: Gonzalo Giner
: Die Fenster zum Himmel Historischer Roman
: Blanvalet
: 9783641227708
: 1
: CHF 7.30
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 864
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auf der Suche nach seinem Platz in der Welt fand er die Fenster zum Himmel.
Kastilien, 1474: Eigentlich sollte Hugo de Covarrubias den Wollhandel seines Vaters fortführen. Doch dann wird er Opfer einer List und muss hilflos mit ansehen, wie sein raffgieriger Stiefbruder zum rechtmäßigen Erben erklärt wird. Hugo hingegen wird nach Flandern entsandt. Dort soll er das Handwerk seiner Familie von der Pike auf lernen. Aber auch in der Fremde - weit entfernt von seiner Heimat und seiner geliebten Freundin Berenguela - erwarten ihn nur Niedertracht und Gefahr. Hugo muss letztlich flüchten. Er ahnt nicht, dass seine abenteuerliche Reise über das kalte Neufundland und die afrikanischen Wüsten ihn schließlich zu seiner wahren Bestimmung führen wird.

Gonzalo Giner, 1962 in Madrid geboren, schrieb 2004 seinen ersten Roman, der in sechs Sprachen übersetzt wurde.Der Heiler der Pferdeist sein dritter Roman - und sein persönlichster, denn Gonzalo Giner studierte Veterinärmedizin und ist praktizierender Tierarzt. Er erzählt von der hohen Kunst der Tierheiler im Mittelalter, eingebettet in die prächtige historische Kulisse Spaniens im 12. und 13. Jahrhundert.

2


Messe in Medina del Campo, Königreich Kastilien, Mai 1474

Der Brokat- und Posamentenstand flog durch die Luft, als ein junger Mann auf seiner Flucht vor zwei Bütteln dagegenprallte. Zuvor hatte er in einer anderen Straße bereits eine Bude mit Käse und Wurstwaren zu Fall gebracht, außerdem eine Wechselstation mit ihren Waagen, Rechnungsbüchern und Münzen, deren illustre Kunden unter Protestrufen am Boden gelandet waren.

Zehn Minuten zuvor hatten sich die beiden Büttel in einem der bekanntesten Gasthäuser der Stadt eingefunden, nachdem sie darüber informiert worden waren, dass sich dort eine Gruppe Jünglinge ganz unverschämt aufführte. Eine schöne Dame aus Brügge hatte sich beschwert, dass sie von einem dieser offensichtlich betrunkenen Kerle belästigt worden sei.

Der junge Mann hatte sich – offensichtlich angestachelt durch eine Wette mit seinen Kameraden – einfach ohne Erlaubnis an ihrem Tisch niedergelassen, hatte ihr, ehe sie sichs versah, einen Kuss auf die Lippen gedrückt und ihr in den Allerwertesten gekniffen.

Weil die Burschen alle wie von der Tarantel gestochen davongestoben waren, hatte man sich bei der Suche auf den von der jungen Dame genau beschriebenen Übeltäter beschränkt, auf den sich ja auch die Wut des Ehemanns richtete.

Die Büttel hatten sich zunächst in den angrenzenden Straßen und auf der Plaza Mayor nach ihm umgesehen, bis sie ihn schließlich vor der San-Antolín-Kirche entdeckt hatten.

Die Menschenmassen auf dem Platz und in den Gässchen ringsherum erschwerten die Flucht des Täters, allerdings auch die Verfolgungsjagd der Gerichtsdiener, die mit lauter Stimme die Hilfe der Umstehenden einforderten.

Der junge Mann rammte ein Maultier, verlor im Fall einen Schuh und rollte über den Boden. Dabei zerriss der Ärmel seines Hemdes, er hielt aber nicht inne, um seinen blutenden Arm zu untersuchen. Stattdessen kam er mühsam wieder auf die Füße, sammelte sich einen Moment und rannte dann die Calle de la Rúa in Richtung des Judenviertels und der Randbezirke weiter. Dort hatte er gute Freunde, bei denen er sich vielleicht verstecken könnte, oder er könnte zumindest im Gewirr der kleinen Gässchen untertauchen.

Allmählich wurden ihm die Beine schwer, und sein Kopf schien zu explodieren, immerhin hatte er sechs Karaffen Wein intus.

Als er sich jetzt umschaute, hatte er den Eindruck, einen Vorsprung gewonnen zu haben. Er holte Luft und wollte noch einmal an Tempo zulegen, um die Verfolger endgültig abzuschütteln, da versperrte ihm eine riesige Sau den Weg, die an einem Strick geführt wurde, und der junge Bursche rannte Tier und Besitzer über den Haufen. Er selbst flog über den Körper des Schweins hinweg, schlitterte dann am Boden noch ein paar Klafter weiter und prallte am Ende gegen ein Fass mit eingelegtem Hering. Das Fass bekam Risse, und eine klebrige, stinkende Flüssigkeit floss heraus und verteilte sich in Sekundenschnelle in seinem braunen Haar. Es war das Letzte, was Hugo de Covarrubias noch mit