: Werner Bitter
: Von Dünen, See und Strand Geschichten und Geschichtliches über die Insel Juist
: Tredition
: 9783347395848
: 1
: CHF 4.80
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 180
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In den beiden ersten Geschichte blicke ich auf die Ursprünge der Insel Juist, beginnend im ausgehenden Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Ich versuche Leserinnen und Lesern eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie menschliches Leben dort ausgesehen hat. Die von mir ausgewerteten Unterlegen geben Einblicke in interessante, gelegentlich amüsante, aber zum Teil auch tragische Begebenheiten die ich erzählend darstelle und kommentiere. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts sah es auf Juist nicht viel anders aus als in den letzten des vergangenen. Das wirtschaftliche Leben war vom Niedergang der Seeschifffahrt gekennzeichnet. Die im Zusammenhang mit Napoleons Kriegsführung errichtete Kontinentalsperre unterband jeden Seehandel mit England. Das führte zum vollständigen Zusammenbruch des einzigen Wirtschaftszweiges, der Seeschifffahrt. Anhand von Kirchenbüchern und alten Dokumenten aus dem Familienbesitz habe ich versucht das Leben auf Juist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts darzustellen, beginnend mit der Suche nach meiner Ururgroßmutter, die vom Festland kam, einen Sohn mitbrachte und den Juister Fährschiffer heiratete. In vier Geschichten habe ich versucht das Leben meiner Juister Urgroßeltern nachzuvollziehen und aufzuzeigen, wie sich das Leben auf der Insel während ihrer Lebenszeit veränderte. Zwischen 1850 und 1900 wurde aus einem ärmlichen Inseldorf ein angesagtes Nordseebad, besucht von Königen und Fürsten. Dieser Erzählzeitraum endete mit dem Beginn des 1. Weltkriegs. Ich, der Urenkel, mache nun einen Zeitsprung und setze meine Geschichten über Juist mit einem Blick auf das Ende des 2. Weltkrieges und der schwierigen Nachkriegsjahre fort. In größeren Zeitsprüngen, der Enkel ist erwachsener geworden, hat die Insel verlassen und kehrt nur während seines Urlaubs zurück, versuche ich aufzuzeigen, wie ich als älter werdender 'Buten-Juister' meine Heimatinsel wahrnehme.

Werner Bitter, Jahrgang 1939, geboren und aufgewachsen auf der Insel Juist. Studium der Schiffsbetriebstechnik (Maschinenbau), Seefahrtzeit als technischer Schiffsoffizier; im Rheinland lebend und über 30 Jahre im internationalen Maschinen- und Anlagenbau tätig. Im Ruhestand 12 Jahre freiberuflich als Wirtschaftssenior in der regionalen Wirtschaftsberatung. Hobbys: Geschichte, Germanistik, Lesen, Schreiben (Beiträge zu regionalen Wirtschaftsmagazinen und Zeitungen, Reise-/Erlebnisbeschreibungen

Ursprünge I

Als ich begann mich mit der Geschichte meiner Juister Familie näher zu befassen, stieß ich beim Studium der alten Kirchenbücher auch auf Ereignisse und Namen, von denen ich nichts wusste, oder nur andeutungsweise gehört hatte. Ich tauchte tiefer ein in die zeitgeschichtliche Entwicklung der Insel und ihrer Bewohner, entdeckte viel Wissenswertes und teilweise auch Amüsantes und beschloss, es meinen Schilderungen über die Lebensspuren meiner Juister Familie voranzustellen.

Ganz genau weiß man nicht wann die ersten Menschen auf Juist siedelten und mich bewegt auch viel mehr die Frage, was sie bewogen haben mag sich auf dieser kargen Insel niederzulassen. Überall anders musste es besser gewesen sein, als auf diesem öden Stück Erde, dessen Boden kaum etwas abzuringen war. Waren es Verurteilte, Ausgestoßene, denen man die bürgerliche Existenz, sofern man damals davon sprechen konnte, aberkannt aber das Leben gelassen hatte? Mit letzter Sicherheit werden wir diese Frage nie beantworten können.

Aber einen Hinweis auf Besiedelung der Insel erhielt man in neuerer Zeit. Bei Bodenuntersuchungen (Heie F. Erchinger) fand man Hellerkannten (Heller = Salzwiese) aus der Zeit um 1000 n. Chr. mit dem Abdruck von Rinderhufen. Wo Rinder waren, waren auch Menschen folgert man daraus. Diese trocken gefallene Hellerkante entdeckte man am Nordstrand vor den Billdünen. Um das Jahr 1000 lagen die ostfriesischen Inseln viel weiter nördlich als heute. Diese Hellerkante könnte also an der Südseite der damals möglicherweise viel breiteren Insel gelegen haben. Da bleiben noch einige Fragezeichen. Belastbarer, so meine ich, ist eine Angabe im Ostfriesischen Urkundenbuch, herausgegeben von Dr. Ernst Friedländer. Dort steht u.a. geschrieben, dass Witzel tom Brook, Herr von Ostfriesland, seine Landschaften aufzählt, darunter auch die ostfriesischen Inseln Borklyn, Just, Burse oder Buise und weitere. Die Urkunde datiert vom 11. September 1398. Sie sagt nichts darüber aus, ob damals auch Menschen auf der Insel lebten, aber wir dürfen es annehmen, denn eine öde Sandbank wäre des Aufzählens kaum wert gewesen.

Ich hoffe mehr zu erfahren, habe aus einem von meiner Mutter aufbewahrten Karton mit Heften und Büchern aus meiner Schulzeit die AbhandlungDe Juest, Zur Kulturgeschichte des alten Eilands herausgefischt. Nichts erinnert mich an dieses Heft, umso erwartungsvoller beginne ich darin zu lesen. Und dort finde ich auch einen deutlicheren Hinweis auf die Besiedelung der Insel. Henrikus Ubbius, verfasste 1530, wahrscheinlich in Rom, eine Beschreibung Ostfrieslands in lateinischer Sprache. Ubbius s