: »Das stört dich nicht, oder? Der Dampfer?« Und Avraham schüttelte den Kopf.

Ilana Liss, die vor Saban Distriktkommandantin gewesen war, hatte aus ebendieser Schublade gerne einen der durchsichtigen Plastikbecher geholt, ein bisschen Wasser hineingefüllt, ihn auf den Schreibtisch gestellt und Avraham gebeten: »Mach uns mal eine Zigarette an«, obwohl das Rauchen auf dem Revier untersagt war. Er hatte immer erst eine Zigarette angesteckt und sie ihr gereicht und sich dann selbst eine angezündet. Nur ganz am Anfang ihrer Zusammenarbeit, als sie noch jung gewesen waren, hatte er sich einfach zwei Zigaretten auf einmal in den Mund gesteckt und beide mit einer einzigen, langen Flamme entzündet.

Sabans Vaporizer stieß eine rosa Wolke aus, und sein Vorgesetzter redete aus dieser Wolke heraus weiter auf Avraham ein. »Aber du bist doch erst höchstens zwei Jahre, Avi … Ich verstehe dich nicht. Wie alt bist du jetzt? Sechsundvierzig? Siebenundvierzig?«

»Dreiundvierzig.«

»Im Ernst? Trotzdem. Wohin, denkst du, kannst du in dem Alter noch wechseln?«

Er wusste nicht genau, wohin. Wollte versuchen, zu einer der landesweit operierenden Abteilungen der Polizei versetzt zu werden. Zur Einheit für internationale Ermittlungen oder zum Dezernat für Betrugsfälle. Ja, vielleicht sogar zu einem der anderen Sicherheitsorgane. Und genau genommen war er auch schon fast vierundvierzig.

»Was denn für andere Sicherheitsorgane, Avi? Wovon redest du