: Christian Dörge
: FRIESLAND UND DER EILIGE TOD Der Krimi aus dem Norden!
: Signum-Verlag
: 9783757949860
: 1
: CHF 4.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 132
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
1968 in der ostfriesischen Kleinstadt Hagensmoor: Der Privatdetektiv Viktor Glaasker wird ermordet - direkt vor der Wohnung von Siemen Friesland. Bevor der Detektiv jedoch sein Leben vollends aushaucht, flüstert er noch eine unvollständige Warnung, die offenbar für den Rechtsanwalt bestimmt ist. Natürlich gilt Friesland (wenn auch nur für kurze Zeit) als Mordverdächtiger No. 1, was insbesondere für Staatsanwalt Philip Lohmann ein gefundenes Fressen wäre, wenn - ja, wenn der Fall nicht mehrere unerwartete Wendungen nehmen würde, ein Fall, in dem unversehens ein Millionenerbe, eine verschwundene junge Frau und ein nach Rache dürstender Ex-Sträfling gewichtige Rollen spielen... Der Roman FRIESLAND UND DER EILIGE TOD von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien EIN FALL FÜR REMIGIUS JUNGBLUT und DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES EDGAR WALLACE, ist der fünfte Band einer Serie von Krimis aus Deutschlands Norden.

Christian Dörge, Jahrgang 1969. Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, Bildender Künstler,Theater-Schauspieler und -Regisseur.

  Erstes Kapitel


 

 

Die ganze Geschichte begann an jenem Mittwochabend, an dem der dicke Mann mit den verschreckten Augen in mein Leben trat und zugleich aus dem seinen schied.

Ich war zu Hause und wollte den Abend für mich allein haben. So war ich überrascht und verstimmt, als die Türglocke läutete, genau um halb zehn. Ich rührte mich nicht, weil ich niemand erwartete, und weil es niemand gab, den ich zu sehen wünschte. Aber die Glocke läutete mit derart hartnäckiger Unhöflichkeit weiter, als wäre der Knopf steckengeblieben.

Mit einem Seufzer erhob ich mich, ging in den Vorraum hinaus und riss die Tür auf.

Der dicke Mann bot einen furchtbaren Anblick. Er war offensichtlich in höchster Not, das schmutzige Gesicht gelblich weiß, die Augen wie im Fieber glänzend. Schwankend stand er da und atmete in schweren Zügen, aus weit geöffnetem Mund.

»Siemen Friesland?«, fragte er mit einer Stimme, die wie ein gequälter Aufschrei klang.

»Ja«, sagte ich überrascht.

Er lehnte sich an mich, und ich trat erschrocken beiseite. Sein Gesicht war schweißnass und seine Augen blutunterlaufen. Ihn einfach stehen zu lassen, widerstrebte mir. Deshalb ging ich ins Zimmer zurück. Er folgte mir schwankend wie ein Betrunkener auf Stelzen. Bei jedem Schritt verzerrte sich sein Mund.

»Was wollen Sie eigentlich von mir?«, fragte ich.

Einen Augenblick lang bewegte er die Lippen, ohne einen Ton hervorzubringen. Dann hob er die Hand, riss den Hemdkragen auf und krächzte: »Hüten Sie sich vor...«

Er fiel nieder.

Als er am Boden lag, mit dem Gesicht nach unten, die eine Hand von sich gestreckt, sah ich das Loch in seinem Rücken, genau in der Mitte zwischen den Schulterblättern. Noch quoll Blut heraus.

Ich stand und konnte mich nicht bewegen. Dann griff ich automatisch nach dem Handgelenk des Fremden. Ich spürte keinen Pulsschlag.

Er war tot.

Ich starrte ihn an wie vom Donner gerührt. Der Tod ist mir nicht fremd, und der Anblick einer Leiche ist mir keineswegs neu. Ich gehöre zu einer Generation, die Tausende von Leichen gesehen hat. Der Krieg hatte dafür gesorgt.

Aber ein einzelner Leichnam, hier auf dem Teppich meines Wohnzimmers, das war etwas vollkommen anderes.

Noch dazu ein völlig fremder Mann, dem ich meines Wissens noch nie begegnet war. Aber immerhin jemand, der meinen Namen kannte, und der offenbar versucht hatte, mich vor irgendetwas zu warnen.

Wie auch immer ich die Situation betrachtete, sie bedeutete eine erhebliche Störung meines Lebens. Es war pure Ironie, dass ich mich noch eben beglückwünscht hatte, einen ruhigen Abend daheim verbringen zu können, frei von den Problemen meiner Anwaltskanzlei. Die Kriminalbeamten würden zahllose Fragen stellen, ohne, dass ich darauf wirklich antworten könnte, und das würde ihnen ganz und gar nicht gefallen.

Ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich ging zum Telefon und rief die Polizei von Hagensmoor an: »Kommissar Ingmar Stutenbrinck, bitte.«

Die Verbindung wurde hergestellt.

»Ingmar, hier Siemen Friesland.«

»M