: Lucinde Hutzenlaub
: In Liebe, Deine Paula Roman. 'Ein großartiges Leseerlebnis!' Maria Nikolai
: Penguin Verlag
: 9783641293451
: 1
: CHF 10.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine junge deutsche Auswanderin im glanzvollen New York der Dreißigerjahre - und eine unsterbliche Liebe, die das Schicksal einer ganzen Familie bestimmt
Als Esther den Dachboden ihres Einfamilienhauses in Stuttgart ausmistet, fällt ihr der elegante Fuchspelzmantel ihrer Mutter Paula in die Hände. Und mit einem Mal sind all die schmerzhaften Erinnerungen wieder da, denn der Mantel hat eine lange Geschichte: Er stammt aus Paulas Jahren als Kindermädchen bei einer der reichsten Familien New Yorks. Esther weiß, wie sehr ihre Mutter das Leben in der pulsierenden Metropole der Dreißigerjahre liebte, die Jazzclubs und die Spaziergänge im Central Park - und einen jungen Anwalt namens Norman. Doch der Mantel erinnert Esther auch an all die Geheimnisse, an den schrecklichen Verrat und schließlich an Paulas plötzliches Verschwinden. Und sie weiß, dass es nun endlich an der Zeit ist, sich auf die Suche zu machen nach jener großen Lebensliebe, die das Schicksal ihrer Familie für immer veränderte ...

»Paulas außergewöhnliche Geschichte zwischen Stuttgart und dem New York der Dreißigerjahre berührt und entfaltet einen unglaublichen Sog. Ein großartiges Leseerlebnis!« Maria Nikolai

Lucinde Hutzenlaub ist Autorin, Kolumnistin bei der »Donna« und managt eine Großfamilie mit vier Kindern. Zusammen mit ihren Co-Autorinnen ist sie regelmäßig zu Gast auf den Bestsellerlisten, zum Beispiel mit Heike Abidi und ihrem gemeinsamen Buch »Ich dachte, älter werden dauert länger«. Sie lebt und arbeitet im Süden Deutschlands, ganz in der Nähe von Stuttgart. Ihr neuer Roman »In Liebe, Deine Paula« ist ein besonderes Herzensprojekt für sie - denn er beruht in Teilen auf der Geschichte ihrer eigenen Großmutter.

Kapitel 2 


Knapp zwei Stunden später war Paula immer noch erhitzt vom Baden und voller Vorfreude auf den heutigen Abend. Ihre Wangen glühten, wie immer, wenn sie aufgeregt war. Abgesehen davon war sie einfach nur glücklich, dass endlich wieder einmal etwas in Gablenberg los war. Etwas Schönes. Paula liebte den Ort, an dem sie geboren und aufgewachsen war. An fünf Tagen in der Woche arbeitete sie als Kellnerin im Lamm, servierte den Gästen Eintöpfe, Most und Wein und manchmal, wenn Adelheid, die Köchin, wieder von einem Hexenschuss geplagte wurde, kochte sie auch nach ihren Anweisungen. Aber zunehmend fragte sie sich, ob dieses Leben hier alles war, was der liebe Gott für sie vorgesehen hatte, oder ob es da draußen vielleicht noch mehr für sie gab. Gablenberg war ein ruhiges Weinbauerndorf, das zwar zu Stuttgart gehörte, aber dennoch nicht viel Großstadtflair zu spüren bekam oder gar selbst versprühte. Paula kannte hier jede Straße, jedes Haus und auch jeden, der im Milchladen ihrer Mutter einkaufte. Aber die Welt da draußen schien so verheißungsvoll, so voller Abenteuer und spannender Länder, dass es ihr schwerfiel, einfach nur still zu sitzen und dabei zuzusehen, wie das Leben an ihr vorbeizog. Immer, wenn sie an ihre Zukunft dachte, spürte sie eine Unruhe und eine diffuse Sehnsucht, die sie selbst nicht zuordnen konnte. Vielleicht lag es ja an ihrem neunzehnten Geburtstag, den sie in etwas mehr als zwei Wochen feiern würde. Früher hatte Paula immer gedacht, dass sie bis dahin längst erwachsen sein und genau wissen würde, wohin ihr Weg sie führte. Aber das war überhaupt nicht der Fall. Ganz im Gegenteil. Sie wusste nur, dass es für sie einfach mehr geben musste, als in diesem Haus zu bleiben und gemeinsam mit ihrer Mutter den Milchladen zu führen, so lange, bis sie einen Ehemann gefunden hatte und Kinder bekam. Selbst wenn Ingrid und alle anderen von einem solchen Leben träumten, schüttelte sich Paula allein bei dem Gedanken an die Vorhersehbarkeit des Ganzen. Wenn das ihr Dasein war, würde sie vermutlich ersticken und eingehen, bevor sie wirklich gelebt hatte.

Besonders schlimm wurde es jedes Mal, wenn sie im Lichtspielhaus gewesen war. Sie bewunderte all die wunderschönen Schauspieler in ihren schillernden Roben mit den funkelnden Juwelen, die sich bei Champagner so selbstverständlich über Gott und die Welt unterhielten, als wäre das Leben eine einzige, immerwährende Party, und sie sehnte sich danach, so etwas auch einmal zu erleben.Gott und die Welt.

Sie hatte schon ab und zu versucht, mit Philip, Ingrid oder mit ihren Brüdern über die Sehnsucht nach mehr zu sprechen, aber alle hatten sie nur verständnislos angesehen.

Keiner außer ihr schien sich die Frage zu stellen, welche Abenteuer es jenseits von Gablenberg zu erleben gab, außer vielleicht Richard, der zumindest nicht wie alle anderen Jungs in diesem Alter davon träumte, bei der Stuttgarter Straßenbahngesellschaft Schaffner zu werden und frühmorgens an den Ostendplatz zum Drehkreuz zu laufen. Was Paula hingegen in Bezug auf ihn große Sorgen bereitete, war, dass er oft bei den Kaisers nebenan am Radio saß, der einzigen Familie, die bisher eines hatten und die nötige Genehmigung dazu, wenn dieser grässliche Hitler wieder eine seine aufrührerischen Reden führte. So lange saß er dort, bis Herr Kaiser das Radio abdrehte und Richard nach draußen scheuchte.

Aber auch er würde seinen Platz schon noch finden. Jeder hatte ihn gefunden. Philip würde den Fensterbaubetrieb seines Vaters übernehmen, Kurt war glücklich bei den Straßenbahnbetrieben, ihre Mutter hatte den Milchladen, Ingrid vermutlich bald einen feschen Ehemann und die Familie, von der sie seit der Grundschule träumte. Selbst der unstete Richard würde vermutlich irgendwann bei Mercedes-Benz in Untertürkheim als Mechaniker landen und den ganzen Tag unter öligen Automobilen liegen, so wie er es sich seit Jahren wünschte. Jeder um Paula herum schien zu wissen, wo er hingehörte und was er für eine Aufgabe im Leben