: Thilo Scheurer
: Feuersee Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960415596
: 1
: CHF 7.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 304
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein fesselnder Plot, Charaktere mit Herz und viel Stuttgarter Lokalkolorit: der dritte Fall für Sebastian Franck. In einem Wald nahe Rottweil wird das Skelett einer jungen Frau gefunden, zusammen mit einer Prothese, die auf einen völlig anderen Fall verweist: Sie gehörte zu einem Münzhändler, der bei einem Raubüberfall vor über zehn Jahren ums Leben kam und dessen unvollständiger Leichnam im Stuttgarter Feuersee gefunden wurde. Sebastian Franck vom Stuttgarter LKA-Dezernat für ungeklärte Mordfälle kommt ein schockierender Verdacht - und er geht den längst vergangenen Ereignissen noch einmal auf den Grund.

Thilo Scheurer, Jahrgang 1964, lebt und schreibt in einer Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds. Er ist Mitinhaber eines kleinen Softwareunternehmens. Aus seiner Feder stammen mehrere Abenteuer- und Kriminalromane. Der Autor ist verheiratet und hat zwei Kinder.

1


Kaum Schauerneigung und bis zu zwanzig Grad lautete die Wettervorhersage für diesen Tag. Eine glatte Lüge. Schon seit dem frühen Morgen hielt sich zäher Nebel über der alten Reichsstadt. Und anstatt sich gegen Mittag aufzulösen wie vorhergesagt, wurde der Nebel immer dichter. Pünktlich zu Beginn des Einsatzes hatte es schließlich zu regnen begonnen. Zuerst nur ein Nieseln, sodass sich die nebelfeuchte Luft noch schwerer und nasser anfühlte. Dann immer heftiger. Und trotz des kühlen, böigen Windes, der noch zusätzlich Wasser von den Ästen herunterrieseln ließ, hielt sich der Nebel zäh zwischen den mächtigen Tannen.

Hauptkommissar Wolfgang Treidler hatte Mühe, seiner Kollegin Carina Melchior zu folgen, die auf dem steil ansteigenden Trampelpfad einen möglichst trockenen Weg durch das Unterholz suchte. Im Gegensatz zu ihm schaffte sie es immer wieder, den Pfützen und nassen Zweigen auszuweichen. Wohl auch deshalb hatte sich seine Jeanshose inzwischen bis zu den Oberschenkeln mit Wasser vollgesogen, und an den frisch geputzten Cowboystiefeln klebte zentimeterdick der Schlamm. Melchior hingegen schien wie immer für alle Eventualitäten gerüstet. Ihre gelben Gummistiefel reichten fast bis zu den Knien, und eine ebenso gelbe Öljacke mit Kapuze endete erst kurz oberhalb davon. Das alles hatte sie irgendwo in ihrem Auto verstaut. Vermutlich lagerte dort sogar Ausrüstung für die Apokalypse nach einem Kometeneinschlag.

»Skelettierter menschlicher Schädel gefunden«, so hatte vor knapp einer Stunde die Meldung einer Polizeistreife gelautet. Diesen hatten kurz zuvor zwei spielende Jungen im Alter von elf und zwölf Jahren im Wald entdeckt. Ziemlich aufgelöst waren sie auf die nahe Bundesstraße gerannt und der Besatzung eines Streifenwagens aufgefallen. Nachdem die Kinder die Polizisten zur Fundstelle geführt hatten, verständigten die sogleich ihre Kollegen von der Kriminalpolizei. Und seither blieb es auf den Funkfrequenzen nur selten länger als einige Sekunden stumm. Kein Wunder. Über ein Dutzend Beamte waren angerückt, um das Waldstück samt den Zufahrten zu sichern und es nach weiteren menschlichen Überresten zu durchsuchen.

»Scheißwetter«, fluchte Treidler und strich sich die Haare zurück. Wasser lief ihm in den Kragen.

»Sie sind falsch angezogen«, entgegnete Melchior, ohne ihr Tempo zu verlangsamen. »Haben Sie eigentlich keine anderen Schuhe?«

»Doch.«

»Und warum ziehen Sie die nicht an?«

»Ich wusste nicht, dass ich heute noch wegen eines Scheißschädels an einer Expedition durch den Regenwald teilnehmen muss. Dieses Ding geht uns garantiert nichts an«, brachte er hervor, ehe er Luft holen musste.

»Woher wollen Sie das wissen?«

Treidler blieb stehen, atmete ein weiteres Mal durch. »Es gibt keine offenen Vermisstenfälle in unserem Polizeibezirk.«

»Und wenn der Schädel zu einer vermissten Person aus einem anderen Bezirk gehört?« Melchior entfernte sich weiter. Das leuchtende Gelb ihrer Regenjacke verbl