: Vivian Hall
: Shameless Invitation
: tolino media
: 9783754643617
: 1
: CHF 2.70
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 198
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sobald sich Eve Morgan und ihr Anwaltskollege Mike Sanders in einem Raum befinden, vibriert die Luft vor gegenseitiger Abneigung. Nicht nur, dass sie beide um die Partnerschaft in der Kanzlei buhlen, Mike scheint es auch das größte Vergnügen zu bereiten, die konservative Eve aus der Reserve zu locken. Was er nicht weiß: Heimlich fühlt sie sich von Mikes düsterer Dominanz angezogen. Tapfer wehrt sie sich gegen ihre Fantasien, bis eine schamlose Einladung ihre Standhaftigkeit auf die Probe stellt und Eve in seinen Armen förmlich in Flammen aufgeht. Gleichzeitig fühlt sie sich verletzlicher als je zuvor in ihrem Leben, denn Mike wird ihr nie geben können, was sie sich wirklich wünscht: eine monogame Beziehung. Trotzdem ist er der einzige Mensch, der ihr seine Hilfe anbietet, als sie sich ihrer fanatisch religiösen Familie stellen muss, um ihre kleine Schwester zu retten.

Die Autorin wurde 1977 in einer schwäbischen Kleinstadt geboren und lebt heute glücklich mit Mann und Kind in einem idyllischen Dörfchen nahe der Donau. Als leidenschaftliche Leserin, verschlingt sie Bücher aller Genres und hat im Schreiben ihre neue Berufung gefunden

Kapitel 2


Ein paar Tage später schloss ich die Dateiakte meines aktuellen Falles und fuhr den PC herunter. Müde sank ich gegen die Rückenlehne meines ergonomischen Bürostuhls und rieb mir erschöpft über die Nasenwurzel. Es war bereits nach zehn und wenn ich aus dem Fenster sah, blickte ich direkt auf die grell beleuchtete Stadt. Manchmal konnte ich es immer noch nicht fassen, dass es mich dank eines wohlmeinenden Schicksals hierher verschlagen hatte. Vermutlich gab es wenige Metropolen auf dieser Erde, die so überwältigend und faszinierend auf einen Menschen einwirkten wie dieser Großstadtdschungel. Man war ständig von vertrauten Geräuschen umgeben, von gelben Taxis, in welche Richtung man auch blickte und dazu gesellten sich Ströme von Menschen aus aller Welt. Doch am schönsten fand ich persönlich dieses unglaubliche Lichtermeer nach Einbruch der Dunkelheit. Als würden sich Millionen von Sternen vor einem erstrecken. Ich wandte den Blick davon ab und schob den Bürosessel ein Stück nach hinten. Zeit, heimzugehen, um wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Die Nacht endete für mich stets um 5.30 Uhr. Aufstehen, aufs Laufband, duschen und reichlich frühstücken, da ich tagsüber nur sehr unregelmäßig zum Essen kam. Ich stand auf und holte meinen Trenchcoat und die Umhängetasche, in der ich alles Lebensnotwendige aufbewahrte, was eine moderne Frau in New York benötigte. Smartphone, Pfefferspray, Geldbeutel, ein kleines Schminktäschchen. Sogar ein Kondom flog in den Tiefen herum. Nicht, dass ich es jemals benötigen werde, so gehemmt wie ich bin, dachte ich frustriert.

Wenigstens bekam ich Mike seit der letzten Teamsitzung kaum zu Gesicht. Meist erhaschte ich nur einen kurzen Blick auf ihn, ehe er sich in seinem Büro verschanzte oder bei Remington saß. Letzteres bereitete mir Sorgen. Niemand wusste, wieso die beiden in den letzten Tagen so oft die Köpfe zusammensteckten, während ich mich von Remington übergangen fühlte. Ich fragte mich, ob ich das Rennen um die Seniorpartnerschaft nicht längst verloren hatte. Ob hinter der Geheimniskrämerei der beiden bereits erste Vertragsverhandlungen steckten? Sollte sich das als wahr herausstellen, wäre das ein höchst unfeiner Zug von Remington, da er sich offiziell nicht äußerte und mich stattdessen im eigenen Saft schmoren ließ.

Leider änderten meine Vermutungen nichts an Mikes Anziehungskraft auf mich, denn er dominierte nach wie vor meine Gedanken und Träume. Ich hasste es, dass es mir nicht gelang, das zu stoppen und die Beschämung darüber nahm kontinuierlich zu und löste eine gedankliche Kettenreaktion in mir aus, die mich immer öfter zurück in meine Vergangenheit führte. Ständig hatte ich die wildglühenden Augen meines Vaters vor Augen, während er einem die strengsten moralischen Grundsätze auferlegte, die ein normaler Mensch eigentlich niemals erfüllen konnte. Für ihn und den größten Teil der Bewohner von Savage Town am Rande eines wild wuchernden Waldes in Ohio diente Sex nur reinen Fortpflanzungszwecken. Die Männer stagnierten geistig irgendwo im Mittelalter und zelebrierten die androkratische Lebensweise. Frauen durften zwar Lesen und Schreiben lernen, beim Autofahren hörte es bei den Meisten aber schon auf. In der Gemeinde war es Usus, die Frauen in die größtmög