: Damaris Bretzner
: Die substitutionsgestützte Behandlung von Menschen mit Opiatabhängigkeit - Nachhaltige Hilfe oder Verlängerung der Abhängigkeit? Eine Studie zu Effizienz und Problematik der Opiats
: Diplomica Verlag GmbH
: 9783961463725
: 1
: CHF 22.70
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: Sonstiges
: German
: 152
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
In diesem Buch wird zunächst ein Überblick über Geschichte, Hintergründe und Rahmenbedingungen der Substitutionsbehandlung in Deutschland gegeben und darauf eingegangen, inwieweit soziale Probleme opiatabhängiger Personen durch Aufnahme einer Substitutionsbehandlung behoben werden können bzw. fortbestehen. Anhand von Leitfadeninterviews mit Personen, die sich zum Teil in einer Substitutionsbehandlung befinden und zum Teil ihre Substitutionsbehandlung erfolgreich beendet haben, wird geprüft, ob die Behandlung tatsächlich effektive Hilfe für die Betroffenen darstellt oder ob sie auch Risiken - beispielsweise eine Verhinderung des Ausstiegs aus der Opiatabhängigkeit - mit sich bringt. Auch setzt sich die Studie damit auseinander, welche persönlichen Faktoren im Leben der Interviewten für einen Ausstieg aus bzw. für einen Verbleib in der Substitution ausschlaggebend sind. Zudem wird untersucht, wie die Interviewten ihre Situation erleben und als wie effektiv sie die Angebote des Hilfesystems wahrnehmen.

Damaris Bretzner, geb. 1977, nahm nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums zur Dipl.-Sozialarbeiterin/-pädag gin eine Tätigkeit in der Drogenhilfe auf und absolvierte berufsbegleitend eine verhaltenstherapeutisch orientierte Weiterbildung zur Sozialtherapeutin Sucht sowie ein Studium zur M.A. Soziale Arbeit. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit lag in der Drogenberatung, zu der auch die Durchführung Psychosozialer Betreuung substituierter Personen gehörte. Da sie sowohl Personen erlebte, denen es nach langjähriger Opiatabhängigkeit gelang, eine Opiatabstinenz zu erreichen, als auch Personen, die überzeugt davon waren, dauerhaft ein Substitut zu benötigten, wurde ihr Interesse daran geweckt, sich im Rahmen der vorliegenden Studie mit der entsprechenden Thematik auseinanderzusetzen.
Kapitel 3.1 Das Problemkonzept nach Silvia Staub-Bernasconi: In ihrem Aufsatz verdeutlicht Staub-Bernasconi, dass für Menschen neben einer menschen- und naturgerechten ökologischen Umwelt eine menschengerechte Gesellschaft nötig ist, um überleben zu können und sowohl Existenz als auch Wohlbefinden zu sichern. Die Soziale Arbeit ist laut Staub-Bernasconi mit vier Problemkategorien auf unterschiedliche Weise konfrontiert: Zum einen hat sie mit Problemen der individuellen Bedürfnis- und Wunscherfüllung, sogenannten Ausstattungsproblemen, zu tun, zum anderen ist Soziale Arbeit mit Problemen der Verständigung, Kooperation und des Austausches zwischen Menschen konfrontiert, die Staub-Bernasconi als Austauschprobleme bezeichnet. Eine weitere Problemkategorie sind die Machtprobleme, hierbei handelt es sich um Probleme der abgesicherten Besitznahme, der Herrschaft und der unfairen Arbeitsteilung in sozialen Systemen. Als vierte Kategorie nennt Staub-Bernasconi Kriterienprobleme, die sich daraus ergeben, dass aus den Machtproblemen Regeln der Ressourcenverteilung sowie unterschiedliche Faktoren, die die Verteilungsmuster stützen und legitimieren, entstehen. In allen diesen Bereichen können Probleme auftreten, da Menschen vielfache Wünsche und Bedürfnisse haben, zu deren Befriedigung sie auf Ressourcen angewiesen sind, die in ihren sozialen Systemen unterschiedlich knapp sein können (vgl. Staub-Bernasconi 1994, S. 14). Bei den sozialen Ausstattungsproblemen handelt es sich um Probleme, die im Zusammenhang mit der unterschiedlichen Teilhabe von Individuen an unterschiedlichen Ressourcen oder Errungenschaften einer Gesellschaft stehen. Es kann sich hier um psychische, gesundheitsbezogene, medizinische, soziale und kulturelle Ressourcen handeln. Staub-Bernasconi nennt sechs unterschiedliche Ausstattungsdimensionen, die für die Soziale Arbeit zentral sind (vgl. Staub-Bernasconi 1994, S. 15). Nicht nur Individuen können unter Ausstattungsproblemen leiden, sondern auch soziale Systeme wie z. B. Familien, Nationen oder Organisationen. Staub-Bernasconi nennt die Ausstattungsprobleme Probleme beeinträchtigter Bedürfniserfüllung, hierbei spielt es keine Rolle, wodurch die Beeinträchtigungen entstanden sind und welche Folgen sie haben. Insbesondere Grundbedürfnisse sind Bedürfnisse, die befriedigt werden müssen. Werden sie nicht erfüllt bzw. werden sie durch Lernprozesse über- oder verformt, kann dies geistige Desorientierung, psychische Einbrüche, abweichendes, selbstzerstörerisches Verhalten, Apathie und soziale Isolation fördern. Nicht zu verwechseln mit den Grundbedürfnissen sind Wünsche. Diese sind grenzenlos, berücksichtigen keine reale Ressourcenknappheit und beziehen sich weder