: Guy Krneta
: Die Perücke / D Perügge
: Der gesunde Menschenversand
: 9783038531678
: 1
: CHF 20.30
:
: Erzählende Literatur
: German
: 212
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alles oder nichts. Alles fürs Theater macht die Regisseurin Rike. Kompromisslos widmet sie ihm ihr ganzes Leben. Nichts mehr vom Leben erwartet die junge Esther. Kompromisslos bringt sie sich um. Beiden gerecht zu werden versucht ein Ich-Erzähler. An der Seite Rikes wird er vom Regieassistenten zum Autor. Als Freund Esthers schaut er hilflos zu, wie sie verzweifelt. Guy Krneta hat aus einem Stück Lebens- und Theatergeschichte einen bewegten und bewegenden Roman geschrieben. Er führt uns in farbigen Porträts und Szenen neben den beiden Frauenfiguren eine Vielzahl von Theatermenschen vor Augen, leidenschaftlich dem Theater verschrieben die einen, opportunistisch das Theater nutzend die anderen. Der berndeutsche Originaltext wird im Mundart-Download zur Verfügung gestellt und bei Bühnenauftritten des Autors zu hören sein. Das Buch bietet dank der hochdeutschen Übersetzung von Uwe Dethier eine bestechende Fortsetzung des deutschsprachigen Theater- und Entwicklungsromans und zeigt das Theater, wie schon Goethe und Karl Philipp Moritz, als Medium der Selbstfindung eines jungen Menschen.

1964 geboren in Bern, lebt in Basel. Krneta war Dramaturg und Co-Leiter an verschiedenen Bühnen in Deutschland und der Schweiz. Er ist Mitbegründer des Spoken-Word-Ensembles 'Bern ist überall' und initiierte u.a. das 'Schweizerische Literaturinstitut' in Biel. Krneta schrieb zahlreiche Theaterstücke und Bücher, die mit Preisen ausgezeichnet wurden.

I

Aufgefallen ist mir ihre Zigarettenspitze. Die ihr etwas Elegantes gab, vielleicht sogar etwas Frivoles, das gar nicht zu ihr passte. Sie war eher klein, zierlich, leicht gebückt, wie eine ältere Frau. Ein junges Gesicht, braune Locken, die Fransen abgeschnitten, wie selbst abgeschnitten, leicht schräg. Große Hände, violette Hose. Ein grüner Stoffregenmantel, den sie auch im Zuschauerraum nie auszog.

Ich hab oben im ersten Rang gesessen und runtergeschaut. Es war die erste Hauptprobe eines Stücks auf der großen Bühne, offen für Mitglieder des Hauses. Zu denen ich jetzt auch gehörte, seit zwei Wochen, als Hospitant auf der Werkstattbühne. Die meisten Leute im Zuschauerraum hatte ich kürzlich kennengelernt. Die Monique von der Requisite, die Rita, Gewandmeisterin, den Eric, technischer Leiter, die Mira, den Stefan und die Claudia aus dem Malersaal, den Herrn von Mandach, Verwaltungsdirektor.

Und eben die Rike. Sie hat unten am Regiepult gesessen und geraucht. Das offene Textbuch vor sich. Das Lämpchen schien auf das Textbuch und beleuchtete den Rauch, der aufstieg, im ansonsten dunklen Zuschauerraum. Rike war Dramaturgin bei der Produktion. Der Regisseur, paar Reihen weiter vorne, im weißen Hemd, schwarze Weste, hat geschwitzt. Ab und zu ist er zu Rike nach hinten, mit einem Glas in der Hand. Er hat ihr etwas ins Ohr getuschelt, was sie aufsc