: Myriane Angelowski
: Jenseits des Rheins Köln Krimi
: Emons Verlag
: 9783960417002
: 1
: CHF 8.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Spurlos verschwunden in Köln Der vierzehnjährige Lenni ist spurlos verschwunden. Mitten in Köln, genau an dem Tag, an dem er vom geheimen Doppelleben seines Vaters erfahren hat. Lennis Mutter Katharina ist sich sicher, dass ihrem Sohn etwas zugestoßen ist. Denn Lenni ist besonders - er polarisiert, eckt an und kämpft an vielen Fronten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn der Junge hat auch eine Seite, von der Katharina nichts ahnt. Mit katastrophalen Folgen ...

Myriane Angelowski, in Köln geboren und im Bergischen Land aufgewachsen, studierte Sozialarbeit und arbeitete als Referentin für Gewaltfragen bei der Kölner Stadtverwaltung. Neben ihrer Arbeit als Autorin leitet sie Krimi-Seminare und Schreibworkshops. www.angelowski.de

Köln-Nippes, Dienstag

Lou Vanheyden späht durch das Schaufenster ins Ladenlokal der Bäckerei Morgenroth. Eine Verkäuferin kehrt den Boden, die Brotkörbe wurden schon geleert, und die Scheiben der Glasvitrine, in denen zu Geschäftszeiten Torten und Quiches präsentiert werden, sind gewienert.

Lou öffnet ein unscheinbares Tor, durchquert den übersichtlichen Innenhof und gelangt über einen engen Flur in die Backstube. Schon als Mädchen ist sie diesen Weg entlanggehüpft, um ihre Freundin Hanna abzuholen. Zur Schule, zum Spielen, später, um Jungs zu treffen oder im Nippeser Tälchen zu paffen. Unzählige Butterbrote, die Hannas Mutter dick mit Marmelade bestrich, hat Lou an diesem Ort gefuttert. Der Geruch von frischem Brot gehört untrennbar zu ihrer Kindheit, wie das Hänneschen Theater und der Wind, der immerfort um den Kölner Dom fegt.

Lou Vanheyden und Hanna Morgenroth verloren sich weder durch Lous polizeiliche Grundausbildung in Selm-Bork noch durch Hannas Geschichtsstudium aus den Augen. Als Hannas Vater an Alzheimer erkrankte und das Geschäft auf einmal vor dem Aus stand, sattelte die Historikerin um und übernahm den Betrieb. Längst schreibt die Bäckerei Morgenroth wieder schwarze Zahlen.

Lou schneit fast täglich herein, meistens morgens auf ihrer Joggingrunde, bevor sie ins Polizeipräsidium fährt. Heute hat sie ab mittags Überstunden abgebaut, um zusammen mit Henry, ihrem Exmann, alles für die anstehenden Baumaßnahmen in ihrem Haus vorzubereiten.

»Habt ihr deinen Dachboden ausgeräumt?«, fragt Hanna, die mit beiden Händen in einer großen Plastikschüssel verschiedene Samen und Trockenfrüchte miteinander vermengt.

»Ja, besenrein, und Tessas Zimmer ist auch leer, ihre Sachen und das Kinderbett stehen für den Übergang in Friedas Zimmer. Das ist gerade die reinste Rumpelkammer.«

»Ist nett, dass Henry dir hilft.«

»Ja, bei solchen Sachen kann ich mich auf meinen Ex verlassen.«

»Wann kommen die Handwerker?«

»Morgen früh um sieben, ich habe mir extra freigenommen, um ein Auge auf die Arbeit zu haben, so etwas wie letztes Mal darf nicht wieder vorkommen. Als damals die Fenstersimse erneuert wurden, haben die Experten doch auch an die Küchenfenster frischen Beton gegossen, obwohl Terrassentüren eingesetzt werden sollten.«

Hanna lacht. »Ich erinnere mich.«

»Ich bin im Baumarkt gewesen, damit ich die Tür- und Fensterrahmen in Tessas altem Kinderzimmer schon mal abschleifen und lackieren kann. Die Tapeten mache ich wahrscheinlich ab und verputze die Wände einfach neu.«

»Morgen Nachmittag kann ich dir helfen, aber du weißt ja, ich habe bei so etwas zwei linke Hände. Magst du ein Zimtweckchen?«

»Klar.« Lou setzt sich auf den Holzschemel, ihrem Lieblingsplatz in der Backstube, und gießt Kaffee in zwei Tasse