: GOLDMANN
: Spannung für kalte Tage und dunkle Nächte Herbst 2022
: Goldmann
: 9783641307455
: 1
: CHF 0.50
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: Erzählende Literatur
: German
Ausgewählte Krimi-Leseproben aus dem Goldmann Verlag
T.J. Newman sorgt für Nervenkitzel in 10.000 Meter Höhe, Steve Cavanagh garantiert mit einem neuen Fall für Strafverteidiger Eddie Flynn atemlose Stunden, und in C.J. Tudors »Das Gotteshaus« bedrohen düstere Geheimnisse eine Dorfgemeinschaft. Lina Areklew schickt ihre Ermittlerin im Schärenmeer auf Mörderjagd, und Samuel Bjørk bietet mit »Dunkelschnee« eiskalte skandinavische Thrillerspannung. Lucinda Riley entführt mit »Die Toten von Fleat House« in die mörderische Idylle von Norfolk, Elizabeth George, Königin der englischen Krimikunst, lässt ihren Inspector Lynley in die Abgründe Londons eintauchen, und in Beate Maxians »Ein letzter Walzer« versetzt ein mysteriöser Mord Wien in Aufruhr. Neues gibt es auch von Andreas Gruber: BKA-Profiler Maarten S. Sneijder und Kripoermittler Walter Pulaski treffen erstmals bei einem spektakulären Fall aufeinander. Max Bentows Berliner Kommissar Nils Trojan ermittelt in einer albtraumhaften Mordserie, während Harlan Coben seinen Privatdetektiv Wilde auf die gefährliche Suche nach der eigenen Vergangenheit schickt. Und Joy Fielding beweist in ihrem neuen Thriller: Manchmal geht die größte Gefahr von den Menschen aus, denen wir am meisten vertrauen ...

In dem Schuh, der auf ihrem Schoß landete, steckte noch ein Fuß.

Sie kreischte und schleuderte ihn weg. Das blutige Etwas schwebte kurz schwerelos in der Luft, bevor es durch das riesige Loch seitlich im Rumpf aus dem Flugzeug gesaugt wurde. Auf dem Boden neben ihrem Sitz kroch eine Flugbegleiterin durch den Gang und schrie die Passagiere an, sie sollten ihre Sauerstoffmasken aufsetzen.

Bill beobachtete das alles aus dem hinteren Bereich des Flugzeugs.

Die Passagierin mit dem Schuh verstand offenbar nicht, was die junge Flugbegleiterin brüllte. Wahrscheinlich hörte sie seit der Explosion überhaupt nichts mehr. Ihr flossen aus beiden Ohren dünne Blutrinnsale.

Die Druckwelle hatte die Flugbegleiterin in die Luft geschleudert, dann war sie mit ihrem braunen Lockenkopf auf dem Boden aufgeschlagen. Sie blieb einen Moment regungslos liegen, bis die Maschine in den Sturzflug ging. Als sie durch den Gang rutschte, streckte sie die Hand nach den Metallsprossen der Passagiersitze aus. Sie bekam eine davon zu fassen, ihr Arm zitterte, als sie versuchte, sich gegen die Abwärtsneigung des Flugzeugs nach oben zu ziehen. Dabei kippte sie zur Seite, und ihre Füße baumelten in der Luft. Überall im Flugzeug flogen Dinge herum, Papier und Kleidungsstücke, ein Laptop, eine Getränkedose. Eine Babydecke. Es war wie inmitten eines Tornados.

Bill folgte dem Blick der Flugbegleiterin durch die Kabine … und sah den Himmel.

Wo sich keine halbe Minute zuvor noch der Notausgang über der Tragfläche befunden hatte, schien jetzt durch ein großes Loch die Sonne herein. Die andere Flugbegleiterin hatte eben noch dort haltgemacht, um Abfall einzusammeln.

Bill hatte die ältere rothaarige Flugbegleiterin lächeln und mit behandschuhter Hand einen leeren Becher in einen Plastiksack werfen sehen – dann, einen explosiven Moment später, war sie weg gewesen. Die ganze Sitzreihe war verschwunden. Die Seite des Flugzeugrumpfs war verschwunden. Bill stellte sich breitbeiniger hin, als die Maschine zu schlingern begann, da sie offenbar keinen geraden Kurs mehr halten konnte.Natürlich, das Seitenruder, dachte er. Wahrscheinlich war das ganze Heck beschädigt.

Über dem Kopf der brünetten Flugbegleiterin gingen mit einem Krachen mehrere Gepäckfächer auf. Gepäckstücke fielen heraus und wurden in der Kabine heftig umhergeschleudert. Ein großer rosafarbener Rollkoffer schoss nach vorn, angesaugt von dem Loch im Rumpf. Auf dem Weg nach draußen prallte er gegen den Rand der Öffnung und riss ein Stück der Außenhaut des Flugzeugs mit. Das Gitterwerk der freigelegten Verstrebungen zeugte von menschlicher Ingenieurskunst vor dem Hintergrund des Himmels. Hinter den schlackernden Kabeln, die gelbe und orangefarbene Funken sprühten, sprenkelten Wolken die Aussicht. Die grelle Sonne ließ Bill blinzeln.

Das Flugzeug nahm wieder eine horizontale Lage ein, worauf es der Flugbegleiterin auf dem Boden gelang, auf alle viere zu kommen. Bill beobachtete, wie sie mit ihrem Körper kämpfte, der sich weigerte, ihr zu gehorchen. Sie schaffte es, ein Bein nach vorn zu ziehen, um dann festzustellen, dass der Knochen aus ihrem Oberschenkel ragte. Sie starrte die blutende Wunde an, kniff ein paarmal die Augen zusammen, dann kroch sie weiter.

»Masken!«, schrie sie, während sie im Gang zum Heck des Flugzeugs robbte. Ihre Stimme war wegen der ohrenbetäubenden Windgeräusche kaum zu hören. Sie sah zu einem Mann hinüber, der nach den Sauerstoffmasken griff. Er erwischte eine davon, doch als er sie a