Die anderen Domestiken verstummen, als Lister das Zimmer betritt.
»Ihr Leben nichts als Nebeldunst der Irrnis«, sagt Lister, »ihr Sterben peinigt Angst und Wirrnis. – Ich zitiere ausDie Herzogin von Malfi; John Webster, alter englischer Dramatiker.«
»Wenn man sagt, etwas ist nicht unmöglich, dann ist das nicht ganz dasselbe, wie wenn man sagt, daß es möglich ist«, sagt Eleanor, die, obwohl jünger als er, Listers Tante ist. Dabei zieht sie ihren Mantel aus. »Nur rein technisch ist, was nicht unmöglich ist, möglich.«
»Wir diskutieren heute keine Möglichkeiten«, sagt Lister. »Heute reden wir über Tatsachen. Jetzt ist nicht die Zeit für Belanglosigkeiten.«
»Über vollendete Tatsachen«, sagt Pablo, das Faktotum.
Eleanor hängt den Mantel auf einen Bügel.
»Ganz Genf wird reden«, sagt sie.
»Und der unterm Dach?« fragt Héloise, das jüngste Stubenmädchen, und faltet die Hände über dem runden Bauch. Der Bauch bewegt sich von selbst, und sie tätschelt ihn. »Und der unterm Dach?« fragt sie. »Lassen wir ihn laufen?«
Eleanor betrachtet den Bauch des Mädchens. »Du läßt dich lieber nicht blicken, wenn die Journalisten kommen«, sagt sie. »Kümmer dich nicht um den unterm Dach. Sie werden dich ausquetschen. Alles wissen wollen.«
»Oh«, sagt Héloise, die Hände auf dem Bauch. »Es bewegt sich. Vielleicht werde ich ohnmächtig.« Aber sie steht kerzengerade und gelassen und keineswegs einer Ohnmacht nahe am Fenster des Domestikensalons und sieht hinaus.
»Er war auf seine Art ein feiner Mensch. Ganz Genf war maßlos überrascht.«
»Wird überrascht sein«, sagt Eleanor.
»Lassen wir die Haarspaltereien«, sagt Lister, »zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ich erwarte jeden Augenblick eine Meldung von der Pforte. Langsam müßten sie jetzt kommen. Seht aus dem Fenster.« Und zu der Schwangeren: »Hast du alles Gepäck draußen?«
»Pablo hat schon seine Sachen gepackt«, sagt Héloise und richtet mit einer leichten Körperdrehung ihre großen Augen auf das Faktotum.
»Vernünftig«, sagt Lister.
»Pablo ist der Vater«, erklärt Héloise, ihren Bauch tätschelnd, der unter der Schürze zuckt.
»Da wäre ich nicht so sicher«, sagt Lister. »Du ja eigentlich auch nicht.«
»Jedenfalls ist es nicht der Baron«, sagt Héloise.
»Nein, der ist es nicht«, sagt Lister.
»Der Baron ist es nicht, das steht fest«, sagt Eleanor.
»Der arme selige Baron«, sagt Héloise.
»Eben«, sagt Lister. »Er muß gleich kommen. Im Buick, denke ich.«
Eleanor zieht eine Schürze an. »Wo ist mein Karottensaft? Geh zu Monsieur Clovis und frag ihn nac