: Robert Louis Stevenson
: Meistererzählungen
: Diogenes
: 9783257610437
: 1
: CHF 13.00
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 448
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Diese Anthologie enthält neben dem Klassiker Dr Jekyll und Mr. Hyde weniger bekannte, doch ebenso meisterliche Geschichten des großen Erzählers Stevenson.

Robert Louis Stevenson wurde 1850 als Sohn eines Leuchtturmingenieurs in Edinburgh geboren, gab eine juristische Karriere zugunsten der literarischen Aktivität auf, heiratete die zehn Jahre ältere Amerikanerin Fanny Osbourne, reiste - auf der Suche nach einem Kurort für sein Lungenleiden - rastlos um die Welt: durch ganz Europa, Amerika und in die Südsee, wo er 1894 starb.

Reverend Murdoch Soulis war seit vielen Jahren Pastor der Gemeinde Balweary, eines im Tale des Dule gelegenen Heidedorfes. Ein strenger, freudlos blickender, alter Mann, der Schrecken seiner Hörer, hauste er während der letzten Jahre seines Lebens in dem kleinen, einsamen Pfarrhause am Fuße des Hanging Shaw, ohne Verwandte, Diener oder irgendwelche menschliche Gesellschaft. Trotz der eisernen Gesetztheit seiner Züge war sein Blick wild, unsicher und voller Furcht; und wenn er in privater Ermahnung die Zukunft des unbußfertigen Sünders schilderte, schien sein Auge die Stürme der Zeit zu durchdringen und die Schrecken der Ewigkeit zu schauen. Viele junge Leute, die sich mit seiner Hilfe auf das heilige Abendmahl vorbereiteten, wurden von seinen Reden zu panischer Furcht aufgerüttelt. Insbesondere hatte er eine Predigt über Petrus I, Vers5 und8, »Der Teufel ist ein brüllender Löwe«, in der er sich selbst übertraf, sowohl durch den grauenerregenden Gegenstand wie durch das Furchtbare seines Gebarens auf der Kanzel, und die er an jedem ersten Sonntag nach dem17. August hielt. Die Kinder wurden dabei von Krämpfen befallen, die alten Leute dagegen sahen mehr als gewöhnlich orakelhaft drein und ließen den ganzen Tag über allerlei Andeutungen fallen von der Art, wie Hamlet sie zu mißachten liebte. Das Pfarrhaus selbst lag neben den Wassern des Dule zwischen einigen dichten Bäumen; es war auf der einen Seite überschattet von dem hängenden Shaw selbst und bot nach der anderen Seite einen Blick auf zahlreiche, kalte Heidehügel, die sich hoch gegen den Himmel abhoben, und die bereits zu einer sehr frühen Zeit von Mr. Soulis’ Amtsdauer während der Abenddämmerung von allen, die sich auf ihre Vorsicht etwas einbildeten, gemieden wurden. Ja, die Gevattern, die sich in dem Dorfgasthause versammelten, pflegten bei dem Gedanken, spät in der Nacht an jenem unheimlichen Ort vorbei zu müssen, den Kopf zu schütteln. Um ganz genau zu sein, es gab dort eine Stelle, die mit besonderer Scheu betrachtet wurde. Das Pfarrhaus lag zwischen der Landstraße und den Wassern des Dule, mit je einem Giebel nach jeder Seite, während die Rückwand nach dem fast eine halbe Meile entlegenen Kirchdorf Balweary blickte und die Vorderfront samt einem kahlen, von einer Dornenhecke