Es war der erste laue Abend im März, aber der Mann vor dem Hotel trug noch dunklen Mantel, Schal und Hut. Seine Brille reflektierte das Neonlicht über dem Eingang. Das Astra lag in einer Seitenstraße der Altstadt – Billardkneipen, Ramschläden, Sexshops und Secondhandboutiquen für Grenzgänger zwischen den Geschlechtern. Der Blick, den der Mann um sich warf, nachdem er Jimmy Chang seine Karte gegeben hatte, verriet, wie unbehaglich er sich fühlte.
»Dr. Eduard Kopmann, Generalvertretung derSPUMEXin der Bundesrepublik Deutschland, 8000 München-Bogenhausen.« Jimmy Chang, der Nachtportier, las so laut, dass Kant, der in der Halle saß und in einer alten Ausgabe derSouth China Morning Post blätterte, jedes Wort verstehen konnte. Für einen Anglo-Chinesen sprach Jimmy ein ziemlich verständliches Deutsch. »Und Sie möchten Herrn Kant in welcher Angelegenheit sprechen?«
»Privat bestimmt nicht, Menschenskind.«
Kant hob den Kopf. In diesem Satz steckte fast alles, was ihn an den Aufträgen reizte, die er manchmal übernahm: rauszufinden, wo die Verachtung in Angst umschlug. Und die Angst in Taten.
Er fing Jimmys Blick auf und nickte.
»SPUMEX, was ist das?«
Sie saßen im Salon auf der ersten Etage, den die Chinesen als Spielzimmer benutzten – schwere rote Samtvorhänge, schwarze Ledersessel, vergoldete Lampen und ein achteckiger, mit Filz bespannter Marmortisch. Ein Summer warnte vor ungebetenem Besuch. Hinter einer geheimen Tapetentür konnte sogar ein Roulettekessel verschwinden.
Dr. Kopmann steckte sich eine Zigarette an, ohne Kant eine anzubieten. »Eine Großhandelskette«, sagte er. »Früchte, Gemüse, Weine.«
»Inter