: Ina Haller
: Schatten über dem Aargau Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783863589738
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Lehrer der Alten Kantonsschule wird vergiftet, doch es gibt weder Motiv noch Verdächtige. Als ein weiterer Mord geschieht, beginnt Andrina Kaufmann undercover an der Schule zu ermitteln - und gerät unversehens nicht nur zur Hauptverdächtigen, sondern auch in Lebensgefahr . . .

Ina Haller lebt mit ihrer Familie im Kanton Aargau, Schweiz. Nach dem Abitur studierte sie Geologie. Seit der Geburt ihrer drei Kinder ist sie 'Vollzeit-Familienmanagerin' und Autorin. Zu ihrem Repertoire gehören Kriminalromane sowie Kurz- und Kindergeschichten. www.inahaller.ch www.facebook.com/autorininaha ler

EINS

Unter ihren Füssen knarrte der Holzboden, als Andrina ans Fenster trat. Sie stützte sich gegen den Fensterrahmen und schaute auf den Ententeich. Die Magnolie daneben blühte. Sonnenstrahlen fielen durch die frisch belaubten Baumwipfel und malten ein Muster von Licht und Schatten auf den Weg.

Erinnerungen an die Zeit, als sie selbst die Alte Kantonsschule Aarau besuchte, blitzten auf. Nicht nur schöne, die schlechten überwogen.

Weg mit den trüben Gedanken, dachte Andrina und betrachtete das frische Grün. Dazu war dieser Mittwochnachmittag viel zu schön. Der Winter hatte dieses Jahr sehr lange gedauert. Bis Ende März hatte Schnee gelegen. Dann war es mit einem Schlag warm geworden. Es schien, als ob die Natur in den letzten zwei Wochen den Rückstand aufholen wollte. Überall blühte es.

Hinter ihr erklang das Klicken der Tür.

«Da bin ich wieder», sagte Alfred Schnyder. Er gab der Tür einen Stoss mit dem Ellenbogen, damit sie ins Schloss fiel. «Herr Neumann ist leider verhindert. Er liegt mit einer Magen-Darm-Grippe zu Hause im Bett. Es ist eine Schande. Bei dem schönen Wetter sollte keiner krank sein.»

«Der harte Winter hat uns alle geschwächt.»

«Wie ich gehört habe, sind bereits Klassen im ganzen Kanton wegen dieser Magen-Darm-Sache ausgefallen. Auch vor unserer Schule macht die Grippe nicht halt. Langsam greift sie auf uns Lehrer über. Frau Fehr wird Herrn Neumann vertreten. Ist das in Ordnung für Sie? Ich habe seine und meine Unterlagen hier.» Schnyder wuchtete eine Aktentasche auf den Tisch und stellte eine Tasse mit Tee daneben.

«Das ist kein Problem.»

«Wir sind froh, dass Sie sich bereit erklärt haben, dieses Anthologieprojekt zu übernehmen. Die Schüler freuen sich riesig, und die Plätze sind seit mehreren Wochen vergeben.» Er hob die Tasse an. «Möchten Sie wirklich keinen Kaffee? Oder ein Glas Wasser?»

«Nein, vielen Dank. Ich hatte mehr Kaffee heute, als ich vertragen kann.»

Schnyder strich mit der Hand über seinen kurz gestutzten grauen Bart und danach über die vollen grauen Haare. Mit dem Kopf wies er auf seine Tasse in der Hand. «Ich kann Ihnen auch gerne eine Tasse Tee anbieten. In meiner Thermoskanne im Lehrerzimmer habe ich noch feinen Oolong-Tee, den ich von unserer letzten Asienreise aus China mitgebracht habe.»

«Nein, danke. Nur keine Umstände.» Andrina lächelte.

Schnyder hob die Tasse an die Lippen und trank einen grossen Schluck.

Als er die Tasse senkte, ging ein Ruck durch seinen Körper. Er starrte Andrina mit aufgerissenen Augen an. Mit einem Knall stellte er die Tasse ab, und Tee schwappte auf den Tisch. Schnyder fasste sich an den Hals und schnappte nach Luft. Sein Gesicht bekam eine rosa Farbe. Im gleichen Augenblick neigte sich se