: G. F. Unger
: G. F. Unger Western-Bestseller 2413 Stern auf der Weste
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732580705
: 1
: CHF 1.60
:
: Spannung
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Am Waldrand verhält Oven Timberland seinen Rotfuchs und sieht auf seine Hütte hinunter, die am Fuße des Hanges unter hohen Föhren errichtet ist.
Er drückt den Rest seiner Zigarette am Sattelhorn aus, steckt ihn in die Tasche und reitet langsam in die Senke hinunter.
Im kleinen Hof vor dem Blockhaus, dicht vor dem Tränktrog, steht ein fremdes Sattelpferd. Oven Timberland schwingt sich aus dem Sattel, und ein Comanche hätte es nicht geschmeidiger machen können. In Deckung seines Pferdes bleibt er stehen. Seine scharfen Augen entdecken bald die Umrisse eines Mannes, der bewegungslos auf der Bank neben der Tür sitzt. Die Dunkelheit ist nahezu vollständig geworden. Oven Timberland hat seinen Colt in der Hand, als er fragt: 'Mann, wer sind Sie?'
Ein leises Lachen antwortet. Und dann sagt eine tiefe Stimme im schleppenden Tonfall des Texaners: 'All right, Oven. Ich bin es - aber ich bin mir nicht sicher, ob du es bist. Deshalb wartete ich. Ich möchte mit dir sprechen, Oven.'
Oven Timberland erwidert nichts. Einige Sekunden verharrt er schweigend hinter dem Pferd. Dann führt er es zum Tränktrog und nimmt ihm den Sattel ab.
'Gehen Sie in die Hütte, Thomson, und machen Sie Licht. Ich schließe die Fensterläden und komme gleich nach', murmelt er.
Der andere Mann erhebt sich und verschwindet. Die Tür knarrt leise. Dann wird drinnen eine Petroleumlampe angezündet ...

Als Oven eintritt, die Tür schließt und den Sattel gleich neben der Tür auf den Boden legt, zündet Thomson gerade im Herd das Feuer an.

Dann richtet er sich auf, lächelt ernst und sagt: »Es war ein weiter Ritt zu dir. Ich habe einen mächtigen Hunger, Oven. Ich denke, wir unterhalten uns nach dem Essen.«

Oven Timberland sieht den US Marshal Mac Thomson aufmerksam an.

Die scharfen Falkenaugen des Oldtimers funkeln seltsam. Ein grimmiger Ernst ist in ihnen zu erkennen.

»All right.« Oven Timberland nickt. Er nimmt einen Holzeimer und geht hinaus. Nach einer Weile kommt er zurück. Man sieht, dass er sich gewaschen hat.

Dann bereiten sich die beiden Männer ein Abendbrot.

Sie essen schweigend. Manchmal sehen sie sich in die Augen. Aber sie sprechen nicht. Und als nichts mehr da ist, schieben sie ihre Teller zurück und drehen sich Zigaretten.

»Ich stecke mir keinen Stern mehr an die Weste, Thomson, wenn Sie deshalb gekommen sind«, murmelt Oven Timberland und sieht den Alten an.

Der schenkt ihm ein freudloses Lächeln.

Oven Timberland legt beide Fäuste auf den Tisch. »Thomson, ich werde fünfunddreißig Jahre alt. Ich habe genug vom Reiten und Kämpfen. Ich baue mir hier eine Ranch auf. Eines Tages wird die Weide hier von Rindern wimmeln, die meinen Brand tragen. Und vielleicht finde ich eine Frau, die mir Söhne schenkt. Das sollte das Ziel eines Mannes sein, der sein halbes Leben schon hinter sich gebracht hat.«

Mac Thomsons faltige Gesichtshaut spannt sich plötzlich. Seine Falkenaugen werden noch schärfer. Sie funkeln.

»Sei doch ehrlich, Oven. Du hast aus anderen Gründen deinen Stern abgelegt. Du wolltest kein US Deputy Marshal mehr sein, weil dein Bruder ein Bandit wurde. Damals ließ ich dich gehen, denn es wäre hart für dich gewesen, den eigenen Bruder zu jagen. Nun, jetzt hole ich dich zurück. Du wirst dir wieder den Stern an die Weste stecken!«

Er funkelt ihn an und zeigt seine Zähne, die lückenlos und gesund geblieben sind.

»Thomson, Sie wissen ganz genau, dass Jack durch besondere Umstände plötzlich außerhalb des Gesetzes stand. Er war nie ein wirklicher Bandit und ist es auch heute noch nicht – wenn er auch in den Wild Cliffs in Gesellschaft von …«

»Er ist tot, Oven«, unterbricht Mac Thomson sanft. Und dann beobachtet er schweigend, wie Oven Timberland den Schock bekämpft.

Oven Timberlands breite und knochige Schultern spannen sich. Seine Augen werden schmal, und in ihrem Hintergrund erscheint ein kaltes Funkeln. Dann stößt er den angehaltenen Atem aus und fragt kurz: »Wer?«

Thomson hebt die Schultern und zeigt nach Indianerart seine Handflächen.

»Jemand schoss ihm in Rushwater drei Kugeln in den Rücken. Es war Nacht, und er wollte sich gerade in den Sattel schwingen, um aus dem Ort zu reiten. Vorher hatte er im Three Bells Saloon mit Big Joe Uvalde eine Unterredung. Mehr ist mir noch nicht bekannt über seinen Tod. Ich habe jedoch von meinem Vertrauensmann einige Berichte erhalten, die für mich sehr aufschlussreich sind.«

Eine Pause entsteht. Die beiden Männer sehen sich in die Augen.

Dann murmelt Oven Timberland: »Jack hat zwei Mä